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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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Stück ist das“, raunte er, den Blick auf meinen Ring gerichtet. Ich wollte meine Hand wegziehen, als er plötzlich seinen Mund öffnete und meinen Ringfinger mit dem Mund umschloss. Ich schrie panisch auf und wartete auf den Schmerz, wenn er mir den Finger abbiss, doch er blieb aus. Der Vampir lachte und zog mir mit den Zähnen den Ring vom Finger. „Ein kleiner Scherz wird ja wohl erlaubt sein“, gluckste er. Er verstaute den Ring in seiner Manteltasche, im nächsten Augenblick breitete er seine Arme aus. Wie eine übergroße Fledermaus, deren schwarze Flügel sich um meinen Körper legten, schloss er die Arme um mich und ich fiel in eisige Kälte. Undurchdringliche Dunkelheit hüllte mich ein, bevor ich das Bewusstsein verlor.

***
     
    Wie ein geprügelter, vertriebener Hund war Alexei durch die Stadt geirrt, verzweifelt und voller Schmerz. Mit einem Krachen ließ er die schwere Eingangstür ins Schloss fallen, lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Was verdammt noch mal hatte er nur getan? Er hatte alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Wie hatte er auch nur annehmen können, Leon würde ihm diese absurde Geschichte abnehmen? Er musste doch glauben, Alexei sei nicht bei klarem Verstand. Er schlug sich die Hände vor das Gesicht und lachte bitter auf.
    „Ich bin so ein Idiot.“
    Zugleich wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass es mit Sicherheit das Beste für Leons Schutz war. Alexei hatte aus lauter Verliebtheit und Verlangen nicht sehen wollen, dass er ihn in größte Gefahr brachte. Und doch tat es unendlich weh. Es war als würde ihm jemand das Herz mit einem Löffel herausschneiden.
    Alexei war mehr denn je entschlossen, herauszufinden, was in seiner Vergangenheit passiert war. Ihm fiel das Bild auf Leons Kamin ein, dieser alte Mann mit den ihm so vertrauten, blauen Augen. Und die schrecklichen Albträume. Alexei blickte die Stufen der Eingangshalle hinauf und dann auf seine Armbanduhr. Es war fünf Uhr morgens, sein Vater war mit Sicherheit bereits schlafen gegangen. Er eilte mit großen Schritten die Treppe hinauf. Alexei musste endgültig wissen, was in jener Nacht geschehen war, als seine Mutter den Tod fand, und dafür nahm er auch einen erneuten Streit mit seinem Vater in Kauf.
    Kurz darauf stand Alexei vor dessen Schlafgemach und klopfte an die Tür.
    „Vater?“ Kein Laut drang von der anderen Seite. Er klopfte energischer und öffnete die Tür. „Vater?“ Das Zimmer war extrem düster, außer einem großen, schwarzen Kleiderschrank, einem Tisch und zwei Stühlen befand sich nur noch ein Möbelstück in diesem Raum – sofern man es als solches bezeichnen konnte.
    Sein Sarg war aus dunklem, verziertem Ebenholz. Obwohl man die Villa vor dem Sonnenlicht abschirmen konnte, bestand sein Vater noch immer auf diesen altmodischen Schlafplatz, in dem sich Vampire seit jeher am Tage zurückgezogen hatten.
    Alexei klopfte mit der flachen Hand gegen das Holz. Als sich nichts rührte klopfte er energischer und trat einen Schritt zurück. Nichts. Schließlich klappte er den Deckel kurzerhand selbst auf.
    Sein Vater öffnete ein Auge. „Mach zu, es zieht.“
    Alexei verschränkte die Arme vor der Brust. „Sehr witzig. Steh auf, ich muss mit dir reden.“
    Serban hob den Arm und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Es ist fünf Uhr morgens. Die Sonne geht bald auf.“
    „Das ist mir egal. “ Alexei rührte sich nicht von der Stelle.
    Sein Vater seufzte, erhob sich schließlich aus seiner eigenwilligen Schlafstätte und schlüpfte in seinen bordeauxfarbenen, aus der Mode gekommenen Hausmantel. Mit einem Griff in dessen Tasche holte er ein Stoffband hervor und bändigte damit die langen, bereits ergrauten Haare zu einem Zopf.
    „Was gibt es zu dieser späten Stunde, das nicht bis heute Abend warten kann?“
    „Ich muss mit dir über Mutter sprechen und wie sie starb, ob es dir gefällt oder nicht. Ich habe das Recht zu erfahren, was passiert ist. Und zwar genau jetzt.“
    Alexeis Vater sah aus, als wolle er ihm an die Gurgel springen „Also gut. Gehen wir in mein Büro.“ Er machte eine unwirsche Handbewegung und ging durch die Verbindungstür in sein Arbeitszimmer. Alexei folgte ihm und setzte sich auf die Schreibtischplatte, während sein Vater dahinter in seinem alten Sessel Platz nahm und ihn missbilligend beobachtete. Er schwieg, schien zu überlegen, was er sagen sollte. Schließlich durchbohrte er Alexei mit eisernem Blick.
    „Ich weiß nicht was das soll und ich weiß

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