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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sahen, wäre besser im Dunkeln verdeckt geblieben.
    Die Hütte war unglaublich schmutzig. Es stank nach nasser Wolle, ranzigem Fett und ungewaschenen Männern. Der einzige Vorteil, den die Hütte bot, war die Wärme. Cooper trug Rusty direkt zu der Feuerstelle und setzte sie auf den einzelnen, wackeligen Stuhl. Er stülpte einen Aluminiumeimer um und legte ihr verletztes Bein darauf, dann schürte er das Feuer mit einem Haken und legte mehr Holz nach, das neben dem Kamin gestapelt lag.
    Die Gawrylows marschierten herein. Als Reuben die Tür hinter sich schloss, wurde es noch dunkler in dem Raum. Trotz der Hitze, die das Feuer jetzt abgab, zitterte Rusty und zog die Jacke fester um sich.
    „Sie haben bestimmt Hunger." Quinn ging zu dem Holzofen in der Ecke, nahm den Deckel von dem Topf, der darauf stand, und schnupperte. „Der Eintopf scheint fertig zu sein. Wollen Sie was davon?"
    Rusty wollte schon ablehnen, aber Cooper antwortete für sie beide. „Ja, danke. Haben Sie auch Kaffee?"
    „Sicher. Reuben, setz die Kaffeekanne auf."
    Seit sie in der Hütte waren, hatte der jüngere Mann Rusty unablässig angestarrt. Cooper folgte seinem Blick. Er wünschte, das Feuer würde ihr Haar nicht so schimmern lassen. So blass und abgekämpft sie auch aussah, ihre Augen wirkten riesig, verletzlich, feminin. Für den jungen Mann, der mit seinem Vater hier in der Wildnis lebte, musste eine Frau wahrscheinlich nicht einmal hübsch sein, um eine Verlockung darzustellen. Rusty musste ihm wie die Verwirklichung seiner wildesten Fantasien erscheinen.
    Mit der bloßen Hand griff Reuben in eine Blechdose und holte Kaffeepulver hervor, das er in eine Emaillekanne warf. Aus der Pumpe über dem Spülstein füllte er Wasser nach und stellte die Kanne dann auf den Herd. Ein paar Minuten später hielten Rusty und Cooper Teller in der Hand, bis zum Rand gefüllt mit einem undefinierbaren Eintopf. Rusty wollte lieber nicht wissen, was für Fleisch das da drinnen war, also fragte sie erst gar nicht. Sie kaute und schluckte es schnell herunter. Zumindest war es warm und füllte den Magen. Der Kaffee war so stark, dass sie beim ersten Schluck eine Grimasse zog, aber sie trank das meiste davon.
    Während sie aßen, hatten Cooper und sie ein andächtiges Publikum. Der ältere Mann starrte weniger auffällig als sein Sohn, aber dafür entging seinem Blick keine einzige Bewegung.
    Schließlich war er es auch, der das Schweigen brach. „Sind Sie verheiratet?"
    „Ja", log Cooper lässig. „Schon fünf Jahre."
    Rusty schluckte den letzten Bissen und hoffte inständig, dass den Gawrylows nicht aufgefallen war, wie schwer ihr das fiel. Sie war froh, dass Cooper diese Frage beantwortet hatte, sie hätte wahrscheinlich keinen Ton herausgebracht.
    „Kinder?"
    Dieses Mal schien Coopers Zunge am Gaumen zu kleben. „Nein", sagte sie und hoffte, dass ihr „Mann" die Antwort guthieß. Sie würde ihn später fragen, warum er gelogen hatte, aber im Moment musste sie einfach mitspielen. Sie hielt seine Vorsicht für übertrieben, aber sie verbündete sich lieber mit ihm als mit den Gawrylows.
    Cooper schob sein leeres Geschirr beiseite und sah sich in der Hütte um. „Haben Sie hier ein Funkgerät?"
    „Nein."
    „Haben Sie vielleicht in den letzten Tagen Flugzeugmotoren gehört?"
    „Ich nicht. Du, Reuben?" Quinn stieß seinen Sohn gegen das Knie, der daraufhin seinen Blick von Rusty riss.
    „Flugzeuge?" wiederholte er stumpfsinnig.
    „Wir sind vor zwei Tagen abgestürzt", erklärte Cooper. „Das müssen sie mittlerweile herausgefunden haben. Ich kann mir denken, dass man mit Flugzeugen nach Überlebenden sucht."
    „Ich habe nichts gehört", sagte Reuben knapp und richtete seine volle Aufmerksamkeit wieder auf Rusty.
    „Wie können Sie nur so weit ab von allem leben?" fragte sie jetzt. Diese selbst auferlegte Einsamkeit schockierte sie. Sie konnte sich ein Leben ohne die Annehmlichkeiten und verschiedenen Möglichkeiten der Stadt nicht vorstellen. Sicher, ein ländliches Leben war vorstellbar, wenn man ab und zu in die Stadt fahren konnte, aber das hier? Bewusst jeden Kontakt zur Zivilisation abbrechen?
    „Zweimal im Jahr lassen wir uns vom Boot nach Yellowknife mitnehmen", erzählte Quinn ihnen. „Im April und im Oktober. Dann bleiben wir für ein paar Tage, verkaufen ein paar Felle, decken uns mit den Vorräten ein, die wir brauchen, und fahren wieder zurück. Mehr wollen wir mit dem Rest der Welt nicht zu tun haben."
    „Aber wieso?" fragte

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