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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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er?
    Er hatte das Gewehr zurückgelassen. Warum? Etwa als Ausdruck seines Mitleids? Er hatte ihre Wunde versorgt, alles getan, was möglich war. Er hatte ihr Mittel zurückgelassen, um sich selbst zu beschützen. Vielleicht hieß es ab jetzt, jeder für sich allein. Das Überleben des Stärkeren.
    Nun, sie würde sterben. Wenn nicht am Fieber, dann würde sie verdursten. Sie hatte weder Wasser noch Nahrung. Sie war schutzlos dem Wetter ausgesetzt. Das Feuerholz, das er sauber neben der Feuerstelle gestapelt hatte, würde nicht lange reichen. Wahrscheinlich würde sie erfrieren, sobald es kälter wurde.
    O nein, kommt gar nicht infrage!
    Plötzlich war sie unendlich wütend auf ihn, dass er einfach so verschwunden war. Sie würde es ihm schon zeigen. Und sie würde es ihrem Vater zeigen. Rusty Carlson war kein zerbrechliches Zuckerpüppchen, das sich so einfach unterkriegen ließ!
    Sie warf die Felle zurück und zog die Skijacke über. Die Stiefel würde sie vorerst nicht anziehen, vor allem weil sie immer noch unter dem Stapel Felle weiter hinten lagen und sie einfach nicht herankam. Außerdem half es nicht viel, nur einen Stiefel anzuziehen. Hinzu kam, dass das Anziehen der Jacke ihre Kräfte verbraucht hatte.
    Nahrung. Wasser.
    Nur diese beiden Dinge waren im Moment wichtig. Darum musste sie sich als Erstes kümmern. Aber wie? Und woher?
    Im besten Fall würde sie ihre Umgebung als einschüchternd bezeichnen, im schlimmsten als Angst einflößend und bedrohlich. Um sie herum nichts als unberührte Wildnis. Hinter den nahen Bäumen - manche von ihnen so hoch, dass sie nicht einmal die Baumkronen sehen konnte, kam meilenweit nichts anderes.
    Aber bevor sie sich auf die Suche nach Wasser machen konnte, musste sie erst einmal aufstehen. Was an sich schon eine unmögliche Aufgabe war. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte es trotzdem.
    Man sollte ihren Leichnam nicht unter einem Stapel Tierfelle finden! Niemals!
    Sie zog einen Ast zu sich heran und stützte sich darauf, um ihr gesundes Knie auf den Boden zu stellen, das verletzte Bein gerade vor sich ausgestreckt. Danach hielt sie erst einmal inne, um Luft zu schöpfen. Ihr Atem bildete weißen Nebel in der Luft, als sie ihn ausstieß.
    Immer wieder versuchte sie aufzustehen, aber es gelang ihr nicht. Sie war schwach und unbeholfen wie ein neugeborenes Kalb. Und schwindlig war ihr auch. Verdammt sei Cooper Landry! Kein Wunder, dass er sie zum Trinken angehalten hatte. Damit sie ihren Rausch ausschlafen musste, während er sich in aller Seelenruhe davonstahl. Damit er sich nicht anhören musste, für welch einen widerwärtigen Mistkerl sie ihn hielt.
    Mit einer letzten übermenschlichen Anstrengung verlagerte Rusty ihr ganzes Gewicht auf ihren linken Fuß und stand auf. Die Erde schien gefährlich zu schwanken. Sie schloss die Augen, klammerte sich an den Ast und wartete, bis es vorbei war. Als sie sich sicher genug fühlte und die Augen wieder öffnete, stieß sie einen kleinen Schrei aus.
    Cooper stand auf der anderen Seite der Lichtung.
    „Was, zum Teufel, tun Sie denn da!" brüllte er sie an.
    Er ließ alles fallen, was er in den Händen hielt, einschließlich seines Gewehrs, und stürmte auf sie zu wie ein wütender Racheengel. Er packte sie unter den Achseln und kickte den Stock weg, um sie dann langsam auf das Felllager niederzulegen und ihren zitternden Körper zuzudecken.
    „Was, zur Hölle, hatten Sie vor?"
    „Wasser suchen", stammelte sie mit klappernden Zähnen.
    Er murmelte wüste Flüche, während er eine Hand an ihre heiße Stirn legte und ihre Temperatur abschätzte. „Sie haben Schüttelfrost, sind vor Kälte ganz blau. Versuchen Sie nie wieder so einen Blödsinn, verstanden? Es ist mein Job, Wasser zu finden. Ihr Job ist es, hier liegen zu bleiben. Klar?"
    Die Schimpfworte strömten weiter unablässig aus seinem Mund wie Münzen aus einem Spielautomat beim Hauptgewinn. Er ging zum Feuer und warf wütend Holz nach. Als die Flammen hoch aufschlugen, ging er zurück zu der Stelle, wo er das Kaninchen hatte fallen lassen, das er erlegt hatte. Er brachte auch die Thermosflasche aus dem Flugzeug mit zurück, gefüllt mit klarem kalten Wasser. Er füllte den Verschlussbecher und hielt ihn Rusty an die Lippen.
    „Hier. Ihre Kehle muss rau sein. Aber trinken Sie nicht zu hastig und nicht zu viel."
    Sie legte ihre Hände um seine Finger, die den Becher hielten, und trank. Das Wasser war so kalt, dass es an ihren Zähnen schmerzte, aber das kümmerte sie

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