Gefallene Sonnen
nicht allein«, fuhr Peter fort. »Die Ildiraner sehen das ebenso. Die Königin und ich kehren heim, nachdem wir die Bande der Freundschaft und gegenseitigen Hilfe zwischen unseren beiden Völkern gefestigt haben.«
Der Protokollminister hielt sich an die Anweisungen des Vorsitzenden Wenzeslas, ließ sie die Rede dreimal wiederholen und stellte die besten Teile zu einer perfekten Präsentation zusammen.
Hoch über der Stadt wartete ein großes und verziertes königliches Luftschiff auf den diplomatischen Transporter. Durch eine Verbindungsröhre gingen Peter und Estarra an Bord, und das diplomatische Schiff flog fort. Das Luftschiff war langsam und zeremoniell; es gewährleistete, dass möglichst viele Bürger den König und die Königin sahen.
Schnelle Eskorten begleiteten es, kleine Schiffe, die es umschwirrten wie Bienen eine Blume voller Nektar. Als das große Luftschiff tiefer ging und den Palast erreichte, wurde es Zeit für die aufgezeichnete Ansprache. Die glatten Seiten des riesigen Zeppelins schimmerten, und eine Projektionsschicht auf der Außenhaut präsentierte die Bilder des Königs und der Königin.
»Das Bündnis zwischen den Ildiranern und der Hanse bleibt stark«, donnerte Peters Stimme.
Während ihre Stimmen erklangen, standen Peter und Estarra unten in der kleinen zeremoniellen Gondel, und dadurch hatte es den Anschein, als fände die Ansprache in Echtzeit statt. Aus so großer Entfernung blieben der König und die Königin zwei kleine Gestalten, während das Luftschiff über ihnen ihre großen Gesichter zeigte. Trotz der Höhe hörten sie das Murmeln der Menge, den Jubel Tausender. Die Worte der Aufzeichnung kamen aus Lautsprechern überall auf dem Platz und in den Straßen.
Zumindest für einige Momente waren Peter und Estarra allein und nicht überwacht. Endlich konnten sie offen miteinander reden, schnell und leise, während die donnernden Worte alles andere übertönten.
Estarra nahm die Hand ihres Mannes. »Ich glaube nicht, dass ihm etwas aufgefallen ist. Einige Male hätten wir uns fast verraten, aber der Vorsitzende zeigte keine Reaktion. Wir haben unser Geheimnis gehütet.«
»Bei Basil kann man nie wissen.« Peters Gesicht zeigte Sorge. »Wie dem auch sei: Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir schieben das Unausweichliche hinaus. Bald wird es Anzeichen deiner Schwangerschaft geben, die selbst er nicht übersehen kann.«
Estarras Stimme klang völlig unschuldig. »Wenn wir sie lange genug geheim halten, wird ihm die Entscheidung aus der Hand genommen. Noch ein Monat, und der Vorsitzende kann nichts mehr unternehmen.«
Peter schüttelte den Kopf. »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Vielleicht besteht er auf einer Abtreibung, trotz der damit für dich verbundenen Risiken, nur weil…«
Tränen erschienen in Estarras Augen. »Ich verstehe das nicht, Peter. Warum sollte er so etwas wollen? Was gewinnt er dadurch?«
»Es würde reine Boshaftigkeit dahinterstecken, keine Logik. Wir haben ihn herausgefordert, und er kann uns keine derartige Freiheit gestatten. Er wird es niemals hinnehmen, dass wir seine Autorität so offen infrage stellen.«
»Aber es war ein Zufall! Ich wollte nicht schwanger werden.«
»Basil wird das anders sehen. Er besteht auf Kontrolle, und wenn wir unberechenbar werden, muss er uns zurechtstutzen.« Peter runzelte die Stirn und überlegte. »Es sei denn, er gelangt zu dem Schluss, dass unser Kind eine gute Möglichkeit darstellt, uns zu kontrollieren. Eine Art Faustpfand.«
Estarra sah ihn besorgt an. »Der Vorsitzende braucht nur das Kind zu bedrohen, um uns gefügig zu machen.«
Während sie miteinander sprachen, zeigte die Außenseite des Zeppelins noch immer ihre großen Gesichter, die optimistische Botschaften über die Solidarität zwischen Menschen und Ildiranern verkündeten.
Peter erinnerte sich daran, als Basil damit gedroht hatte, Estarra etwas anzutun, wenn er sich nicht an seine Anweisungen hielt. »Es könnte unser letztes Mittel sein, Basil darauf hinzuweisen. Vielleicht ist es die einzige Möglichkeit, das Kind am Leben zu erhalten.«
Estarra lehnte sich an ihn und stöhnte leise. »Vielleicht sollten wir ihm einfach alles sagen und das Beste hoffen.«
»Das Beste hoffen?« Peter strich ihr über die Wange und lächelte bittersüß. »Uns sollte eigentlich mehr möglich sein.«
Das Luftschiff glitt dreimal um den riesigen Flüsterpalast. In einer gut einstudierten Parade marschierten königliche Wächter auf und verharrten rings
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