Gefallene Sonnen
sah, und hinzu kam, dass er sich der Tochter des Clan-Oberhaupts immer näher fühlte.
»Vielleicht könnten wir die Roamer dazu bringen, uns an der Untersuchung des Hydroger-Schiffes zu beteiligen«, sagte Yamane. »Es ist nicht richtig, dass nur sie Zugang zur Technik der Fremden haben. Stellt euch vor, was unser Militär mit dem Schiff anstellen könnte! Das ungeschickte Herumschnüffeln der Roamer-Wissenschaftler führt vielleicht dazu, dass empfindliche Systeme beschädigt und wichtige Daten gelöscht werden.«
Andez schnaubte abfällig. »Wie primitive Stammesangehörige, die mit Holzspeeren in etwas herumstochern, das sie nicht verstehen!«
»Ihre Technik ist ein wenig moderner als Holzspeere«, sagte Fitzpatrick. Er hätte gern noch mehr hinzugefügt, wollte aber nicht zu roamerfreundlich klingen.
»Ich bin nur ein kybernetischer Experte, aber ich wette, ich könnte mehr über das Hydroger-Schiff herausfinden als die Roamer – wenn ich eine Chance bekäme.«
»Konzentrier dich auf das, was wichtig ist. Vielleicht sollten wir einfach nur ein paar Köpfe einschlagen und von hier verschwinden.« Andez strich ihr braunes Haar zurück, das während der Gefangenschaft ein ganzes Stück länger geworden war, als es die Vorschriften erlaubten.
Fitzpatrick deutete auf die große Luftschleuse am Ende des Hangars, in den Kellum sie bestellt hatte. »Nur zu, Sheila. Mal sehen, wie weit du im leeren All kommst. Vielleicht gelingt dir, was Bill Stanna nicht geschafft hat.«
Sie wandte sich ihm zornig zu. »Das kannst du nicht miteinander vergleichen!«
»Doch, das kann ich! Mit Dummheit kommen wir hier nie raus. Wir müssen kooperativ sein, Pläne schmieden und alles richtig machen.«
Die Waffenspezialistin starrte Fitzpatrick einige Sekunden an, widersprach ihm aber nicht. »Ich habe einfach das Warten satt.«
Eine Seitentür öffnete sich, und Del Kellum kam mit seiner schönen, schwarzhaarigen Tochter herein. Der Werftleiter wirkte sehr ernst; sein grau melierter Bart war struppiger als sonst. Zhett hingegen steckte so voller Leben wie immer, doch diesmal mied sie Fitzpatricks Blick.
Kellum brauchte keinen Stimmverstärker. Seine Worte hallten durch den Hangar, und er kam sofort zur Sache. »Eure Terranische Verteidigungsflotte hat den Roamern den Krieg erklärt. Zuerst hat sie einen unserer Außenposten angegriffen, das Hurricane-Depot. Anschließend hat sie unser Regierungszentrum zerstört und die Clans und unsere Sprecherin zur Flucht gezwungen.« Er starrte die Gefangenen finster an und gab ihnen Gelegenheit, über die Neuigkeiten nachzudenken. Die Soldaten brummten leise und wussten nicht, ob sie Kellum glauben konnten. Fitzpatrick war schockiert.
»Kakerlaken-Propaganda«, murmelte Andez.
»Warum sollten sie solche Geschichten erfinden?«, erwiderte Fitzpatrick. »Was könnten sie dadurch gewinnen?«
»Es würde die große Aktivität in letzter Zeit erklären«, sagte Yamane.
Kellum ging vor seinem Publikum auf und ab und versuchte nicht, seinen Zorn zu verbergen. »Wie können wir euch endlich zur Vernunft bringen? Wir haben euch aus den Wracks gerettet. Wir haben euch bei uns untergebracht und euch zu essen gegeben, während wir nach einer Möglichkeit suchten, euch heimkehren zu lassen. Jetzt zwingen uns die Angriffe der Hanse, euren Status zu ändern: Ihr seid keine unwillkommenen Gäste mehr, sondern Kriegsgefangene.« Er verschränkte die dicken Arme.
Zhett trat neben ihn. »Da Sie noch eine ganze Weile bei uns bleiben werden, müssen sich gewisse Dinge ändern. Wir haben Sie in Arbeitsgruppen eingeteilt und verschiedenen Stationen in den Ringen zugewiesen, jeweils drei oder vier von Ihnen. Darüber hinaus haben wir die Soldaten-Kompis der TVF umprogrammiert und ebenso eingeteilt. Wir können Sie nicht mehr durchfüttern, während Sie einfach nur herumsitzen und faulenzen. Es wird Zeit, dass Sie sich Ihre Mahlzeiten verdienen.«
Kellum nickte. »Keine Ausreden mehr. Keine Klagen. Schluss mit der Weigerung, mit uns zusammenzuarbeiten.«
Sofort begannen die Gefangenen zu rufen. »Wir sind nicht eure Sklaven!«
»Wenn die TVF von Todeslagern der Roamer erfährt, wird sie euch alle auslöschen, einen Clan nach dem anderen.«
»Sie können Kriegsgefangene nicht auf diese Weise behandeln.«
»Oh, ihr armen, verhätschelten Babys.« Zhett schürzte die Lippen, und ihr Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen Heiterkeit und Ärger. »Habt in eurem ganzen Leben nie richtig arbeiten müssen, wie?
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