Gefallene Sonnen
Kurs zur Erde. »Und los geht’s, wir können das Ziel gar nicht verfehlen.« Sie streckte die Hand nach den Kontrollen des ildiranischen Sternenantriebs aus, zögerte dann und schaltete das Interkom ein. »Halten Sie sich gut fest. Ich bringe uns so schnell wie möglich zur Erde. Wenn wir dort sind, spendiere ich Ihnen allen einen Drink.« Sie hörte gedämpften Applaus von den vollen Decks.
Vor der Aktivierung des Sternenantriebs warf sie einen letzten Blick auf Relleker. Die Sensoren orteten große bewegliche Objekte, die sich mit hoher Geschwindigkeit näherten. Von Crenna?
Die Neugier erbebte, als Rlinda das Triebwerk ausschaltete, wodurch die vielen Passagiere an Bord durchgeschüttelt wurden, aber sie war noch nicht bereit, Alarm zu geben. Mit grimmiger Miene zoomte Rlinda an die Objekte heran und stöhnte. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen – zu oft. Während die Neugier antriebslos im All hing, beobachtete Rlinda einen Schwarm von Kugelschiffen, die wie eine kosmische Ladung Schrot durchs Relleker-System jagten. »Meine Güte, schau sich das einer an!«
Nach dem Verlassen des Crenna-Systems war Rlinda auf die Kugelschiffe der Hydroger gestoßen. Die Fremden aus den Tiefen von Gasriesen hatten gerade die Faeros in der Sonne besiegt und waren direkt vor der Unersättliche Neugier geschwebt. Rlinda rätselte noch immer darüber, wie sie der Vernichtung entkommen war, und sie wollte ihr Glück nicht noch einmal auf die Probe stellen.
Die Kugelschiffe kamen von oberhalb der Ekliptik. Es waren insgesamt vierzehn – eine gewaltige Streitmacht. Rlindas Sorge wuchs. Vermutlich kamen die Hydroger von Crenna, mit der Absicht, auch gegen die Faeros in der Sonne von Relleker zu kämpfen. Wenn sie hier die gleichen Resultate erzielten… Es würde bedeuten, dass dieses System in einer Woche ebenso kalt und unbewohnbar war wie das von Crenna.
Für gewöhnlich gingen Rlinda keine unfreundlichen Gedanken durch den Kopf, aber sie fragte sich, was die selbstgefällige Gouverneurin Pekar empfinden mochte, wenn sie die Bevölkerung eines ganzen Planeten evakuieren und mit dem Hut in der Hand um Hilfe bitten musste.
Doch die Kugelschiffe flogen nicht zur Sonne – Relleker selbst schien ihr Ziel zu sein. Rlinda setzte die Ortung mit den Langstreckensensoren fort und beobachtete, wie sich die Hydroger der Hauptsiedlung auf dem Planeten näherten.
Wenige Sekunden später kam die Stimme der Gouverneurin aus den Kom-Lautsprechern. Pekar rief um Hilfe. »Kugelschiffe greifen an! Sie haben das Feuer eröffnet.« Ein Schrei erklang, und aus der Ferne kam das Donnern einer Explosion. »Mayday! Hilfe! Relleker muss sofort evakuiert werden!«
Rlinda reaktivierte das Triebwerk der Neugier, änderte den Kurs und flog mit klopfendem Herzen nach Relleker zurück. Sie wusste nicht, was sie dort tun konnte. Ihr Schiff war bereits überladen; es gab an Bord keinen Platz für zusätzliche Passagiere. Die Decks und Korridore waren voll. Es wäre ihr schwer genug gefallen, zu landen und wieder zu starten. Und ohne einen grünen Priester gab es keine Möglichkeit für sie, andere Schiffe rechtzeitig herbeizuholen.
Die Kugelschiffe griffen die Hauptsiedlung mit blauen Strahlen an und setzten dann Eiswellen ein, die alles erstarren und bersten ließen: Bäume, Gebäude und auch Menschen.
Crennas Bürgermeister Lupe Ruis hatte den Angriff durch ein Beobachtungsfenster gesehen und kam ins Cockpit. Sein rundes Gesicht war gerötet. »Was geschieht dort unten? Müssen wir ihnen nicht helfen?«
»Sagen Sie mir wie, und ich bin sofort dazu bereit.« Gemeinsam lauschten sie den Schreien. Die Kugelschiffe setzten ihren Angriff fort, offenbar fest dazu entschlossen, die ganze Siedlung zu vernichten. »Ich glaube, wir sollten besser…« Rlinda änderte erneut den Kurs, flog fort vom Planeten und der Richtung, aus der die Hydroger gekommen waren. Dann schaltete sie alle Systeme aus, um fremden Ortungssystemen keine energetische Signatur zu liefern. »Ich möchte nicht, dass die Hydroger uns bemerken, wenn sie dort unten fertig sind.«
»Aber die Menschen auf Relleker… sie haben uns geholfen. Wir müssen…«
Rlinda sah ihn aus ihren großen braunen Augen an. »Ich zeige den Leuten auf Relleker nicht die kalte Schulter. Es geht mir auch nicht darum, die eigene Haut zu retten. Sie wissen, dass ich für die Kolonisten von Crenna alles riskiert habe. Ich sehe nur keine Möglichkeit, den Bewohnern von Relleker zu helfen.«
Sie hatte auf
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