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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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beschimpft
jemanden, stößt Drohungen aus. Oder seine Hand fährt zur Hüfte und er reißt einen
eingebildeten Colt aus der Halfter. Vermutlich ist er gerade in mörderische
Duelle verwickelt. Der gehört in eine Gummizelle, Kommissar.“
    „Beobachten Sie ihn weiter.“
    „Jetzt kommt er zur Straße. Ich glaube,
er will weg.“
    „Zu Fuß?“
    „Nein. Sein Landrover parkt am Rand.“
    „Bleiben Sie dran. Aber er darf Sie
nicht bemerken.“ Glockner bog in die Sigmund-Allee.
    Sie hielten vor Angelikas Adresse und
hätten nicht später kommen dürfen.
    Eben verließ die nette Psychologin das
Haus.
    Sie trug einen weißen Ledermantel mit
künstlichem Pelzkragen und hatte den dunklen Schopf zum Pferdeschwanz gebunden.
    Von ihrer Schulter baumelte eine
Tasche.
    Tim sprang aus dem Wagen.
    „Angelika! Ein Glück, daß wir Sie noch
erwischen.“
    „Hallo, Tim!“ lächelte sie. Dann
bemerkte sie die andern und dehnte ihr Lächeln aus.
    Sie beugte sich in den Wagen und
streckte dem Kommissar die Hand entgegen.
    „Tag, Herr Glockner. Ich will gerade zu
Tickel. Und ihm — wie Sie mir sagten — die Kette zurückbringen.“
    Glockner nickte. „Steigen Sie ein! Wir
bringen Sie hin. Unterhalten können wir uns unterwegs.“
    Angelika glitt auf den Beifahrersitz.
    Tim quetschte sich zu seinen Freunden
in den Fond.
    „Ist es wegen der Brillantkette?“
fragte Angelika. „Ich hätte Sie sofort angerufen — wie wir vereinbart haben —
und Ihnen geschildert, wie er reagiert.“
    „Entweder er fällt aus allen Wolken“,
Glockner blinkte und fädelte den BMW in den Verkehr ein, „oder er weiß genau,
daß die Kette nicht gestohlen wurde. Und ist nur beleidigt, weil Sie das
Geschenk nicht annehmen. Aber um die Kette, Angelika, geht es im Moment nicht.
Sondern...“
    Er sagte es und fügte an, was Tim
geschlußfolgert hatte. „Deshalb, Angelika, unsere Frage: Hat ihr siebenjähriger
Patient, der kleine Hansi, noch irgendwas über seine Peiniger gesagt?“
    „Nein, nichts. Ich habe auch damals
nicht mehr nachgebohrt. Und jetzt — also mit Gabys Verschwinden hätte ich die
beiden Unbekannten nicht in Verbindung gebracht.“
    „Wie hat Hansi — bleiben wir bei dem
Namen — die beiden beschrieben?“
    „Beide seien groß — und gut gekleidet
gewesen. Etwa 20 Jahre alt. Aber aus dem Blickwinkel eines Siebenjährigen ist
jeder, der mehr als zwölf Jahre zählt, mindestens 20. Das Auto war einmal rot,
einmal braun. Einmal wußte er die Farbe nicht mehr. Gedrängt habe ich ihn, wie
gesagt, nicht. Ich mußte das grausige Erlebnis mit ihm aufarbeiten. Die Frage
nach den Tätern geriet zwangsläufig in den Hintergrund. Aber .
    „Ja?“
    „Den Kollegen Tickel schätze ich da
anders ein.“
    „Nämlich?“
    „Er hat Hansi bestimmt gelöchert. Wie
sahen die beiden aus? Was haben sie gesagt? Wie sich angeredet?“
    „Wir werden es gleich hören“, meinte
Glockner. „Wissen Sie, ob Tickel in seiner Praxis ist?“
    „Ist er“, nickte sie. „Die Tür wurde
heute vormittag repariert. Ich rief ihn eben an und sagte, daß ich
vorbeikomme.“
    In der Adler-Straße war Betrieb.
    Aber Tim entdeckte Theo Lambsters
Landrover sofort.
    Der Wagen hielt vor dem Bürohaus, in
dem Tickel seine Praxis hatte.
    Der Filmvorführer hetzte zum Eingang.
    „Heh!“ meinte Karl, der ihn jetzt ebenfalls
entdeckt hatte.
    Glockners Sprechfunkgerät zirpte.
    „Kommissar“, tönte Jansen, „Lambster
ist in die Adler-Straße gefahren und betritt soeben Haus Nummer elf, ein
Bürohaus. Er wirkt aufgeregt.“
    „Ich habe es gesehen“, erwiderte
Glockner. „Werfen Sie einen Blick in den Rückspiegel, dann entdecken Sie uns!“
    „Tatsächlich!“
    Jansen fuhr unmittelbar vor ihnen — in
einem unauffälligen VW. Winkend hob er die Hand.
    Glockner sagte ihm, er solle in
Sichtweite warten.
    Sie fanden keinen Parkplatz.
    Der Kommissar parkte schließlich auf
dem Bordstein — an unerlaubter Stelle — und lehnte das Schild POLIZEI in die
Windschutzscheibe.
    „Wir begleiten Sie, Angelika. Aber wir
bleiben im Flur und verhalten uns mäuschenstill, während Sie Tickel die Kette
bringen. Zwar ist dieser Lambster jetzt bei ihm — den wir, wie Sie von den
Jungs wissen, für Bellos Mörder halten. Ja, dieser Kerl — der da eben reinlief!
Aber ich glaube nicht, daß Tickel Sie warten läßt. Allemal sind Sie ihm lieber
als sein verdrehter Patient.“
    Sie traten ins Haus.
    Die Tür zu Tickets Praxis im dritten
Stock war wieder heil — aber sie stand

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