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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nicht, wie der Jüngere Rusty anstarrte - als sei sie eine himmlische Erscheinung.
    „Was hat Sie auf die andere Seite der Schlucht gebracht?" wollte Cooper wissen.
    „Wir haben den Rauch gerochen, gestern Abend und heute Morgen. Deshalb wollten wir nachsehen. Normalerweise verirrt sich nie jemand in unsere Wälder."
    „Unser Flugzeug ist abgestürzt."
    „Das hat die junge Lady hier schon gesagt."
    Immerhin hatte man sie vom „Mädchen" zur „jungen Lady" befördert. Rusty dankte Cooper still dafür. Der Blick des jungen Mannes machte sie mittlerweile nervös, und sie rückte näher an Cooper heran und stellte sich Schutz suchend halb hinter ihn. „Wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?" fragte sie.
    „Gute hundert Meilen." Ihre Hoffnungen erloschen. Was dem Mann nicht entging. „Aber der Fluss ist nicht weit."
    „Der Mackenzie?"
    „Genau. Wenn Sie ihn erreichen, bevor er zufriert, erwischen Sie noch das Boot nach Yellowknife."
    „Wie weit ist es bis zum Fluss?" wollte Cooper wissen.
    Der Mann schob seine Wollmütze höher und kratzte sich am Kopf. „Zehn, fünfzehn Meilen vielleicht, oder, Reuben?"
    Der Angesprochene nickte, ohne den lüsternen Blick von Rusty zu wenden. Cooper musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Könnten Sie uns den Weg beschreiben?"
    „Sicher", sagte der ältere Gawrylow. „Morgen. Heute werden wir Ihnen erst etwas zu essen geben. Und Sie können sich bei uns ausruhen." Er sah auf das frische Kaninchenfleisch, das Cooper hatte fallen lassen. „Wenn Sie mit zu unserer Hütte kommen wollen."
    Rusty sah hoffnungsvoll zu Cooper auf. Seine Miene war undurchdringlich, und noch immer studierte er die beiden Männer genau. Endlich sagte er: „Danke. Wir können eine anständige Mahlzeit und Schlaf gebrauchen, bevor wir uns auf den Weg machen. Gehen Sie voran."
    Mit seinem Gewehr bedeutete er ihnen, zum Camp zu gehen.
    Die beiden Männer hoben ihre Flinten auf. Rusty fühlte, wie Coopers Muskeln sich anspannten. Aber Vater und Sohn hingen sich die Gewehre nur über die Schultern und schlugen die Richtung ein, die Cooper angezeigt hatte.
    Cooper sah zu Rusty. „Wo ist das Messer, das ich Ihnen dagelassen hatte?" fragte er leise.
    „Ich habe es zurückgelassen, als ich ..."
    „Tragen Sie es immer bei sich."
    „Was ist denn los mit Ihnen?"
    „Nichts."
    „Sie scheinen nicht sehr froh zu sein, die beiden zu sehen. Ich bin hellauf begeistert. Die beiden werden uns hier herausführen."
    Sein einziger Kommentar war ein gepresstes: „Sicher."
    Die Gawrylows zeigten sich ehrlich beeindruckt von Coopers Improvisationen. Sie sammelten die Felle und die anderen Dinge zusammen, die Cooper und Rusty aus dem Wrack geborgen hatten. In der Wildnis konnte man es sich nicht leisten, etwas unnütz zu verschwenden. Reuben kickte Steine ins Feuer, um es zu ersticken.
    Unter Quinns Führung machte die Gruppe sich auf zu der Hütte der Gawrylows. Cooper bildete das Schlusslicht, so konnte er alle besser im Auge behalten, vor allem Rusty, die sich erstaunlich geschickt auf ihren Krücken fortbewegte.
    Die Männer schienen es gut zu meinen, aber Cooper hatte es auf die harte Tour lernen müssen, niemandem zu trauen. Er hatte zu viele Soldaten gesehen, die in Stücke gerissen wurden, von Handgranaten, die lächelnde Kinder ihnen gereicht hatten.
    Am Fluss legten sie eine Pause ein. Rusty hatte das Gefühl, ihre Lungen würden jeden Moment den Dienst versagen, ihr Herz schlug doppelt so schnell wie normal, und die Krücken hatten ihre Achseln wund gescheuert, auch wenn Cooper das mit Polstern aus zusätzlichen Kleidungsstücken zu vermeiden versucht hatte.
    „Wie läuft's?" erkundigte er sich und reichte ihr einen Becher Wasser aus der Thermoskanne.
    „Gut." Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „Schmerzen im Bein?"
    „Nein, aber es fühlt sich an, als würde es mindestens eine Tonne wiegen."
    „Es kann nicht mehr weit sein. Dann können Sie sich hinlegen."
    Die Gawrylows warteten geduldig, bis Rusty wieder zu Atem gekommen und bereit war weiterzugehen. „Wir werden den Fluss an der flachsten Stelle überqueren", sagte der Ältere zu Cooper.
    Sie liefen einige hundert Meter am Ufer entlang. Unter anderen Umständen wäre Rusty von der Landschaft begeistert gewesen. Das Wasser des Flusses war kristallklar, es floss über Steine und Kiesel, die über die Jahre glatt wie Spiegel geschliffen worden waren. Mächtige Bäume erhoben sich, die weiten Kronen spendeten Schatten. Der Efeu war von einem so

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