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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der in Adler-Straße elf nachts das Bürohaus kontrolliert, wo Tickels
Praxis ist. Einbruch. Und Tickel hatte eine 12 000-Mark-Brillantkette im
Schreibtisch. Erfährt jetzt hin. Wir fahren natürlich mit. Wir hoffen immer
noch, daß er irgendwelche Gemüts-Fuzzies auf der Liste hat, denen die
Horror-Mönch-Masche zuzutrauen ist. Aber er darf und will die Namen nicht
rauslassen. Wegen seiner Schweigepflicht. Wenn ihn die Verwirrung so richtig in
den Clinch ( Umklammerung ) nimmt, denken wir uns, entschlüpft ihm
vielleicht doch eine Info.“
    Glockner atmete tief. „Du bist
unmöglich, Tim. Aber leider - du und deine Freunde, ihr lagt schon so oft
richtig, daß ich euch keine Handschellen und Maulkörbe verpassen will. Ich
komme selbst. Ich sehe mir Tickel an.“
    „Guuuuut!“ Tim legte auf.
    Es war nicht zu fassen. Tickel hatte
sich in Schale geschmissen. Er trug einen dunkelblauen Zweireiher mit
Nadelstreifen, weißes Hemd, Krawatte und schwarze Halbschuhe. Eben kämpfte er
sich in den zweiten Ärmel eines Kamelhaarmantels. Offenbar war das seine
Ausgeh-Uniform.
    „Kommissar Glockner kommt selbst“,
sagte Tim. „Ich habe gleich im Präsidium angerufen, weil ich von Gaby weiß, daß
er Nachtdienst hat. Wir schließen uns Ihnen an, wenn es recht ist. Ihren Wagen
können Sie in der Garage lassen. Ich nehme Sie mit aufs Rad.“
    „Vielen Dank. Aber ich sitze lieber im
Wagen als auf dem oberen Rahmenrohr deiner Tretmühle.“ Er knöpfte den Mantel
zu. „Nicht, daß ich kein Zutrauen zu dir hätte. Nur vertrage ich die Zugluft
nicht.“
    „Wenn es so ist, können wir unsere
Stahlrosse in Ihren Kofferraum legen. Und im Wagen mitfahren.“
    „Hm. Ja.“
    Seine Begeisterung wehte die Jungs
nicht gerade um. Sie wußten, wie er sein Auto liebte. Es war das einzige in der
Stadt, das bei Regenwetter nicht raus durfte. Und immer blitzsauber war. Zwei
schmutzige Tretmühlen im keimfreien Kofferraum unterzubringen, mußte ihm eine
Zumutung sein.
    Karl grinste. Affenschlau von Tim,
dachte er. Erst verpflichtet er Tickel mit dem Angebot — jetzt kann der nicht
nein sagen.
    Nach kurzer Fahrt in Tickels
cremefarbenem Coupé hielten sie vor dem Bürohaus Adler-Straße elf, einem
neueren Gebäude aus Glas und Stahl und vorgefertigten Betonteilen.
    Argus, der Wachmann, stand am Eingang,
ein ältlicher Mann, dem seine Uniform nicht paßte. Sicherlich ein Rentner, der
sich ein Zubrot verdiente. Seine Miene spiegelte Schuldgefühle. Vielleicht
hielt er es für seine Pflicht, jeden Einbruch zu verhindern.
    Das zwölfstöckige Gebäude war mit
Firmen vollgestopft. Nachtarbeit gab’s nirgends.
    „So ein Unglück, Herr Tickel. Ich bin
außer mir.“ Argus zerrte an seinem Lederkoppel. „Irgendwer hat vergessen, die
Hoftür abzuschließen. Diesen Weg haben die Einbrecher genommen. Nur ihre Tür
wurde aufgestemmt. Also, so was!“
    Tickel stieß Mandelluft über die Zähne,
um sich zu lockern.
    „Ist mein Schreibtisch aufgebrochen?“
    „Ich glaube, ja.“
    Als sie ins Haus gehen wollten, hielt
Glockners Dienstwagen vor dem Eingang. Der Kommissar und ein uniformierter
Polizist stiegen aus.
    Tim fing Glockners Blick auf und merkte
auch, wie der Kommissar Tickel taxierte ( einschätzen ). Der Psychologe
zappelte von einem Fuß auf den andern. Seine Lockerheit hatte sich in Krampf
verwandelt. Tickel war nervös.
    Irgendwie, dachte Tim, verhält er sich
merkwürdig. Aber Psychologen haben manchmal sicherlich schlimmere Macken als
ihre Patienten. Wie so mancher Zahnarzt, der nur noch Karies ( Zahnfäule )
im Mund hat.
    Alle gingen dann in den dritten Stock
hinauf.
    Die Eingangstür zu Tickels Praxis war
aufgebrochen, aber nur das Schloß beschädigt. Wahrscheinlich hatten die Täter
ein Stemmeisen benutzt.
    Tickel schlurfte voran. In den beiden
Räumen, aus denen die Praxis bestand, brannte Licht. Die Einrichtung war elegant:
eine Mischung aus Büro und Hotelbar.
    Tickel stürzte sich gleich auf den
Schreibtisch. Sämtliche Schubläden waren herausgerissen. Den Inhalt —
vornehmlich Bücher, Akten und Schriftstücke — hatten die Einbrecher
umhergestreut.
    „Sie ist weg“, sagte Tickel. Seine
Stimme klang dumpf. Er meinte die Brillantkette.
    Glockner ließ sich ihr Aussehen
beschreiben und fragte, wo er sie gekauft habe.
    „Der Juwelier“, sagte er, „besitzt
sicherlich ein Foto des Schmuckstücks. Das erleichtert unsere Ermittlungen.
Wann haben Sie die Kette gekauft, Herr Tickel?“
    „Das war... ja, warten Sie! Am... doch,
am

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