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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Silhouette im hohen Gras ab, die offenbar keine Furcht vor den Tieren hatte, dir dort lauern mochten. Der Mann blieb stehen und hob den Arm, als wollte er sich die Augen abschirmen, aber er schien Orli nicht zu sehen. Er kam näher, trug einen langen Stock wie einen Zauberstab und strich damit das Gras beiseite.
    Orli hockte zwischen den Trümmern und fragte sich, ob es ein Freund der Roboter war. Doch die Gestalt des Fremden und seine Bewegungen deuteten darauf hin, dass es sich um einen Menschen handelte. Eine zweite Person auf dieser leeren Welt?
    Oder hatten die Roboter menschliche Kollaborateure? Orli schauderte bei dieser Vorstellung, duckte sich hinter einen Träger und überlegte, wie dieser Mensch das schreckliche Massaker überlebt haben konnte. Sie stellte sich vor, dass er das Lagerfeuer gesehen, die Musik gehört und sie vielleicht gesehen hatte. Jetzt kam er, und sie würde sterben, so wie die anderen.
    Aber er war nur ein Mann, ein dürrer Alter, wie es schien. Orli nahm ein dünnes Stück Metall, das sie als Keule verwenden konnte und das sich angenehm fest anfühlte. Sie versuchte, so grimmig auszusehen, wie es für eine verdreckte, ängstliche Vierzehnjährige möglich war, hob ihre improvisierte Waffe, verließ ihr Versteck und trat dem Fremden gegenüber.
    Sofort erkannte sie den alten Eremiten Hud Steinman, der mit Orli und ihrem Vater auf Rheindic Co Freundschaft geschlossen hatte, vor dem Transfer ihrer Gruppe nach Corribus. Nach ihrem Eintreffen in der Kolonie war der alte Mann ganz allein aufgebrochen, weil er nichts mit anderen Leuten und Kleinstadtpolitik zu tun haben wollte. Natürlich! Deshalb hatte er überlebt – weil er zum Zeitpunkt des Angriffs weit von der Siedlung entfernt gewesen war!
    Orli ließ alle Vorsicht fallen, winkte und eilte der Gestalt entgegen. Als sie den Namen des Mannes rief, überschlug sich ihre Stimme: »Mr. Steinman! Mr. Steinman!«
    Er blieb stehen, bestürzt vom Anblick der zerstörten Kolonie und dann verblüfft von dem Derwisch, der ihm entgegeneilte. Er stützte sich auf seinen Stock und wartete darauf, dass Orli näher kam. Sie warf sich ihm mit solcher Wucht in die Arme, dass er fast gestürzt wäre.
    »Ich habe den Rauch und die großen Schiffe gesehen«, sagte er und versuchte, sie auf Armeslänge zu halten. Sie war schmutzig, ihre Kleidung zerrissen. Tränen zeigten sich in ihrem rußverschmierten Gesicht. »Sag mir, was geschehen ist, Kind.«
    »Ich habe die Höhlen am Ende der Schlucht erforscht, als die großen TVF-Schiffe kamen. Sie eröffneten das Feuer auf die Kolonie, zerstörten alles und töteten die Siedler…«
    »TVF-Schiffe? Bist du übergeschnappt?«
    »Ich habe gesehen, wie sie landeten, und es kamen Soldaten-Kompis und Klikiss-Roboter heraus. Sie brachten alle um.« Orli stockte. »Alle«, wiederholte sie und blickte über die Schulter. »Es ist nichts übrig.«
    Steinman sah zur schützenden Schlucht, in der es einst eine blühende Metropole der Klikiss und vor kurzer Zeit eine Kolonie der Hanse gegeben hatte. »Du bleibst besser bei mir, Kind. Ich habe nicht nach Gesellschaft gesucht, aber du scheinst recht nett zu sein. Und zweifellos brauchst du Hilfe.«
    Orli widersprach nicht. Sie sammelten die aus den Trümmern geborgenen Dinge ein, und dann folgte das Mädchen dem alten Mann ins weite Grasland von Corribus.

14 KÖNIGIN ESTARRA
    Nach Ansprachen und einer festlichen Verabschiedung winkten König und Königin der Menge zu, als sie an Bord eines diplomatischen Schiffes der Hanse gingen, das sie nach Ildira bringen sollte.
    Der Vorsitzende Wenzeslas befand sich bereits an Bord, noch bevor die Fanfaren einsetzten. Er saß in seiner Kabine, hinter einer verriegelten Tür, und schenkte dem draußen stattfindenden Spektakel keine Beachtung. Er hatte nie ins Rampenlicht treten wollen, arbeitete lieber im Hintergrund.
    Peter führte Estarra rasch zu ihrem Quartier und hoffte, der Aufmerksamkeit des Vorsitzenden zu entgehen; doch Basil wollte offenbar sowieso nicht vom königlichen Paar gestört werden.
    Ohne um Erlaubnis zu fragen, hatte Estarra einen der kleinen Schösslinge aus dem Gewächshaus des Flüsterpalastes mitgenommen. Peter war bereit gewesen, ihr dabei zu helfen, ihn an Bord des diplomatischen Schiffes zu schmuggeln und in einem Schrank ihres Quartiers zu verstecken.
    »Diesen kleinen Baum habe ich selbst von Theroc mitgebracht, als ich zur Erde gekommen bin, um dich zu heiraten«, erklärte Estarra und strich über die

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