Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
Vom Netzwerk:
Verräter, Onkel! Er trifft sich heimlich mit einem Sterblichen und er hat unser Geheimnis preisgegeben!“ Diese Worte sprudelten nur so aus ihm hervor, seine Stimme überschlug sich und er fuchtelte mit seinen Händen herum wie ein Geistesgestörter. Während Alexeis Herz zu rasen begann und sein erster Gedanke Leon galt, sah ihn sein Vater überrascht und ungläubig an. Dann schritt er um seinen Schreibtisch herum und auf Razvan zu.
    „Was soll das? Wie kommst du dazu, einfach hier hereinzuplatzen und was sollen diese absurden Anschuldigungen?“
    Der Gedanke, dass Razvan Leon etwas angetan haben könnte, versetzte Alexei in größte Panik.
    „Keine absurden Anschuldigungen.“ Razvan griff in seine Manteltasche und warf Alexei etwas zu.
    Alexei fing es und öffnete seine Faust. Er keuchte entsetzt auf, in seiner Handfläche lag Leons Ring.
    „Na du dreckiger Verräter. Kennst du das hier?“
    Für zwei, drei Sekunden war Alexei unfähig zu handeln, glaubte, es zöge ihm den Boden unter den Füßen weg. In ihm tobte ein Sturm. Wut, Angst und Verzweiflung peitschten wie ein Orkan gegen seine Eingeweide, sein Magen rebellierte. Mit einem Satz stürzte er sich auf Razvan und packte ihn am Hals.
    „Du Schwein! Wo ist Leon und was hast du mit ihm gemacht? Wenn du ihm auch nur ein Haar gekrümmt hast, schlachte ich dich ab wie ein Stück Vieh!“
    Alexei stieß Razvan gegen die nächste Wand und drückte ihm die Kehle zu. Sein Zorn aktivierte ungeahnte Kräfte in ihm. Razvan versuchte sich, nach Atem ringend, zu befreien, seine Augen traten aus seinen Höhlen hervor.
    „Lass … mich … los, du Verräter!“
    „Wo ist er?“ Alexei warf Razvan so hart gegen die Mauer, dass dessen Kopf dagegenkrachte. Er erkannte sich selbst nicht wieder, befand sich wie im Wahn. Plötzlich wurde Alexei jedoch von hinten gepackt und zurückgerissen.
    Sein Vater starrte ihn ungläubig an. „Verdammt, was soll das bedeuten, Alexei? Ich verlange sofort eine Erklärung!“
    Statt einer Antwort versuchte Alexei sich aus dem festen Griff zu befreien, doch Serban hielt ihn in eisern fest.
    „Schluss jetzt! Du sagst mir sofort, was es mit diesen absurden Anschuldigungen deines Cousins auf sich hat. Sprich!“
    Bevor Alexei antworten konnte, fiel ihm Razvan ins Wort. Er stieß sich mit einem Ruck von der Wand ab und fuhr sich mit einer arroganten Handbewegung durch sein Haar. „Das sind keine absurden Anschuldigungen, das ist die reine …“
    „Dich habe ich nicht gefragt, sondern Alexei“, unterbrach ihn Serban und funkelte ihn ungeduldig an. Razvan erwiderte seinen Blick pikiert, schwieg jedoch. Alexei glaubte indessen zu ersticken, fühlte sich, als hätte man ihm das Herz herausgerissen. Die Sorge und Ungewissheit um Leon lähmte seine Atmung und seine Stimme.
    „Lass mich los, Vater“, brachte er krächzend hervor. Doch Serban dachte nicht daran.
    „Zuerst möchte ich wissen, ob das wahr ist, was dein Cousin sagt.“
    „Natürlich ist es wahr!“, rief Razvan erneut dazwischen. „Du wirst dich gleich davon überzeugen können.“ Er lachte theatralisch auf. „Ich bin ihm auf diese Wohltätigkeitsveranstaltung letzten Samstag gefolgt und habe mit eigenen Augen gesehen, dass er sich mit den Sterblichen verbündet hat! Es war nicht schwer, die Wohnorte seiner Freunde ausfindig zu machen.“ Razvan blickte Serban erwartungsvoll an, als würde er auf ein Lob warten. Er war sichtlich stolz auf sich, seine Augen quollen fast über vor Selbstverliebtheit und Genugtuung. In diesem Moment konnte Alexei sich endlich aus Serbans Griff losreißen. Seine Fangzähne brachen aus seinem Kiefer hervor und er brüllte laut und animalisch auf. Der Zorn erweckte die dunkle, tödliche Kreatur in ihm.

***
     
    „Leon! Leon hörst du mich?“
    Als ich erwachte, fand ich mich auf einem kalten Steinboden liegend wieder. Mein Schädel fühlte sich an, als wäre er in der Mitte gespalten. Jemand hatte sich über mich gebeugt. Zuerst noch schemenhaft, dann klar erkannte ich ihn.
    „Tom?“ Ich brauchte einige Augenblicke, um mich zu erinnern, wie ich in diese Lage geraten war. Dann brachen die Ereignisse der letzten paar Stunden wie ein heftiges Gewitter über mich herein, und ich richtete mich erschrocken auf. Tom wich zurück und legte die Hand auf meine Schulter.
    „Leon! Ich bin hier! Ganz ruhig.“
    „Tom! Oh Scheiße!“ Ich musterte ihn benommen, im nächsten Moment schnellte meine Hand an meinen Mund und ich erstickte einen entsetzten

Weitere Kostenlose Bücher