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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tim, sind wir unter uns.
Gleich wird Herr Glockner das Thema wechseln. Daß wir Tickel gelöchert haben,
war ja mit Nullergebnis. Mal sehen, ob er knieweich wird, wenn eine Autorität (hier:
Obrigkeit ) Auskunft verlangt.
    Tickel war bekümmert. Er schob einen
Daumen zwischen die Zähne. Beinahe hätte er am Nagel gekaut. Aber ein
Psychologe tut das nicht. Es hätte ausgesehen wie seelischer Zusammenbruch.
Dessen wurde er sich bewußt. Sofort steckte er die Hand in die Tasche.
    „Tim sagte mir am Telefon“, hob
Glockner an, „weshalb die Jungs zu Ihnen gekommen sind. Ich leite die
Ermittlungen in der Sache.“
    Er machte eine Pause, ließ die Worte
wirken und beobachtete Tickel. Auch die Jungs beobachteten ihn. Der Psychologe
lächelte wie immer: unverbindlich, nichtssagend. Mit ernstem Gesicht hätte er
mehr Freundlichkeit ausgedrückt.
    Das Grinsen maskiert ihn, überlegte
Tim. Und wer sich maskiert, will was verbergen. Also doch, du Seelen-Orthopäde
( Orthopäde = Facharzt für die Mißbildungen der Knochen und Glieder) !
Würdest du deinen eigenen Gemütsmüll abladen, wäre ein Karteischrank gefüllt.
    „Aha!“ sagte Tickel.
    „Das hier hat Sie natürlich abgelenkt.
Aber jetzt denken Sie bitte nochmal darüber nach, was die Jungs Sie gefragt haben.
Kennen Sie jemanden, der in die Kutte der Horror-Mönche paßt?“
    „Ich sagte es den Jungs schon. Das
Psychogramm läßt sich auf zuviele meiner... äh... Patienten übertragen.
Wichtigtuerei, Geltungssucht. Mit der krankhaften Vorstellung, Schrecken zu verbreiten.“
    Damit ließ Glockner sich nicht
abspeisen. „Mag sein, daß viele Ihrer Patienten was davon im Verhalten haben.
Mehr oder weniger. Wer hat’s am meisten?“
    Tickel wich seinem Blick aus.
    Er weiß einen! schoß es Tim durch den Kopf.
Er denkt an einen bestimmten. Aber er ziert sich, der Seelenschuster.
    „Herr Tickel!“ Glockner brauchte die
Stimme nicht zu heben. Die Schärfe lag im Ton. „Ein Mädchen ist verschwunden.
Wahrscheinlich liegt ein Verbrechen des Menschenraubes vor. Sie sind
verpflichtet, unsere Ermittlungen zu unterstützen.“
    Ein gequälter Ausdruck überzog das
Psychologen-Gesicht. Sollte, konnte, durfte er den Namen preisgeben? Er mußte.
Aber er tat, als würde es ihm leichter fallen, sich einen Finger abzuhacken.
    „Also“, druckste er, „Sie müssen mir
garantieren, daß ich aus dem Spiel bliebe. Der Mann darf nichts erfahren.“
    „Das verspreche ich Ihnen“, nickte
Glockner. „Auch die Jungs werden kein Wort darüber verlieren.“
    „Hm. Er heißt Theo Lambster, ist 38,
ledig, von Beruf Filmvorführer. Er kommt mit sich selbst nicht zurecht, zeigt
erhebliche Verhaltensstörungen. Von seinem Job fühlt er sich nicht ausgelastet.
Er träumt von den Leinwandhelden. Westernhelden sind seine Vorbilder. Aber
nicht die Guten, sondern die Revolvermänner, die — zumindest im Film — Angst
und Schrecken verbreiten. Solchen kindischen Träumen hängt er nach. Und es
wurde immer schlimmer mit ihm. Das hat er gemerkt. Deshalb ist er zu mir
gekommen. Ich versuche, ihm zu helfen. Einen kleinen Fortschritt hat er gemacht.
Früher wollte er der erbarmungslose Revolvermann sein, der rechts und links
eine Waffe trägt — und beidhändig die Cowboys erschießt. Jetzt träumt er nur
noch von dem Revolvermann mit einem Colt. Ich bewerte das günstig.“
    Mann! dachte Tim. Das haut den
stärksten Düsenjäger aus der Bahn. Bei Theo ist aber mindestens ein Rad ab.
Vielleicht hat der immer nur Laschen ( Ohrfeigen ) eingesteckt, und jetzt
wehrt sich sein Inneres. Aber wenn er auf Schnellschießer macht, ist er noch
kein Horror-Mönch.
    Der Kommissar sprach das aus. „Wir
suchen Horror-Mönche, Herr Tickel, keinen Revolvermann.“
    „Ich weiß. Sie müssen das so sehen:
Geltungsbedürfnis-übersteigertes — und der Wunsch, Angst und Schrecken zu
verbreiten, sind die Wurzel. Daraus kann jede Pflanze entstehen. Mal
angenommen, Theo Lambster wäre der Täter. Dann müßte er ja blöde sein, wenn er
auf den Zettel schriebe: Django, der schnellste Colt von Colorado, beobachtet
dich. Er muß damit rechnen, daß es im Zuge der Ermittlungen veröffentlicht
wird. In der Presse. Und dann hätte er sich verraten. Aber Lambster ist schlau.
Seinen bösen Seelentrieb kann er auch als Horror-Mönch befriedigen.“
    Tickel knipste wieder sein Lächeln an,
diesmal zaghafter. „Aber ich möchte betonen — in diesem Kreis hier — , daß ich
Lambster nicht für den Täter halte. Er hat

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