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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schild angebracht.
    „Karl, da ist es!“ Tim drosselte das
Tempo. „Wir verstecken die Räder im Park. Und dort hinten, wo es dunkel ist,
steigen wir über den Zaun.“
    Ein Kiesweg — jetzt mit Eis und
flockigem Schnee bedeckt — führte in den Mozart-Park.
    Die Jungs schoben ihre Tretmühlen.
    Zu beiden Seiten des Weges wucherten
Büsche. Die nächste Laterne war fern.
    Zwischen Hartriegel- und
Hasel-Sträuchern entdeckte Tim eine Schneise. Er zwängte sich hinein, soweit es
ging. Karl folgte ihm. Mit dem Kabelschloß ketteten sie die Räder aneinander.
    „Kleinen Moment“, meinte Karl, als sie
wieder auf dem Weg waren. „Als höflicher Mensch werde ich hier mal rasch
austreten — und nicht Lamberts Toilette benutzen. Vielleicht wäre ihm das nicht
recht.“
    Tim wartete, während Karl hinter einem
Busch verschwand.
    Ringsum war Stille.
    Plötzlich — keine Minute war vergangen
— schrie Karl auf.
    „O Mann! Tim, komm mal!“
    Hinter einem dichtnadeligen Lebensbaum
beugte sich Karl zu Boden.
    „Mein Gott!“
    Seine Stimme klang entsetzt.
    Vor ihm lag — ein Hund. Er lag auf der
Seite. Sein Körper hob sich vom Schnee ab. Die Läufe (Beine) hatte er
von sich gestreckt. Auf das dunkle Fell setzten sich Schneeflocken, die von den
Zweigen rieselten.
    Tim ließ sich in die Hocke sinken und
starrte auf das leblose Tier.
    „Ich bin über ihn gestolpert“, sagte
Karl. „Rührt sich nicht. Ich glaube, er ist tot.“
    Tim zog die Hand zurück, mit der er das
seidige Fell berührt hatte.
    „Tot. Er fühlt sich schon ganz kalt an.
Warte, ich hole meine Taschenlampe.“
    Es war zu dunkel, um Einzelheiten zu
erkennen.
    Als dann der Lichtstrahl auf das Tier
fiel, hielten beide den Atem an.

    Es war ein junger Boxer, ein höchstens
halbjähriger Rüde. Er hatte weiße Pfoten und einen weißen Fleck auf der Brust.
Am hübschen Halsband hing die Steuermarke.
    Fassungslos starrten die Jungs auf die Wunde.
Sie befand sich in der Stirn des Boxers, fast genau in der Mitte. Blut war
hervorgetreten, aber längst verkrustet. Die Wunde war nicht groß. Mit einer
Fingerkuppe hätte Tim sie bedecken können.
    „Das ist ein Einschuß“, sagte er rauh.
„Jemand hat diesen schönen, jungen Hund erschossen. Er war sicherlich noch ganz
tapsig. Karl, welcher Saukerl war das?“
    „Jemand, der ein Gewehr hat.“
    „Verstehst du das? Es ist
unbegreiflich. Der Hund war viel zu jung, als daß er irgendwas hätte anrichten
können. Selbst wenn er Spatzen gejagt hat.“
    Karl schluckte den Kloß hinunter, der
ihm in der Kehle saß.
    „Er muß schon eine Weile hier liegen.
Ob der Besitzer ihn umgebracht hat? Solche Dreckskerle gibt’s.“
    „Der Besitzer war’s nicht. Der hätte
die Steuermarke mitgenommen. Anhand der kann man feststellen, wem der Hund
gehört.“
    Tim bückte sich und nestelte die Marke
vom Halsband. Er schob sie in die Tasche.
    „Wahrscheinlich ist der Hund zu Hause
ausgerissen“, meinte Karl. „Und hier war einer mit ‘ner Waffe. Peng! Den Schuß
hat niemand gehört. Andererseits könnten Spaziergänger im Park gewesen sein.
Aber die haben sich nichts dabei gedacht, nichts unternommen, wohl geglaubt,
der Knall sei eine Fehlzündung. Was machen wir jetzt?“
    „Erst sehen wir uns Lamberts Villa an.
Wenn wir den Kommissar anrufen, erzählen wir ihm von dem Hund. Er kann dann
veranlassen, daß er abgeholt wird — von einem Beauftragten des
Tierschutzvereins. Oder wer da zuständig ist.“
    „Es ist zum Heulen. Ob der Besitzer
schon beim Tierschutzverein war? Sicherlich hofft er, jemand hätte den Hund
eingefangen und dort abgegeben.“
    Tim knirschte mit den Zähnen. Wenn ich
den Meuchelmörder erwische, dachte er, kann er seine Knochen numerieren. Aber
diese heimtückischen Typen erwischt man ja nie.
    Er gab sich einen Ruck.
    Schweigend trabten sie zurück. Sie
überquerten die Straße. Am Zaun verharrten sie.
    Straßauf, straßab war niemand zu sehen.
    Im Nachbarhaus schlief man schon.
Jedenfalls brannte kein Licht.
    Sie schwangen sich über den Zaun.
    Vielleicht, dachte Tim, ist Gaby hier.
Vielleicht. Die Chance ist gering. Aber wir dürfen nichts unversucht lassen.
    Im Garten wuchsen viele Sträucher.
Hinter der Villa reckten sich Fichten in den Nachthimmel.
    Die Jungs rannten geduckt. Leider
hinterließen sie Fußspuren im unberührten Schnee.
    An der Rückfront machten sie Halt. Die
Villa hatte sicherlich zwölf Zimmer. Es gab zwei Obergeschosse. Kaminholz war
an die Rückwand gestapelt.
    Tim

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