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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Montag vor einer Woche.“
    „Lange her.“ Glockner hob die Brauen.
„Und während dieser Zeit lag sie hier im Schreibtisch?“
    Der Psychologe nickte. „Ich wollte sie
verschenken. Aber die Gelegenheit dazu hat sich noch nicht ergeben.“
    „Wer wußte, daß sich die Kette hier
befindet?“
    „Niemand — außer mir.“
    „Sind Sie sicher?“
    Tickel dachte nach. „Absolut sicher.“
    „Dann ist es wohl Zufall, daß die Kette
gestohlen wurde. Sonderbar! Weshalb hat man hier eingebrochen? Bitte, sehen Sie
sich um. Vermissen Sie noch was?“
    Tickel gehorchte. Mit dem reinsten
Schafsgesicht glotzte er seine Einrichtung an.
    An der Längswand standen zwei
Karteischränke. Die Schubfächer waren mit Etiketten versehen: Buchstaben in
alphabetischer Folge.
    „Auf den ersten Blick, Herr Kommissar,
vermisse ich nichts. Es scheint alles da zu sein.“
    Glockner deutete auf die
Karteischränke. „Was enthalten die?“
    „Nichts Wertvolles. Nur die Krankengeschichten.
Tonband-Protokolle der Sitzungen. Lediglich für mich und die Ratsuchenden ist
das von Bedeutung.“
    Er zog das C-D-Fach auf und sah hinein.
    „Eins“, sagte Tim, „springt mir
buchstäblich ins Gesicht. Den Gedanken muß ich loswerden. Zig Firmen, Herr
Glockner, sind hier im Haus. Bei vielen liegt sicherlich etwas Geld rum. Die
Portokasse vielleicht, oder wenigstens Briefmarken in großer Menge. Aber der
oder die Einbrecher hat oder haben es auf diese Psycho-Werkstatt abgesehen. Wo
keine Portokasse rumsteht und niemand wissen konnte vom Brillantschatz im
Schreibtisch. Wo ist das Motiv? Ich glaube, dort!“
    Sein muskulöser Arm wies auf die
Karteischränke. Glockner lächelte. Offenbar liefen seine Gedanken auf der
gleichen Schiene.
    Tickel erweiterte seine Schlitzaugen
auf doppelte Größe. „Wie meinst du das, Tim?“
    „Den Einbrecher müssen wir unter Ihren
Patienten suchen!“
    „Waaaaas?“
    „Dem Gedanken pflichte ich bei“, sagte
Glockner. „Was Ihre Kartei enthält, ist sicherlich nicht für Augen und Ohren
Dritter bestimmt?“
    „Auf keinen Fall.“
    „Ihre Ratsuchenden — nennen wir sie
Patienten — offenbaren Ihnen Geheimnisse, deren Bekanntwerden äußerst peinlich
für den Betreffenden wäre.“
    „Äh, das stimmt“, nickte Tickel.
    „Es sind auch Fälle dabei, die den
Staatsanwalt interessieren?“
    „Äh, also... ich... äh... bin kein
Jurist. Natürlich ordne ich ein, was man mir sagt. Bei einem Fall schwerer
Kriminalität... würde ich mich von meiner Schweigepflicht entbinden. Und... ja,
die Polizei verständigen.“
    Glockners Miene blieb undurchdringlich.
Wie die Jungs wußten, war das sein Gesichtsausdruck, wenn er jemanden beim
Lügen ertappte.
    „Ich will Ihnen nichts, Herr Tickel.
Ich stelle nur fest, daß die Kartei Zündstoff enthält.“ Er sah Tim an. „Was
hast du dir gedacht?“
    „Einem der Patienten ist die Reue
hochgekommen. Weil er hier über seinen inneren Schweinehund geplaudert hat.
Vielleicht hat er sich in einer schwachen Minute herbemüht und Ihnen, Herr
Tickel, den ganzen Schutt seiner Seele offenbart . Vielleicht stand er sogar
unter Alkohol, was ja — wie ich hörte — leichtsinnig macht. Derart
leichtsinnig, daß man mit nüchternen Sinnen die Alkoholtaten bitter bereut. So
ein Patient, denke ich, war hier und hat den Beweis — Niederschrift oder
Protokoll — seiner Gemütsmangel beseitigt. Er hat sich aus Ihrer Kartei
ausradiert. Jawohl! Sehen Sie mal nach! Einer fehlt bestimmt. Der ist der
Einbrecher.“ Argus grunzte erstaunt. Soviel Scharfsinn begegnete ihm sonst
nicht während seiner nächtlichen Patrouillen.
    Karl stieß seinen Freund an. „Klasse!
Zum richtigen Spürsinn gehört auch psychologisches Einfühlungsvermögen. Haste
voll drauf.“
    Tickel stöhnte. „Ich brauche mindestens
zwei Tage, um alles durchzusehen. Der Täter wird doch kein Dummkopf sein und
sich mit Stumpf und Stiel ausradieren. Damit fiele er ja auf, als hätte er
seine Visitenkarte zurückgelassen. Nein! Wenn deine Überlegung zutrifft, Tim,
dann hat er nur Teile seiner Krankengeschichte gestohlen. Protokolle, die ihm
besonders peinlich sind. Aber“, er schüttelte den Kopf, „vorstellen kann ich
mir das nicht. Es wäre ja ein Mißtrauensbeweis gegen mich.“
    „Bitte, sehen Sie die Kartei trotzdem
durch“, meinte Glockner. Dann wandte er sich an den Wachmann. „Vielen Dank,
Herr Argus. Wir benötigen Sie nicht mehr.“
    Der Oldie verstand und putzte die
Platte.

7. Gefangen
     
    Jetzt, dachte

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