Gefallene Sonnen
Imperator, der unser Volk in die falsche Richtung führt.«
»Du sprichst von deinem Vater.«
»Du weißt, dass er schwach ist. Imperator Rusa’h wird ein stärkerer Herrscher sein.«
Udru’h zuckte mit den Schultern. »Mag sein. Aber Jora’h ist der rechtmäßige Weise Imperator.«
»Glaubst du?« Der Erstdesignierte holte einige Diamantfilm-Dokumente hervor, die die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen beschrieben. »Der frühere Weise Imperator starb plötzlich und unerwartet auf dem Höhepunkt dieser Krise. Wir haben eine Gewebeprobe von dem Salber bekommen, der Cyroc’hs Leichnam behandelt hat. Aus der Analyse geht hervor, dass der Weise Imperator an Gift starb. Und kurz darauf trat Jora’h seine Nachfolge an.«
Udru’h sah neugierig auf die Diamantfilm-Dokumente hinab, während Thor’h fortfuhr: »Wenige Momente nach Cyroc’hs Tod fand man seinen treuen Leibwächter Bron’n tot auf, mit einem Kristallspeer im Herzen. Nur Jora’h war zugegen. Zieh deine eigenen Schlüsse daraus.«
Der Dobro-Designierte blieb skeptisch. »Willst du behaupten, dass Jora’h seinen Vater umbrachte, um selbst der Weise Imperator zu werden?«
Thor’h deutete auf die Dokumente. »Darauf deutet alles hin. Wir haben bereits Hyrillka und Dzelluria übernommen, und jetzt möchten wir, dass sich Dobro dem Aufstand anschließt. Es ist eine Revolution, denn Rusa’h hat die Wahrheit gesehen. Jora’h ist verdorben, und deshalb kann er das Thism nicht richtig lesen.«
Udru’h verschränkte die Arme. »Wie kann ich sicher sein, dass Rusa’hs Visionen nicht nur von seiner Verletzung hervorgerufene Wahnvorstellungen sind? Das scheint eine wahrscheinlichere Erklärung zu sein.«
Thor’h wurde immer unruhiger, als sein Onkel an Skepsis festhielt und weitere Fragen stellte. Die Soldaten im Kommando-Nukleus bedachten ihn mit finsteren Blicken. Udru’h wusste, dass diese Leute ihn umbringen würden, wenn sie glaubten, beim Designierten-in-Bereitschaft Daro’h leichter ihr Ziel zu erreichen.
Schließlich entspannte sich Thor’h. »Imperator Rusa’h hat gesagt, dass du eine solche Frage stellen würdest. Deshalb hat er mir einen Beweis gegeben, der dir zeigen soll, dass er den Seelenfäden zur Weisheit der Lichtquelle folgen kann.«
»Irgendwelche Tricks überzeugen mich nicht.«
»Während er im Subthism-Schlaf lag, hat Rusa’h viele Dinge gesehen.« Thor’hs Stimme bekam einen seltsamen, mysteriösen Klang, und Udru’h fröstelte. »Er kennt das Geheimnis, das du hütest, Onkel. Es betrifft eine gewisse grüne Priesterin… die Geliebte meines Vaters. Der falsche Weise Imperator hält sie für tot und hat bereits um sie getrauert, aber dir ist klar, dass sie noch lebt. Du hältst sie versteckt.«
Eiseskälte erfasste Udru’h. »Woher weiß Rusa’h davon?«
»Er hat in einer seiner Offenbarungen davon erfahren. Zweifle nicht an ihm.«
Udru’h versuchte, noch etwas mehr Zeit zu gewinnen. »Thor’h, du verlangst von mir, alle Loyalitäten zu verraten, die ich im Lauf meines Lebens entwickelt habe. Wenn Rusa’h wirklich möchte, dass ich mich ihm freiwillig anschließe, ohne Zwang, so musst du mir mehr Zeit geben, damit ich meine Entscheidung treffen kann.«
»Die Antwort ist klar. Warum zögerst du?«
Udru’h trat zum Geländer des Kommando-Nukleus und stand direkt vor Thor’h. »Vielleicht ist die Antwort für dich klar, aber wie du selbst mehrmals betont hast: Wir anderen sehen die Wahrheit nicht mehr so deutlich.« Etwas schärfer fügte er hinzu: »Du bittest mich, freiwillig ein Bündnis mit euch zu schließen, aber du kommst mit einem voll ausgerüsteten Kriegsschiff hierher, um deinem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Da du selbst kein volles Vertrauen in die Überzeugungskraft deines ›Beweises‹ hast, erscheinen mir deine Argumente fragwürdig.«
Thor’h schniefte und ärgerte sich ganz offensichtlich darüber, dass Udru’h nicht nachgab. »Ich bin mit einem Kriegsschiff gekommen, damit du mir zuhörst.«
Udru’h erinnerte sich daran, dass der Erstdesignierte ein verwöhnter Junge gewesen war, der sein luxuriöses Leben auf Hyrillka genossen hatte. »Mein Neffe braucht nicht zu drohen, damit ich ihm Gehör schenke. Ich habe zugehört, und jetzt lass mich darüber nachdenken.«
»Die Zeit ist knapp.« Thor’h beugte sich ganz nahe zu Udru’h heran, als wollte er den Designierten auf diese Weise einschüchtern. »Ich könnte dich als Geisel nehmen und diese Splitter-Kolonie mit Gewalt
Weitere Kostenlose Bücher