Gefangen in der Wildnis
zurückzuführen, das sie erst vor wenigen Stunden eingenommen hatten, hauptsächlich lag es aber an der Befragung zum Tod von Quinn und Reuben Gawrylow, die ihnen bevorstand.
Ein Gerichtsschreiber war gekommen, um Coopers Aussagen aufzunehmen. Cooper berichtete, wie sie die beiden Einsiedler getroffen hatten, dass sie ihnen Schutz in der Hütte angeboten, sie dann aber angegriffen hatten. „Unser Leben war in Gefahr", sagte er. „Ich hatte keine andere Wahl. Es war Notwehr."
Rusty sah an den Reaktionen der Polizisten, dass diese keineswegs überzeugt waren. Sie flüsterten miteinander und warfen immer wieder misstrauische Blicke in Coopers Richtung. Dann befragten sie ihn nach seinen Einsätzen in Vietnam und nach seiner Flucht aus dem Gefangenenlager. Er weigerte sich, darüber zu reden, da es mit dieser Sache nichts zu tun hatte.
„Aber Sie waren doch gezwungen, zu ... zu ..."
„Töten?" sprach Cooper das Wort kalt aus. „Ja. Ich habe viele Menschen auf meiner Flucht getötet. Und ich würde es wieder tun."
Vielsagende Blicke wurden ausgetauscht. Jemand hüstelte gezwungen.
„Eine wichtige Sache hat Cooper bisher nicht erwähnt", ließ Rusty sich laut vernehmen. Alle Augenpaare im Raum richteten sich auf sie.
„Rusty, nicht." Bittend sah Cooper sie an. „Das musst du nicht tun."
„Doch, es ist nötig." Sie erwiderte seinen Blick liebevoll. „Du willst mich schützen, das weiß ich, aber ich kann nicht zulassen, dass sie dich verdächtigen, diese beiden Männer grundlos getötet zu haben." Sie wandte sich zu den Beamten und sah sie direkt an. „Die Gawrylows wollten Cooper umbringen und ... und mich behalten."
Man sah den Schock auf den Gesichtern der Umstehenden. „Woher wissen Sie das, Miss Carlson?"
„Sie weiß es einfach, okay? Wenn Sie mir nicht glauben wollen, gut, aber sie hat keinen Grund zu lügen."
Rusty legte beruhigend eine Hand auf Coopers Arm. „Der Ältere, Quinn, griff mich an." Mit klarer, deutlicher Stimme berichtete Rusty, was an jenem Morgen geschehen war. „Die Verletzung an meinem Bein war immer noch sehr schmerzhaft. Ich konnte nicht laufen und war im wahrsten Sinne des Wortes hilflos. Cooper kam gerade rechtzeitig zurück, um zu verhindern, dass ich vergewaltigt wurde. Wenn Cooper nicht getan hätte, was er getan hat, wäre er jetzt tot. Und ich wäre noch immer in den Händen der Gawrylows."
Cooper und sie tauschten einen langen, verstehenden Blick aus. Sie hatte die beiden Einsiedler nie bewusst gereizt. Das hatte er auch die ganze Zeit gewusst. Er bat sie still um Vergebung für all die hässlichen Vorwürfe, die er ihr gemacht hatte, und sie bat ihn, ihr zu verzeihen, dass sie je Angst vor ihm gehabt hatte.
Cooper zog Rusty an seine Brust, schlang die Arme um sie. Ohne auf die anderen im Raum zu achten, hielten sie einander fest.
Eine halbe Stunde später wurde Cooper sämtlicher Anklagen, den Tod der Gawrylows betreffend, enthoben. Vor ihnen lag jetzt das Treffen mit den Angehörigen der Opfer. Die weinende, bedrückte Gruppe wurde in das Büro geführt. Eine gute Stunde lang sprachen Rusty und Cooper mit den Familien und erzählten alles, was sie wussten. Die Angehörigen fanden zumindest etwas Trost in der Tatsache, dass ihre Lieben nicht hatten leiden müssen. Sie verabschiedeten sich dankend und unter Tränen. Für jeden war es eine sehr bewegende Erfahrung.
Das Zusammentreffen mit den Medien war da ganz anders. Als Rusty und Cooper in den Saal geführt wurden, der für die Pressekonferenz vorbereitet worden war, schlugen ihnen dichte Rauchwolken von Zigarettenqualm entgegen. Sie wurden von einer aufgeregten und gespannten Menge erwartet.
An einem Tisch mit Mikrofonen beantworten sie die Fragen so genau und knapp wie möglich. Manche Fragen waren einfach dumm, andere intelligent, wieder andere indiskret und zu persönlich. Als ein aufdringlicher Reporter fragte, wie es denn nun gewesen sei, eine winzige Hütte mit einem Fremden zu teilen, drehte Cooper sich zu einem der Beamten um.
„Das reicht jetzt. Bringen Sie Rusty hier raus."
Offensichtlich reagierte der Beamte nicht schnell genug für Cooper. Er schob seinen Arm unter ihren, fest entschlossen, sie aus dieser Jahrmarktsatmosphäre herauszuholen. Als sie fast am Ausgang waren, kam ein Mann auf sie zugestürzt und hielt Cooper eine Visitenkarte unter die Nase, die ihn als Reporter eines bekannten Nachrichtenmagazins auswies. Er bot eine enorme Summe für eine Exklusivstory.
„Aber wenn das
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