Gefangen in der Schreckenskammer
erfahren, und
der Einbruch war vorher. Muß ein verdammt schlauer Erpresser sein! Eine Art
Hellseher, wie? Einer, der Dinge weiß, die noch gar nicht passiert sind. Nur
Sie, Tickel, wußten vom Hund und vom Mädchen. In Ihrer Geldgier haben Sie die
Logik versäumt. Und ich war so aufgeregt! Sonst hätte ich’s gleich gemerkt —
heute nacht daß nur Sie der Erpresser sein können. Sie selbst sind in Ihre
Praxis eingebrochen, um einen Unbekannten vorzutäuschen. Den Erpresser! Aber es
ist kein verdammt schlauer Erpresser. Kein Hellseher! Es ist nur ein Dummkopf
namens Tickel. Sicherlich bin ich nicht der einzige, den Sie ausnehmen wollen?
Wieviele Ihrer Patienten haben Sie schon erpresst? Sie wissen ja soviel über
sie. All die peinlichen Dinge! Die Psycho-Macken! Tolle Möglichkeiten zur
Erpressung. Das haben Sie gedacht, wie? Und die Brillantkette, von der Sie
sprachen? Haben Sie sich selber geklaut?“
Tickel zog sein Taschentuch und tupfte
sich den Schweiß von der Stirn.
„Ich sehe, Lambster, daß meine
Behandlung Erfolg hat. Ich bin begeistert von meiner Methode. Herrlich! Ich
glaube, wir sind jetzt einen großen Schritt weiter. Sie haben recht. Ich habe
den Erpresser gemimt. Aber doch nicht, um Ihnen tatsächlich 100 000 Mark
abzuknöpfen? Nein! Niemals! Nein! Einen Schreck wollte ich Ihnen einjagen.
Damit Sie nie wieder...“
Er stockte.
Die Tür zum Vorraum öffnete sich.
Kommissar Glockner trat ein. Ihm
folgten Angelika Schmählich, Tim, Karl und Klößchen.
Lambster wirbelte herum.
Der Revolver aus seiner Waffensammlung war
fast 100 Jahre alt. Ob man ihn noch gebrauchen konnte, war fraglich. Aber er
sah gefährlich aus.
Von der Waffe hatte Glockner nichts
geahnt. Er hätte es auch nicht für möglich gehalten, daß der Filmvorführer
völlig ausrastet.
Es kam überraschend. Glockner blickte
in die Mündung der Waffe. Sofort blieb er stehen.
„Keine Bewegung!“ brüllte Lambster.
„Ich fühle mich bedroht. Alle bedrohen mich. Aber ich kann mich wehren.“
„Legen Sie die Waffe weg!“ sagte
Glockner ruhig.
„Nein!“ Lambsters Gesicht verzerrte
sich. „Sie haben gelauscht, wie? Sie haben alles gehört. Jetzt wissen Sie, daß
ich den Hund erschossen habe. Und... Festnehmen wollen Sie mich. Aber ich werde
mich verteidigen bis zum letzten Blutstropfen.“
Unmerklich schob sich Tim neben den
Kommissar.
Lambsters Hand zitterte.
War seine Waffe geladen?
Dieser Mistkerl, dachte Tim. Also doch!
Er hat Bello erschossen. Und Tickel ist der Erpresser. Man glaubt es nicht!
Lambster hat völlig richtig erkannt, was da läuft. Eine neue Behandlungsmethode?
Zum Lachen!
Lambster wich vor dem Kommissar zurück.
Noch zwei Schritte — und der
Filmvorführer stieß gegen die Schreibtischkante.
Erschrocken blickte er sich um. In
diesem Moment zeigte die Revolvermündung nicht mehr auf Glockner, sondern zum
Fenster.
Sofort schnellte Tim vor. Seine
Handkante schmetterte auf Lambsters Unterarm. Der Revolver polterte zu Boden.
Lambster brüllte auf, Tim packte ihn. Der Kerl leistete Widerstand. Aber Tim
setzte einen seiner besten Judogriffe an.
Lambster flog gegen den vorderen der
beiden Karteischränke, krachte zu Boden und blieb liegen.
Die Erschütterung löste ein mittleres
Erdbeben aus.
Fünf Schubfächer öffneten sich. Eins
glitt aus den Schienen und fiel auf Lambster. Krankengeschichten flatterten,
Tonbänder entrollten sich. Lambster wurde unter alldem begraben.
Es war das L-Fach.
Und auf Lambsters Gesicht gelandet war
— seine eigene Krankengeschichte.
Jetzt ging’s Schlag auf Schlag.
Dem Filmvorführer wurden Handschellen
angelegt. Glockner erklärte Tickel, daß er festgenommen sei. Der Psychologe
brach zusammen. Zitternd hockte er hinter seinem Schreibtisch. Wie hypnotisiert
starrte er auf die Brillantkette, die Angelika aus ihrer Tasche nahm.
Glockner entdeckte das ausgefüllte
Formular für die Versicherung, das immer noch auf dem Schreibtisch lag.
„Das kommt also hinzu — zu Ihren
Erpressungen, Tickel. Versuchter Versicherungsbetrug.“
Karl wurde auf die Straße geschickt, um
Jansen zu holen.
Glockner rief im Präsidium an. Dann
wandte er sich an den Psychologen.
„Sie hatten — oder haben noch — einen
siebenjährigen Jungen in Behandlung, der Ihnen von Fräulein Schmählich
geschickt wurde. Sie wissen, wen ich meine?“
Tickel nickte.
„Anfangs konnte der Kleine seine beiden
Peiniger nicht hinreichend beschreiben — wie wir wissen. Ist das so
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