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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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tiefen Grün, wie sie es noch nie gesehen hatte. Die Blätter der Laubbäume leuchteten von intensivem Gelb über Rot bis hin zu hellem Braun. Ein erster dünner Laubteppich raschelte unter jedem Schritt.
    Bis die Gawrylows schließlich stehen blieben, spürte Rusty vor Erschöpfung einen brennenden Schmerz in ihrer Brust. Sie ließ ihre Krücken fallen und setzte sich auf einen Felsblock am Ufer des Flusses, der hier an dieser Stelle sehr flach war. Auf der anderen Seite der Schlucht ragten hohe Berge in den Himmel.
    „Hier ist es", sagte Quinn. „Ich gehe voran. Reuben kann die Frau tragen, Sie bringen die Ausrüstung."
    „Reuben übernimmt die Ausrüstung, ich trage die Frau", korrigierte Cooper mit stahlharter Stimme.
    Der ältere Mann zuckte nur mit den Achseln und orderte seinen Sohn an, Cooper die Bündel abzunehmen. Reuben tat, wie ihm geheißen, aber nicht ohne Cooper einen wütenden Blick zuzuwerfen. Cooper starrte ungerührt zurück. Ihm war es gleich, ob es Reuben gefiel oder nicht, er würde nicht zulassen, dass diese schmierigen Hände auch nur in die Nähe von Rusty kamen.
    Sobald Vater und Sohn außer Hörweite waren, lehnte er sich zu ihr hinüber. „Trauen Sie sich ruhig, das Messer zu benutzen." Sie sah ihn alarmiert an. „Nur für den Fall, dass unsere guten Samariter doch nicht ganz so selbstlos sein sollten." Er legte ihr die Krücken auf den Schoß und hob sie auf die Arme.
    Die Gawrylows waren schon fast am anderen Ufer. Cooper ging durch den Fluss, ein Auge auf die beiden gerichtet und gleichzeitig darauf bedacht, Untiefen und Stolpersteinen im Wasser auszuweichen. Wenn er stürzte, würde Rusty mit ihm zu Boden gehen. Bis jetzt hatte sie sich wacker geschlagen, aber er wusste, dass ihr Bein ihr großes Unbehagen bereiten musste.
    „Glauben Sie wirklich, wir werden morgen gerettet, Cooper?"
    „Im Moment haben wir gute Chancen. Wenn wir es bis zum Fluss schaffen und ein Boot erwischen." Er atmete schwer. Der Anstieg auf der anderen Seite war steil, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Verbissen stieg er den Abhang hoch.
    „Sie müssten sich mal rasieren."
    Die Bemerkung war aus dem Nichts gekommen, aber sie zeigte beiden, wie genau sie sein Gesicht studiert hatte. Ohne den Kopf zu bewegen, richtete er den Blick auf sie. Verlegen sah sie zur Seite und murmelte: „Tut mir Leid, dass ich so schwer bin."
    „Wohl kaum. Die Kleider wiegen mehr als Sie selbst."
    Und diese Bemerkung wiederum sagte ihnen beiden, dass er sehr wohl wusste, was an ihr Kleidung und was Fleisch und Knochen war. Schließlich hatte er sie ohne Kleider gesehen. Rusty beschloss, dass es sicherer war zu schweigen, wenn jede Unterhaltung sowieso nur Verlegenheit heraufbeschwor.
    Außerdem waren sie inzwischen oben angekommen. Quinn schob sich ein Stück Kautabak in den Mund, Reuben wedelte sich mit seiner Kappe Luft zu, sein fettiges Haar klebte verschwitzt am Kopf.
    Cooper setzte Rusty ab. Wortlos bot Quinn ihm Kautabak an, und Rusty war froh, dass Cooper ablehnte.
    „Wir warten, bis Sie sich ausgeruht haben", sagte Quinn.
    Cooper sah Rusty an. Sie war blass vor Erschöpfung. Das Bein musste ihr höllische Schmerzen bereiten. Ein leichter Wind war aufgekommen, es hatte sich merklich abgekühlt. Ja, sie brauchte eine Pause, aber je eher sie ein Dach über dem Kopf und warmes Essen bekam, desto besser.
    „Wir brauchen nicht zu warten, lassen Sie uns weitergehen", sagte er gepresst.
    Er half Rusty auf die Füße und die Krücken. Ihm entging nicht, dass sie vor Schmerz das Gesicht verzerrte, aber er wappnete sich gegen das Mitleid und hieß ihre Gastgeber an voranzugehen.
    Wenigstens ging der restliche Weg bis zu der Hütte eben weiter. Bis sie dort ankamen, war Rustys Kraft endgültig erschöpft. Auf der durchhängenden Veranda sackte sie wie eine Stoffpuppe zusammen.
    „Lasst uns die Frau reinbringen." Quinn schob die Tür auf.
    Die verzogene Brettertür war mit Lederbändern am Rahmen befestigt, das Innere der Hütte erinnerte mehr an einen Tierbau als an eine menschliche Behausung. Angewidert und mit einem Gefühl von Bedrohung schaute Rusty durch den Eingang. In diesem Augenblick entschied sie, dass es Schlimmeres gab, als draußen im Freien zu campieren.
    Coopers Miene blieb ausdruckslos, als er sie auf seine Arme hob und in das düstere Innere trug. Die kleinen Fenster waren schwarz von Ruß und ließen kaum Licht ein. Ein niedriges Feuer erleuchtete schwach den Raum, aber das, was Rusty und Cooper

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