Gefangen im Zwielicht
klang wie die Ruhe vor dem Sturm, bedrohlich und Unheil verkündend. Razvan folgte ihm, ein schäbiges, hinterlistiges Grinsen im Gesicht. Serbans Ausdruck dagegen wirkte wie versteinert. Alexei konnte nicht einschätzen, ob er sich gleich auf ihn stürzen, oder sich umdrehen und gehen würde. Eisige Stille beherrschte den Raum. Schließlich, nach einigen schier endlos scheinenden Sekunden brach Alexei das Schweigen.
„Ich liebe ihn, Vater. Ich wollte es nicht, aber ich liebe einen Sterblichen, ja.“
Aus Razvans Mund entwich ein Laut, der an das Kichern einer Hyäne erinnerte, doch Serban beachtete ihn nicht. Sein Blick lag starr auf Alexei und Leon. Bald verzog sich sein Mund zu einem Grinsen, das immer breiter wurde und sich in ein eigenartiges Glucksen verwandelte. Schließlich bebten seine Schultern und er brach in schallendes Gelächter aus. Alexeis Wangenknochen mahlten vor Anspannung. Im nächsten Moment verstummte das Gelächter abrupt und Serbans Miene nahm etwas Düsteres, Bedrohliches an.
„Du enttäuschst mich, Sohn. Du enttäuschst mich zutiefst. Wie kannst du es wagen, dich gegen unsere Gesetze zu stellen, dich mit einem Menschen einzulassen und unser Geheimnis preiszugeben?“
„Vater. Hör mich doch an.“ Alexei hob beschwichtigend die Hand.
„Sei still! Du hast ja überhaupt keine Ahnung!“
„Natürlich hat er das nicht, warum sagst du es ihm nicht endlich?“
Die Stimme Adrianas mischte sich plötzlich in das Gespräch ein, worauf Serban herumwirbelte. Sie stand im Türrahmen, ihr hasserfüllter Blick ruhte auf Alexei.
„Hab ich es dir nicht immer gesagt, dass er uns eines Tages noch ins Verderben …“
„Halte dein Schandmaul, Adriana, oder du wirst es bitter bereuen. Ihr seid jetzt alle still, ich rede!“ Serban wandte sich wieder an Alexei, schüttelte den Kopf und seufzte schwer.
„Du weißt, dass wir die Menschen töten müssen, die um unser Geheimnis wissen. Wir sind verpflichtet dazu.“
„Wage es nicht, Vater. Niemand wird die beiden anfassen. Sie stehen unter meinem Schutz. Ich schwöre dir, wenn du ihnen etwas antust, hattest du mal einen Sohn.“
Bei diesen Worten legte sich ein Ausdruck auf Serbans Gesicht, den Alexei nicht deuten konnte. Es war eine Mischung aus Entsetzen, Schmerz, Panik und Trauer. Doch das, was Alexei erwartet hatte, nämlich Wut, blieb aus. Serban wirkte wie paralysiert, starrte Alexei an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Adriana ergriff erneut das Wort.
„Abschaum gesellt sich zu seinesgleichen, Serban. Und ich hatte Recht. Du hättest ihn niemals …“
Weiter kam sie nicht, denn Serban schnellte vor, packte seine Schwester an der Kehle und warf sie wie eine Puppe gegen die nächste Wand.
„Ich sagte dir, sei still! Noch ein Wort und ich treibe dir eigenhändig einen Pflock ins Herz!“ Er würgte Adriana, die nach Luft schnappend versuchte sich zu befreien. Razvan wollte sich einmischen, doch mit einer einzigen Handbewegung schleuderte ihn Serban einmal quer durch den Raum. Er schien völlig außer Kontrolle.
Alexei beobachtete das Geschehen mit wachsendem Unverständnis. „Was soll das ganze Gerede, Vater? Ich will endlich die Wahrheit wissen!“
„Die Wahrheit ist, dass du diesen Sterblichen, den du angeblich liebst, gleich auf dem Gewissen haben wirst, du Narr!“ Mit diesen Worten hatte sich Razvan aufgerafft. Alexei konnte Leon gerade noch von sich stoßen, ehe sich sein Cousin brüllend auf ihn stürzte.
Währenddessen ging Serban auf Leon los.
Leon wehrte sich heftig, Tom daneben wirkte wie versteinert. In seiner Sorge um Leon vergaß Alexei sogar, dass er sich gerade mit Razvan schlug, und handelte sich einen erbarmungslosen Schlag ins Gesicht ein. Razvans scharfe Fingernägel schlitzen Alexei die Wange auf. Er nahm den Schmerz und das Blut, das sein Kinn und seinen Hals hinunterlief, kaum wahr. Er sah nur Leon und wollte ihn um jeden Preis beschützen. Alexei hieb Razvan ohne Vorwarnung seine Fänge so brutal in die Schulter, dass dieser aufbrüllte und von ihm abließ.
Dann stürzte Alexei mit einem Wutgeschrei auf seinen Vater und riss ihn zu Boden. Doch Serban kam mit einem katzenhaften Sprung wieder auf die Beine. Mittels einer gewaltigen Energiewelle zog er Alexei den Boden unter den Füßen weg.
Alexei wurde nach hinten geschleudert, fand jedoch sein Gleichgewicht und stand fest auf dem Boden. Das Gesicht seines Vaters verzerrte sich zu einer wütenden Maske, er stieß ein Fauchen aus, so laut, dass es
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