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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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weiten Ärmeln und engen Hosenbeinen. Komplexe Stickereien an den Nähten und auf den Taschen wiesen auf seine Clan-Zugehörigkeit hin. Das schulterlange dunkle Haar hatte er mit einem blauen Band – Cescas Lieblingsfarbe – zusammengebunden, und er hatte es nicht einmal versäumt, seine Wangen mit Duftwasser zu betupfen. Er fühlte sich fast so, als ginge es darum, einer Frau den Hof zu machen.
    Nach der Vorstellung sagte Denn: »Wir haben einige Dinge mitgebracht, von denen wir glauben, dass Sie vielleicht Verwendung dafür haben.« Caleb nickte und versuchte, sympathisch zu wirken.
    Die Großgouverneurin blieb kühl. »Sie wissen doch, dass die Terranische Hanse alle Roamer zu Feinden erklärt hat, nicht wahr? Wer mit ihnen Handel treibt, muss mit harten Strafen rechnen.«
    Caleb hob die Brauen und schnaufte. »Die Tiwis haben nicht genug Transportkapazität, um Kolonien wie Yreka mit wichtigen Gütern zu versorgen, aber sie verfügen über ausreichend Schiffe, um ihre Drohungen und Warnungen durchs All zu tragen? Typisch.«
    Mit einer solchen Taktik hatte Denn nicht gerechnet. »Die TVF hat bereits einige wichtige Stützpunkte der Roamer zerstört, Ma’am – ohne eine Provokation unsererseits und ohne jede Vorwarnung.«
    »Das ist typisch für sie«, erwiderte die Großgouverneurin.
    Denn wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er scharrte mit den Füßen. »Wir, äh, wollen Ihre Kolonie nicht in Gefahr bringen. Wir packen unsere Sachen und verlassen Yreka.«
    Caleb wirkte überrascht. »Tatsächlich?«
    Die hoch gewachsene Frau verblüffte sie beide. »Zum Teufel mit den militärischen Mistkerlen. Als die TVF unsere Felder verbrannte und Lagerhäuser zerstörte, verloren die meisten Leute ihre Ausrüstung und Vorräte. Zeigen Sie uns, was Sie haben. Yreka kann praktisch alles gebrauchen.«
    Bald drängten sich Kolonisten um die Sture Beharrlichkeit, als fände dort ein Flohmarkt statt. Denn und Caleb zeigten Roamer-Metalle, synthetische Stoffe, Solarenergiefilme und kompakte industrielle Apparate. Wind wehte durch die offenen Luken ins Raumschiff und brachte Frische in die oft recycelte Luft. Die Yrekaner freuten sich über die alltäglichsten Dinge.
    Denn sparte das Beste bis zum Schluss auf. »Hinten im Frachtraum habe ich Weltbaumholz von Theroc.« Er lud die Großgouverneurin mit einem Wink ein, an Bord zu kommen, erzählte ihr dann, dass Mutter Alexa und Vater Idriss den Roamern das Holz aus Dank für die Hilfe beim Wiederaufbau gegeben hatten.
    »Sie haben auf Theroc gearbeitet? Interessant.« Padme senkte die Stimme. »Davon war in den Verlautbarungen der Hanse nicht die Rede. Darin heißt es, dass Sie sich in Ihren Löchern verkriechen und die Menschheit durch Ihre Habgier schwächen.«
    Caleb schnaufte erneut. »Warum Zeit mit Worten vergeuden, die die Clans in einem guten Licht erscheinen lassen könnten?«
    Das Holz im Frachtraum erinnerte Denn an Goldbarren – zerschnittene Stämme, wie von Midas berührt. Die Luft roch hier nach Harz, Kräutern und aromatischem Öl.
    Während des Flugs von Osquivel nach Yreka hatte Denn versucht, ein wenig zu schnitzen. Wenn er sich nicht die Zeit damit vertrieb, mit Caleb zu reden, begab er sich in den Frachtraum, nahm dort ein Stück Holz und bearbeitete es mit einem scharfen Messer. Roamer fanden nur selten Gelegenheit, mit Holz zu arbeiten, und er rechnete nicht damit, bei sich ein besonderes Talent zu entdecken. Aber irgendwie gelang es ihm, verborgene Gestalten in den Holzstücken freizulegen. Entweder hatte Denns eigene Vorstellungskraft sie darin geschaffen, oder sie gingen auf die Geschichten zurück, die die grünen Priester den Weltbäumen im Verlauf vieler Jahre erzählt hatten.
    Er verglich die Maserung mit den bunten Gasen eines Nebels – der Blutsaft in den riesigen Bäumen hatte seltsame Muster entstehen lassen. Denn glaubte, Gesichter und andere Dinge zu erkennen, wie Geister aus seinen Träumen und Erinnerungen an Szenen, die er nie erfahren hatte.
    Als Padme mit den Fingerspitzen übers Holz strich, bemerkte Denn die stumme Faszination in ihren Augen. Die Skepsis verschwand, und die braunen Pupillen bekamen einen anderen Glanz. Er konnte sich vorstellen, wie sie als junge Frau ausgesehen hatte. »Wir nehmen etwas von diesem Holz. Allerdings müssen wir uns zunächst auf die Art der Bezahlung einigen, Währung oder Tauschhandel.« Denn spürte in ihr eine Entschlossenheit, die sie zum guten Oberhaupt dieser Kolonie machte. »Aber wir

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