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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Freund.
    „Nein, nicht von den Jungs. Es war ein
anderer Zeuge. Herr Lambster, ich werde ungeduldig. Wenn Sie meinen, daß Sie
meine Frage nicht beantworten können, ist das Ihre Sache. Dann werde ich Sie
offiziell ins Präsidium vorladen.“
    „Nein, nein! Nicht nötig. Ich bin
nur... Mir... mir geht’s heute nicht so gut. Grippe, wissen Sie! Keine richtige
Grippe, aber immerhin Halsweh. Was... für ein Verbrechen ist das?“
    „Ein Mädchen wurde entführt.“
    „Ein... Ach, so!“
    Lambsters Gesicht erschlaffte. Er ließ
Mund und Ohren hängen. Er wirkte erleichtert.
    „Genügt Ihnen das nicht?“ fragte
Glockner scharf. „Was haben Sie erwartet? Den dritten Weltkrieg?“
    „Nein, nein. Nur...“
    Er sprach nicht weiter. Es war auch
schwer, sein Verhalten zu erklären.
    „Soll ich meine Frage wiederholen“,
sagte Glockner, „oder wissen Sie’s noch?“
    „Zwischen halb acht und halb neun?“
    „Ja.“
    Lambster wandte sich ab, trat zum Umspultisch
und tupfte mit einem Finger in den Filmkitt.
    „Also, um halb neun begann die
Abendvorstellung. Ab halb neun war ich hier.“
    „Mich interessiert die Stunde davor!“
    „Erst war ich zu Hause.“
    „Allein?“
    „Ich bin nicht verheiratet. Ich wohne
allein.“
    „Bis wann waren Sie zu Hause?“
    „Ich glaube, um Viertel nach acht bin
ich abgefahren. Fünf Minuten später war ich hier.“
    „Sah jemand, wie Sie abfuhren?“
    „Keine Ahnung. Es war dunkel, und ich
wohne — wie gesagt - allein.“
    „Aber Sie haben doch Nachbarn!“
    „Um die kümmere ich mich nicht. Klar,
da gibt’s Leute. Auf meinem Grundstück haben die nichts zu suchen. In meiner
Villa schon gar nicht. Und wenn ich mit meinem Landrover losbrettere, sind die
sowieso nur neidisch.“
    „Grundstück, Villa, Landrover — das
hört sich an, als seien Sie ein Millionär.“
    Lambster nahm den Finger aus dem
Filmkitt.
    Jetzt! — dachte Tim — leckt er ihn ab.
    Aber Lambster reinigte den Finger nicht
mit der Zunge, sondern an einem Lappen.
    „Ja“, sagte Lambster, „ich bin reich.
Ich entstamme einer der besten Familien dieser Stadt. Mein Vater war
Bauunternehmer und hat mir 26 Häuser hinterlassen. Da läppert sich ‘ne Menge
Miete zusammen. Ich hätte es nicht nötig zu arbeiten. Aber schließlich will man
ja ein nützlicher Bestandteil der Gesellschaft sein. Außerdem bin ich ein
Filmfan. Mein Spezialgebiet sind Heimatfilme.“
    Glockner wies auf Lambsters Stiefel und
Gürtel.
    „Ich hielt das für Western-Look (Look = Mode, Aussehen ).“
    „Klar. Ist es. Ich meine amerikanische
Heimatfilme. Western.“
    Der Kommissar verzog keine Miene. Was
er dachte, war ihm nicht anzumerken.
    „Herr Lambster, waren Sie zwischen halb
acht und halb neun beim Hallenbad Neptun?“
    Der Filmvorführer schüttelte den Kopf.
„Ich wohne in der anderen Richtung. Beim Hallenbad komme ich nicht vorbei, wenn
ich hierher fahre. Und nun sagen Sie endlich, welcher Zeuge hat mich
beschrieben? Es muß jemanden geben, der mir verteufelt ähnlich sieht. Wie sind
Sie denn überhaupt auf mich gekommen?“
    „Es gibt viele Leute, die Sie hier ein
und aus gehen sehen. Aber niemand beschuldigt sie. Also grollen Sie nicht.
Zunächst wär’s das. Geben Sie mir bitte Ihre Adresse, falls ich nochmal auf Sie
zurückkommen muß.“
    Über einem Stuhl hing eine
lammfellgefütterte Lederjacke — von der Art, wie Cowboys sie tragen, wenn sie
über die verschneite Prärie reiten.
    Lambster nahm seine Brieftasche heraus
und suchte nach einer Visitenkarte. Vergebens. Er fand nur ein dickes Bündel
Hunderter.
    „Keul-Allee 100, Herr Kommissar. Telefon
6637281.“ Dann machte er sich an der Linksmaschine zu schaffen, und die drei
zogen ab.
    Erst auf der Straße sagte Glockner:
„Daß er anfangs völlig durcheinander war, dürft ihr nicht überbewerten. Es kann
ein Hinweis sein auf eine rabenschwarze Seele. Aber es gab auch schon völlig
Unschuldige, die beim Anblick der Polizei gleich wie Espenlaub zitterten.
Jedenfalls ist Lambster ein merkwürdiger Typ.“
    „Und er hat kein Alibi“, stellte Karl
fest.
    „Aber ein schlechtes Gewissen“, meinte
Tim. „Das laß ich mir nicht ausreden. Der sah sich ja schon in Handschellen.
Sie werden ihn doch im Auge behalten, Herr Glockner?“
    „Ganz bestimmt. Vielleicht war es ein
Fehler, mit ihm zu reden. Wenn er was mit Gabys Verschwinden zu tun hat, ist er
jetzt gewarnt.“
    „Aber man kann ihn heimlich
beschatten“, sagte Tim. „Genau. Damit er nicht in Panik

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