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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gerät, rufe ich ihn
morgen an. Daß wir eine heiße Spur hätten, sage ich ihm. Wie eine
Entschuldigung fädele ich das ein. Dann wird es sich zeigen, ob er sich in
seiner Villa verkriecht oder dorthin geht, wo er Gaby versteckt hat. Immer
vorausgesetzt, er ist der Gesuchte.“
    „Zur Keul-Allee“, sagte Tim, „kann man
hinspucken. Mit dem Landrover zum Hallenbad, Gaby geschnappt, zurück, sie im
Keller eingesperrt und mit Vollgas zum Kino. Dann konnte er immer noch
rechtzeitig zur Abendvorstellung hier sein. Lassen Sie sein Haus durchsuchen?“
    „Das geht leider nur mit richterlichem
Durchsuchungsbefehl. Den — wie ihr wißt — erhalte auch ich nur, wenn wirkliche
Verdachtsgründe vorliegen. Was haben wir in der Hand? Nicht mal eine
Seifenblase. Nur einen Charakter, der — laut Tickels Auskunft — in den Täter
passen könnte. Und die Tatsache, daß der Mann für die fragliche Zeit kein Alibi
hat. Beides könnte auch zutreffen für mindestens 100 000 Menschen hier in der
Stadt. Wenn ich Pech habe, lacht mich der Richter aus. Aber vielleicht habe ich
Glück.“
    Für einen Augenblick sah er die Jungs
an.
    Karl machte eine überraschte Bewegung.
    Tim schluckte. Worte drängten sich auf
seine Zunge. Aber er sprach sie nicht aus. Kein Gesichtsmuskel zuckte.
    Karl hingegen konnte nicht soviel
Gelassenheit Vortäuschen, sondern pflückte sich die Brille von der Nase und
begann, die Gläser zu polieren.
    „Tja, Herr Glockner“, sagte Tim, „dann
werden wir unsere Stahlrosse nehmen und abzischen. Sie haben noch eine lange
Nacht vor sich im Präsidium. Auch von uns wird keiner ein Auge zumachen. Aber
ich bin ganz sicher, daß wir Gaby finden.“
    Glockner drückte ihnen die Hand.
    Sie nahmen ihre Räder und sahen ihm
nach, wie er abfuhr.
    Vor dem Kino standen ein Mann und eine
Frau, eingehakt. Sie machten einen späten Abendspaziergang und sahen sich die
Aushangfotos an.
    Die Jungs warteten, bis das Paar außer
Hörweite war.
    „Tsssss...!“ machte Karl. „Spinne ich,
oder liege ich richtig? Bin ich bekloppt, oder habe ich die richtige Erkenntnis
drauf? Wie Herr Glockner uns ansah! Dieser Blick! Diese stumme Botschaft! Tim,
das hieß doch eindeutig: Ich kann bei Lambster nicht nachsehen. Nicht
Hausdurchsuchung anleiern, weil ich mangels Verdachts keinen richterlichen
Wisch kriege. Aber ihr — ihr könnt! Selbst wenn man euch erwischt, kostet es
nicht gleich die Rübe.“
    „Du spinnst“, sagte Tim. „Bist du
wirklich total bekloppt. Niemals würde uns der Kommissar dazu anstiften.“
    „Nein?“
    „Niemals.“
    „Aber wo es doch um Gaby geht! Was
wiegt da ein kleiner Einbruch? Wir zerstören und klauen nichts. Und...“
    „Niemals würde er uns dazu anstiften“,
fiel Tim ihm ins Wort. „Ist auch gar nicht nötig. Weil wir längst beschlossen
haben, uns in Lambsters ererbter Villa umzusehen. Richtig?“
    „Absolut richtig!“ Karl grinste breit.
„Ich jedenfalls wußte sofort, daß ich das mache.“
    „Ich wußte es in derselben Sekunde.
Weißt du, worüber ich froh bin?“
    „Nämlich?“
    „Daß der Kommissar keine Gedanken lesen
kann. Er ahnt nicht, was wir vorhaben. Nicht im Traum fällt ihm das ein. Sonst
würde er uns die Aktion verbieten.“
    „Das würde er“, nickte Karl. „Weil er
sich eisern ans Gesetz hält. Und das verbietet Einbruch nun mal. Aber ich habe
da was läuten gehört von der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Das bedeutet, man
muß abwägen. Man kann also einen kleinen Schaden in Kauf nehmen, um eine
Katastrophe zu verhindern.“
    „Der kleine Schaden“, bestätigte Tim,
„ist die Fensterscheibe an der Rückseite der Lambertschen Villa. Die
Katastrophe — das wäre, wenn Gaby was zustößt. Also los, Karl! Keul-Allee
Nummer 100.“

9. Karls grausige Entdeckung
     
    Es schneite nicht mehr. Eisiger Wind
kam von vorn. Sie duckten die Köpfe über die Lenker und stemmten sich dagegen.
In der Keul-Allee war kein Mensch zu sehen.
    Sie radelten an großen Grundstücken
vorbei, richtigen Herrensitzen mit Steingrotten und Marmor-Standbildern im
Garten. Die Villen konnten sich was einbilden auf ihre Architekten — und
umgekehrt.
    So sah die eine Seite der Keul-Allee
aus: links der Jungs.
    Rechts lag der Mozart-Park, eine der
schönsten Grünanlagen der Stadt. Im Zentrum des Parks gab es eine Musikmuschel.
Im Sommer fanden hier Konzerte statt.
    Tim äugte zu den Grundstücken hinüber.
    Dort - Nr. 100!
    Lampenlicht beschien den Steinpfeiler
der Einfahrt. An ihm war das

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