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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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trinken Sie nicht alles. Ich brauche noch etwas, um die Fäden und die Wunde zu sterilisieren."
    Sie war nicht annähernd betäubt genug, als er sich über ihr Bein beugte, das Jagdmesser, das er im Feuer sterilisiert hatte, in einer Hand hoch erhoben.
    „Bereit?"
    Sie nickte.
    „Versuchen Sie, so still wie möglich zu liegen. Und wehren Sie sich nicht gegen eine Ohnmacht. Für uns beide ist es einfacher, wenn Sie bewusstlos werden."
    Der erste kleine Schnitt, den er an den prall mit Eiter gefüllten Wundrändern ansetzte, ließ sie aufschreien und das Bein zurückziehen.
    „Rusty, Sie müssen stillhalten!"
    Eine unaussprechliche Qual, schier endlos. Mit Sorgfalt und Geschick stach Cooper die Bereiche auf, die gereinigt werden mussten. Als er Brandy über die gesamte Wunde goss, schrie Rusty erneut auf. Danach schien das Nähen gar nicht so schlimm zu sein. Cooper benutzte dazu die Nadel aus dem Nähetui, das sie mitgenommen hatten. Er tauchte die Fäden in Brandy ein, zog sie durch ihre Haut, schloss die Wunde Stück für Stück.
    Rusty konzentrierte sich auf die Stelle zwischen seinen zusammengezogenen Augenbrauen. Schweiß stand ihm auf der Stirn, obwohl es eiskalt war. Nur ab und zu blickte er auf ihr Gesicht hinunter, sonst konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Er wusste, wie sehr sie litt, hatte sogar Mitleid mit ihr. Für einen Mann seiner Größe waren seine Hände erstaunlich sanft. Und für einen Mann, der einen Stein an der Stelle hatte, an der normalerweise das Herz saß.
    Irgendwann begann der Punkt zwischen seinen Brauen zu verschwimmen. Sie lag still, aber in ihrem Kopf drehte sich alles. Schmerz und Schock und die Wirkung des Brandys. Trotz Coopers Rat wehrte sie sich gegen die Ohnmacht, versuchte wach zu bleiben, aus Angst, vielleicht nie wieder aufzuwachen. Sie verlor den Kampf, und ihre Lider schlössen sich. Ihr letzter zusammenhängender Gedanke war, was für eine Schande es doch sei, dass ihr Vater nie herausfinden würde, wie tapfer sie im Moment ihres Todes gewesen war.
    „Nun." Cooper setzte sich auf die Fersen zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Vielleicht nicht gerade schön, aber ich denke, es wird funktionieren."
    Mit einem zufriedenen, optimistischen Lächeln blickte er auf sie hinunter. Sie konnte sein Lächeln nicht sehen, sie war bewusstlos.

3. KAPITEL
     
    S ie kam langsam zu sich, überrascht, dass sie noch lebte. Zuerst glaubte sie, die ewige Dunkelheit hätte sie umschlossen, aber dann fiel ihr auf, dass sie den Kopf bewegen konnte. Das kleine Nerzfell rutschte von ihrem Gesicht. Es war Tag - allerdings genau jenes Dämmerlicht, das es unmöglich machte zu bestimmen, ob Morgen oder Abend. Der Himmel war ein düsteres Grau.
    Mit einer unguten Vorahnung wartete sie auf das Einsetzen des Schmerzes, aber erstaunlicherweise kam er nicht. Noch schwindlig von dem Brandy, den sie getrunken hatte, setzte sie sich mühsam auf. Mit letzter Kraft hob sie die Felle hoch. Für einen panischen Moment dachte sie daran, dass sie vielleicht keinen Schmerz spürte, weil Cooper ihr Bein doch hatte amputieren müssen.
    Aber als sie das größte Karibufell beiseite geschoben hatte, war ihr Bein noch da, sauber bandagiert, keine Anzeichen von frischen Blutungen. Sie war vielleicht nicht fit, um an einem Marathonlauf teilzunehmen, aber es fühlte sich schon sehr viel besser an.
    Das Aufsetzen hatte ihre letzten Kraftreserven verbraucht. Sie ließ sich zurückfallen und zog die Felle wieder auf sich. Ihre Haut war heiß, aber sie fror. Sie hatte immer noch Fieber. Wahrscheinlich sollte sie besser noch ein Aspirin nehmen. Wo waren die nur? Cooper würde es wissen. Er ...
    Wo war Cooper?
    Ihre Lethargie wich einer ausgemachten Panik. Ruckartig saß sie wieder, suchte mit hektischem Blick die Lichtung ab. Keine Spur von ihm. Nichts. Er war weg. Sein Gewehr hatte er auch mitgenommen. Das andere lag in ihrer Reichweite auf dem Boden. Das Feuer glimmte noch und gab Hitze ab.
    Ihr Beschützer hatte sie zurückgelassen.
    Sie unterdrückte die Panik und sagte sich, dass sie voreilige Schlüsse zog. Das würde er nie tun. Er würde doch nicht so sorgfältig ihre Wunde nähen und sie dann allein und hilflos in der Wildnis zurücklassen.
    Oder?
    Nein. Es sei denn, er war ein mitleidloser Bastard.
    Und hatte sie ihn nicht genau so beurteilt?
    Nein. Er war hart. Mit Sicherheit ein Zyniker. Aber nicht gefühllos. Wenn er das wäre, hätte er sie gestern schon im Stich gelassen.
    Wo also war

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