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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wartete, bis seine Augen sich an
die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann entdeckte er das Kellerfenster. Es war nicht
vergittert. Durch die Scheibe lief ein Sprung.
    Er leuchtete hinein.
    „Da pfeift ja der Wind durch, Karl. Die
Scheibe muß sowieso erneuert werden.“
    Er brauchte nur wenig dagegen zu
drücken. Ein Stück der Scheibe fiel in den Raum.
    Tim griff durch die Öffnung und
wirbelte den Riegel auf.
    Sie stiegen ein. Wieder ließ Tim seine
Lampe aufblitzen. In dem Raum lagerte Gerümpel. Auf ausrangierten {ausgesonderten) Möbeln sammelte sich Staub.
    „Hoffentlich“, meinte Karl, „ist die
Tür nicht abgeschlossen.“
    Sie hatten Glück, gelangten durch die
Bohlentür in den Kellergang und horchten ins Haus. Stille. Leise ächzte
irgendwo Holz. Plötzlich hörten sie ein seltsames Geräusch. Es kam vom Ende des
Kellergangs. Pfiff da jemand? Jetzt ertönte Rumpeln hinter einer Tür.
    Karl klapperte mit den Zähnen, aber nur
kurz.
    „Sind da etwa andere Einbrecher vor uns
gekommen?“ wisperte er.
    Sie schlichen den Gang hinunter,
horchten an der Tür.
    Jetzt erklangen Geräusche, als wären
Heinzelmännchen damit beschäftigt, das Haus abzureißen. Über der Tür leuchtete
eine rote Warnlampe.
    „Wir Hohlköpfe!“ sagte Tim. „Das ist
der Heizungsraum.“
    Er öffnete die Tür. Ölgeruch schlug
ihnen entgegen. Heizkessel und Brenner waren Ungetüme, sicherlich die ersten
ihrer Art und jahrzehntealt. Altersschwäche verursachte die sonderbaren
Geräusche.
    „Auf dem neuesten Stand der Technik“,
meinte Karl, „ist Lambster jedenfalls nicht. Sicherlich endet sein
Traumzeitalter mit dem letzten Cowboy-Duell, und das war noch im vorigen
Jahrhundert. Alles was später kam, lehnt er innerlich ab. Vielleicht finden wir
im Parterre die Reste eines Lagerfeuers.“
    Sie begannen, die Villa zu durchsuchen,
sahen in jeden Raum, bedienten sich allerdings nur der Taschenlampe.
    Von Gaby keine Spur. Jede Tür, die sie
öffneten, vertiefte die Enttäuschung.
    Offenbar hatte Karl den Filmvorführer
richtig eingeschätzt. Seit mindestens 25 Jahren war hier nichts modernisiert
worden. Die Mauern umschlossen zehn Räume. Alle waren vollgestopft mit alten
Möbeln, Plüsch, schweren Vorhängen und dem Geruch von hundert Jahren.
Vermutlich hatte Lambsters Großvater jedes Stück schon gekannt.
    Im zweiten Obergeschoß glitt der
Lichtstrahl über die Wände. Und die Jungs staunten.
    Hier hatte Lambster seine
Western-Sammlung untergebracht — museumhaft an den Wänden dekoriert ( ausschmücken). Es gab Hüte, Gürtel, Sättel, Sporen, Zaumzeug, indianische Federhauben und
Waffen, Waffen, Waffen: besonders alte Revolver und schwere Jagdbüchsen
vorsintflutlicher Art.
    „Die sehen aus“, meinte Tim, „als hätte
man damit die Bisons abgeknallt. Ob Lambster berechtigt ist, diese Schießprügel
zu sammeln? Einige sind ziemlich neu. Die funktionieren. Damit könnte man zum
Beispiel auf einen jungen Hund schießen.“
    Er trat zu einem aufgehängten
Kleinkaliber-Gewehr und schnupperte an der Mündung.
    „Riecht nach Pulverdampf, glaube ich.
Wie lange nach dem letzten Schuß haftet dieser Duft an einem Meuchelpuffer,
Karl?“
    „Das ist einige der wenigen Fragen, die
ich dir nicht beantworten kann.“
    Sie suchten weiter. Aber Gaby war nicht
im Haus.
    Es wäre auch zu schön gewesen, dachte
Tim. Trotzdem war die Haussuchung richtig. Wenn es um einen so hohen Einsatz
geht — was sage ich! um den höchsten, darf nichts versäumt werden!
    Sie stiegen die Treppe hinunter.
    Tim spürte Karls Enttäuschung. Sein
Freund schwieg vor sich hin und hielt den Kopf gesenkt.
    Durchs Treppenfenster fiel
Laternenlicht herein. Draußen knackten winterdürre Äste in der Kälte. Ein
Windstoß heulte die Straße entlang. Neuschnee, der sich auf die Pfeiler des
Zaunes gesetzt hatte, wurde mitgewirbelt.
    „Eigentlich ein schönes Haus“, sagte
Tim. „Lambster läßt es verkommen. Das Haus und sich auch. Teigig und
aufgequollen, wie er ist. Dem täte Lauftraining gut. Statt dessen... Aber das
interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, ob er was mit Gabys
Verschwinden zu tun hat. Das ist auch jetzt noch nicht auszuschließen. Denn er
müßte ja blöd sein, wenn er ein wildfremdes Mädchen von der Straße wegraubt und
hier im trauten Heim versteckt. Wer soviel Geld hat wie er, verfügt vielleicht
über ein Gartenhaus, ein Landhaus, ein Bootshaus. Ob er alle 26 Häuser
vermietet hat? Vielleicht steht eins leer, und Gaby ist dort, gefesselt

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