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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schwierigkeiten mit sich selbst,
aber... na ja...“
    „Seine Adresse!“ sagte Glockner.
    Tickel öffnete das L-Fach und suchte
sie heraus.
    „Wo arbeitet er?“

    „Meistens in den Capitol-Lichtspielen.“
    Tim stieß einen Pfiff aus. „Das ist in
der Papageiengarten-Straße. Von dort bis zum Hallenbad sind’s keine fünf
Minuten. Zu Fuß.“
    Glockner sah auf die Uhr. „Die
Abendvorstellung dürfte vorbei sein. Aber vielleicht läuft eine
Spätvorstellung.“
     
    *
     
    Was war geschehen?
    Gaby erwachte ganz langsam. Eben hatte
sie noch geträumt — von häßlichen, fratzenhaften Gestalten. Jetzt fanden ihre Sinne
in die Wirklichkeit zurück. Aber ihre Gedanken gehorchten nicht, sondern
gerieten durcheinander.
    Sie fror. Wo war sie? Sie spürte, daß
sie auf einem Bett lag. Aber es war nicht ihr Bett. Ein Berg Decken drückte
sie. Rauher Stoff. Die Decken rochen nach Keller und Feuchtigkeit.
    In dieser Sekunde kam die Erinnerung
zurück. Alles fiel ihr ein, und der Schreck versteifte sie vom blonden Scheitel
bis zur Ferse.
    Der Horror-Mönch... und der andere
hinter ihr... der Überfall... das stinkende Tuch, das er ihr auf Mund und Nase
gedrückt hatte...
    Angst legte sich wie ein Reif um ihre
Brust. Aber sie öffnete die Augen.
    Finsternis. Vollkommene Schwärze umgab
sie. Als hätte es nie Licht gegeben. Sie hielt den Atem an, lauschte. In der
Stille hörte sie nur ihren Herzschlag. Als sie sich etwas bewegte, knarrten
Stahlfedern unter ihr. Auch die Matratze roch nach Schimmel. Lag sie auf einem
Feldbett?
    Der Raum, in dem man sie eingesperrt
hatte, war kalt. Sie ahnte die Wände um sich herum. Gab es ein Fenster?
    Sie wandte den Kopf nach beiden Seiten.
Nichts. Sie schien allein zu sein in ihrem Verlies.
    Sie schob die Decken beiseite und
richtete sich auf. Das Bett knarzte jämmerlich. Sie war vollständig
angekleidet. Sogar Stiefel und Mütze hatten sie ihr gelassen.
    „Hallo!“ flüsterte sie. „Ist hier
jemand?“
    Sie erschrak vor ihrer eigenen Stimme.
Nackte Steinwände verstärkten den Klang. Aus jeder Ecke schien ein Echo zu
antworten. Aber es war nur ihr Blut, das in den Ohren rauschte.
    Wahnsinn! dachte sie. Horror-Mönche!
Sie haben mich betäubt, entführt, hierher gebracht. Weshalb?
    Sie erhob sich. Ihr war übel. Ein
bitterer Geschmack lag im Mund. Sicherlich eine Folge des Betäubungsmittels.
    Sie streckte die Hand aus, tappte los,
setzte Fuß vor Fuß, spürte Steinboden unter den Stiefeln und hatte schreckliche
Angst.
    Ihre Finger griffen in zarten Stoff,
wie es schien. Er zerriß sofort, blieb an ihrer Haut haften und knisterte
leise.
    Ein Spinnennetz! Ein riesiges
Spinnennetz! Sie zuckte zurück. Rasch streifte sie die Fäden ab. War die Spinne
noch da? Saß die jetzt etwa auf ihrer Steppjacke?
    Sie schüttelte die Arme. Schauder
überliefen sie.
    Wie lange, dachte sie, bin ich schon
hier? Wird nach mir gesucht? Bestimmt. Mammi wollte mich abholen. Aber ich war
nicht mehr da. Wahrscheinlich suchen inzwischen alle nach mir: Mammi, Pappi,
jeder Polizist und vor allem meine TKKG-Freunde.
    Mit ausgestreckten Händen begann sie,
ihr Verlies zu untersuchen. Sie tastete sich an den Steinwänden entlang. Es war
nur ein kleiner Raum: fünf Mädchenschritte lang und ebenso breit. Er enthielt
nichts außer dem Feldbett.
    Sie fand die Tür, drückte auf die
Klinke und zog mit aller Kraft. Vergebens. Sie pochte dagegen. Es war
Stahlblech. Da half kein Rütteln und kein Treten. Aussichtslos.
    Gab es wirklich kein Fenster?
    Wieder tastete sie sich in die Runde,
wobei sie die Ecke mit dem Spinnennetz ausließ. Diesmal streckte sie die Arme
nach oben. Neben dem Spinnennetz — nur einen Schritt weiter — fühlte sie die
Mauerkante. Sie griff hinauf und berührte Gitterstäbe.
    Das Fenster befand sich über Kopfhöhe
und war nicht groß.
    Wieso drang kein Licht herein? Draußen
war Nacht, sicherlich. Aber auch die dunkelste Nacht konnte nicht so finster
sein wie dieses Verlies.
    Sie griff durch das Gitter und berührte
— Holz. Aha! Das Fenster war mit Brettern vernagelt.
    Sie reckte sich hoch. Mit der Faust
stieß sie dagegen. Das schmerzte an den Knöcheln, und der dumpfe Klang verriet,
daß die Bretter sehr dick waren. Als sie umhertastete, riß sie sich einen
Holzsplitter in die Haut. Sie fühlte einen Spalt und zwängte die Fingerspitzen
hinein. Dabei brach sie sich den Nagel am Zeigefinger ab.
    Auch das noch! Seit Monaten trug sie
die Nägel etwas länger als früher. Nicht affig lang,

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