Gefangen in der Wildnis
führte, der sie durch den Terminal fahren sollte.
Rusty sah sich ständig um, aber sie konnte Cooper nicht entdecken. Endlich erkannte sie seine breiten Schultern in der Menschenmenge, wie er sich vom Schauplatz entfernte. Zwei Reporter rannten hinter ihm her.
„Cooper!" Der Elektrowagen fuhr an, und sie hielt sich am Sitz fest. „Cooper!" rief sie noch einmal, aber bei all dem Lärm konnte er sie nicht hören.
Sie wollte von diesem Wagen springen und zu ihm laufen, aber sie fuhren schon zu schnell, und ihr Vater redete auf sie ein. Sie versuchte seine Worte und deren Sinn zu verstehen, aber ihr schien, als plappere er nur belangloses Zeug.
Sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an, während der Wagen durch die Halle rollte und Fußgänger aus dem Weg hupte. Cooper war längst von der Menge verschluckt worden, sie konnte ihn nicht mehr sehen.
Als sie in der geräumigen Limousine auf dem Weg zur Klinik waren, griff ihr Vater ihre Hand und drückte sie fest. „Ich hatte solche Angst um dich, Rusty. Ich glaubte, dich ebenfalls verloren zu haben."
Sie legte den Kopf an die Schulter ihres Vaters und drückte seinen Arm. „Ich weiß. Ich habe mir Sorgen gemacht, wie du die Nachricht von dem Absturz aufnehmen würdest."
„Was unseren kleinen Disput an dem Tag deiner Abreise anbelangt..."
„Bitte, Vater, lass uns nicht mehr daran denken." Sie lächelte zu ihm auf. „Ich hätte es wahrscheinlich nicht überlebt, beim Häuten eines Widders dabei zu sein, aber ich habe einen Flugzeugabsturz überlebt."
Er gluckste vergnügt. „Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, du warst damals noch sehr klein, aber ... Jeff hat sich einmal nachts aus dem Zelt im Pfadfindercamp geschlichen. Er hat sich verlaufen und die ganze Nacht im Wald verbracht. Als wir ihn am nächsten Morgen endlich fanden, hatte er sich sein eigenes Camp aufgebaut und saß am Fluss, um sich sein Frühstück zu angeln."
Rusty legte den Kopf wieder an seine Schulter, ihr Lächeln erstarb. „Das hat Cooper alles für mich gemacht."
Sie spürte, wie ihr Vater sich anspannte. Das tat er immer, wenn etwas nicht seine Zustimmung fand. „Dieser Cooper Landry, was für ein Mann ist er?"
„Was für ein Mann?" wiederholte sie.
„Soviel ich verstanden habe, ist er ein Vietnamveteran.
„Ja. Er war auch in einem Gefangenenlager, konnte aber fliehen."
„Hat er ... hat er dich anständig behandelt?"
O ja, dachte sie, aber sie behielt die leidenschaftlichen Erinnerungen, die in ihr aufstiegen, lieber für sich. „Ja, Vater. Sehr anständig. Ohne ihn hätte ich nicht überlebt."
Sie wollte ihm noch nicht mehr von ihrer Beziehung zu Cooper berichten, nicht gleich nach ihrer Rückkehr.
Ihr Vater würde langsam an den Gedanken herangeführt werden müssen. Und vielleicht würde er es auch nicht begeistert aufnehmen, denn Bill Carlson war ein starrsinniger Mensch.
Er war auch ein Mann mit Intuition. Einer, dem man nicht so leicht etwas vormachen konnte. Sie musste darauf achten, ihre Stimme so nichtssagend wie möglich zu halten. „Wirst du bitte versuchen, ihn für mich ausfindig zu machen?" Keine auffällige Frage, ihr Vater kannte alle möglichen Leute in der Stadt. „Lass ihn wissen, wo ich bin. Wir sind am Flughafen getrennt worden."
„Warum willst du diesen Mann unbedingt wiedersehen?"
Er hätte sie genauso gut fragen können, warum sie unbedingt atmen musste. „Ich will ihm noch einmal richtig meinen Dank aussprechen, weil er mir das Leben gerettet hat."
„Ich werde sehen, was ich tun kann", versprach Carlson genau in dem Moment, als sie durch die Tore der Privatklinik fuhren.
Auch wenn ihr Vater alle Vorbereitungen getroffen hatte, so dauerte es doch volle zwei Stunden, bevor Rusty endlich allein in dem luxuriös ausgestatteten Zimmer war. Mit den Originalgemälden und der modernen Einrichtung erinnerte es eher an ein schickes Apartment denn an ein Krankenzimmer.
Sie lag in einem festen Bett mit weichen Kissen, das sich mechanisch bewegen ließ, trug ein elegantes Designernachthemd, das ihr Vater in den Koffer hatte packen lassen, der sie bereits in dem Zimmer erwartet hatte. All ihre Kosmetikartikel und ihr Lieblingsparfüm standen ordentlich aufgereiht im Bad. Pflegepersonal würde auf jeden ihrer Wünsche reagieren, sie brauchte nur den Telefonhörer zur Hand zu nehmen.
Sie fühlte sich miserabel.
Zum einen pochte es unerträglich in ihrem Bein, als Folge der Untersuchung, die der Chirurg vorgenommen hatte. Zur
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