Gefangen in der Wildnis
nicht weich kochen lassen, das konnte er sich gar nicht erlauben. Gestern Abend hatte er ihr seine Schulter zum Ausheulen geboten, weil sie ein Recht auf dieses eine reinigende Mal hatte. Aber das war's dann auch. In der Nacht hatte er sie gehalten, weil es notwendig war, um warm zu bleiben. Aber von jetzt an würde er auf Abstand achten. Sobald der Unterstand gebaut war, gab es keinen Grund mehr, so eng zusammen zu schlafen. Dann brauchte er ihren Rücken nicht mehr an seiner Brust zu ertragen, und ihr Hintern an seinen Lenden würde auch keine unerwünschten Reaktionen mehr hervorrufen.
Hör endlich auf, ständig daran zu denken, ermahnte er sich entnervt. Vergiss, wie weich sich ihr Bauch unter deiner Hand angefühlt hat. Vergiss ihre festen Brüste und die Farbe des lockigen Dreiecks in ihrem Schoß ...
Knurrend stapfte er durch Wald, fest entschlossen, seine Gedanken im Zaum zu halten. In dem Unterschlupf würde diese Nähe nicht mehr vorkommen. Er würde Augen und Hände bei sich behalten ...
Der Schrei ließ ihn mitten im nächsten Schritt innehalten. Eine unsichtbare Mauer hätte ihn nicht abrupter aufhalten können. Als Rustys nächster Schrei die Stille durchschnitt, verfiel Cooper automatisch in die Rolle des Dschungelkämpfers.
Geräuschlos, mit gezogenem Messer, glitt er von Baum zu Baum, in die Richtung, aus der ihre Schreie gekommen waren.
„Wer ... wer sind Sie?" Unwillkürlich hatte Rusty sich an die Kehle gegriffen. Ihr Puls raste.
Auf dem bärtigen Gesicht erschien ein breites Grinsen. Der Mann drehte den Kopf und rief: „He, Pa, sie will wissen, wer ich bin."
Glucksend trat ein zweiter Mann hinzu, eine ältere Version des ersten. Beide starrten Rusty aus kleinen dunklen Augen an.
„Wir könnten die gleiche Frage stellen", sagte der Ältere. „Wer bist du denn, Mädchen?"
„Ich ... ich habe den Flugzeugabsturz überlebt." Der Blick der beiden Männer drückte völlige Verständnislosigkeit aus. „Haben Sie denn nichts von dem Absturz gehört?"
„Könnte ich nicht behaupten."
„Da hinten." Mit einem zitternden Finger wies sie die Richtung. „Vor zwei Tagen. Fünf Männer sind tot. Mein Bein ist verletzt."
„Noch andere Frauen?"
Bevor sie antworten konnte, sprang Cooper aus dem Busch hervor und drückte dem älteren Mann von hinten das Jagdmesser an die Kehle. Gleichzeitig drehte er ihm den Arm auf den Rücken, sodass dessen Jagdgewehr zu Boden fiel.
„Gehen Sie weg von ihr, oder ich bringe ihn um", befahl er dem völlig überraschten Jüngeren.
Der starrte Cooper an, als wäre er der Teufel persönlich, geradewegs aus der Hölle emporgekommen. Selbst Rusty wurde es unheimlich, als sie in Coopers Augen sah. Aber sie war auch unendlich erleichtert.
„Ich sagte, gehen Sie weg." Coopers Stimme klang so tödlich, wie sein Messer aussah. Eiskalt, stahlhart. Der junge Mann wich stolpernd zwei Schritte zurück. „Und jetzt... Gewehr fallen lassen."
Da es so aussah, dass der Angreifer doch menschlicher Natur war, zeigten sich Anzeichen von Trotz auf dem Gesicht des Mannes. „Pa, muss ich ...?"
„Tu, was er sagt, Reuben."
Nur zögernd warf der junge Mann sein Jagdgewehr zu Boden. Cooper trat die beiden Flinten außer Reichweite und gab den Alten langsam frei. Er stellte sich neben Rusty, ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen. „Rusty?" Sie zuckte erschreckt zusammen. „Alles in Ordnung?"
„ Ja."
„Haben sie Ihnen was getan?"
„Sie haben mich zu Tode erschreckt, mehr nicht. Ich glaube nicht, dass es ihre Absicht war."
Trotzdem musterte Cooper die beiden misstrauisch. „Wer sind Sie?"
Sein rauer Ton besaß sehr viel mehr Autorität als Rustys verschüchterte Frage. Der Ältere antwortete sofort.
„Quinn Gawrylow. Und das ist mein Sohn Reuben. Wir leben hier." Cooper zuckte mit keiner Wimper. „Auf der anderen Seite der Schlucht", fuhr der Alte fort und deutete mit dem Kinn in die Richtung.
Cooper hatte die Schlucht schon gestern gefunden. Der Fluss, an dem er Wasser holte, lief dort unten hindurch. Er war nicht auf die andere Seite gegangen, weil er Rusty nicht zu lange hatte allein lassen wollen. Jetzt dankte er seinem Schöpfer, dass er es nicht getan hatte. Diese Männer könnten völlig harmlos sein. Oder eben auch nicht. Sein misstrauisches Naturell hatte ihm mehr als einmal gute Dienste geleistet. Solange sie ihm nicht das Gegenteil bewiesen, sah er dieses Duo als potenzielle Feinde an. Bis jetzt hatten sie nichts getan, aber es gefiel ihm
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