Gefangen in der Wildnis
sein."
„Das beruht auf Gegenseitigkeit." Carlson ließ sich auf ihr Bett nieder. „Wie dem auch sei ... es ist zu schade, dass wir aus deinem Missgeschick kein Kapital schlagen können."
Abrupt öffnete sie die Augen. „Kapital schlagen? Wovon redest du?"
„Keine voreiligen Schlüsse, lass mich erst einmal ausreden."
Sie hatte bereits mehrere Schlüsse gezogen, und keiner davon gefiel ihr. „Du willst doch nicht etwa einen Film daraus machen?"
Carlson tätschelte ihre Hand. „Aber nein, nichts derart Vulgäres, meine Liebe." Zärtlich kniff er ihr in die Wange. „Dein Bruder hätte die Chance sofort erkannt, die sich da für uns auf getan hat."
Wie üblich kam sie sich minderwertig im Vergleich zu ihrem Bruder vor. „Welche wäre?"
„Du hast dir einen Namen auf dem Immobilienmarkt gemacht", begann Carlson geduldig. „Und zwar nicht dadurch, indem du dich auf meinen Namen berufst. Vielleicht habe ich dir ein paar Möglichkeiten zugespielt, aber du hast sie umgesetzt und verwirklicht."
„Danke, aber worauf willst du hinaus, Vater?"
„Auf deine eigene Weise bist du so etwas wie eine Berühmtheit in dieser Stadt." Sie schüttelte grimmig den Kopf. „Doch, das meine ich ernst. Dein Name ist in wichtigen Kreisen bekannt. Und jetzt erscheinen dein Bild und dein Name in allen Nachrichten. Man hat aus dir so eine Art Volksheldin gemacht. Das ist kostenlose Publicity und so gut wie ein Konto auf der Bank. Ich schlage vor, wir nutzen diese Katastrophe zu unserem Vorteil."
Rusty stand am Rande einer Panik. „Du meinst, wir sollten die Tatsache, dass ich einen Flugzeugabsturz überlebt habe, dazu nutzen, um das Geschäft anzukurbeln?"
„Das kann doch nichts schaden!"
„Das muss ein Scherz sein." Aber er meinte es todernst. Nichts in seinem Gesicht oder in seiner Haltung deutete darauf hin, dass ihr Vater einen Witz machte. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Vater. Auf gar keinen Fall. Die Idee gefällt mir überhaupt nicht."
„Lehn nicht gleich ab", sagte er von oben herab. „Ich werde unsere Werbeagentur daransetzen, sie sollen ein paar Ideen entwickeln. Ich verspreche dir, dass ich mich mit dir kurzschließen und nichts veranlassen werde, bevor du nicht zugestimmt hast."
Er erschien ihr auf einmal wie ein Fremder. Die Stimme, das Gesicht, die Gesten - alles war ihr vertraut. Aber das Herz hinter der Fassade dieses Mannes kannte sie nicht. Im Grunde kannte sie ihn überhaupt nicht.
„Ich werde niemals zustimmen. Bei diesem Absturz sind fünf Männer ums Leben gekommen. Ich habe die Angehörigen getroffen. Ihre Witwen, ihre Kinder, ihre Eltern und Verwandten. Ich habe mit den Leuten geredet, ihnen mein ehrliches Beileid ausgesprochen. Jetzt ihr Unglück für unsere Zwecke auszunutzen ..." Sie schüttelte sich angewidert. „Nein, Vater. Das kann ich nicht tun."
Bill Carlson biss ich auf die Unterlippe, wie er es immer tat, wenn er nachdachte. „Na gut. Für den Moment halten wir diese Idee erst mal noch zurück. Aber mir ist noch etwas anderes eingefallen."
Er fasste sie bei den Händen. Rusty hatte das bestimmte Gefühl, dass sie festgehalten wurde, weil sie bei dem, was ihr Vater jetzt vorschlagen wollte, einen Anfall bekommen würde.
„Wie schon gesagt, ich habe gestern gründliche Erkundigungen über Mr. Landry eingezogen. Er besitzt eine große Ranch in einer wunderschönen Gegend in der Sierra."
„Das sagte er mir, ja."
„Das Land da ist überhaupt noch nicht erschlossen."
„Das macht ja auch die Schönheit dieser Landschaft aus, die Unberührtheit. Ich verstehe nicht, was das mit uns zu tun hat."
„Rusty, was ist denn mit dir?" fragte er neckend. „Bist du jetzt Naturschützer geworden, nur weil du zwei Wochen in den Wäldern gehaust hast? Du wirst doch wohl keine Petitionen herumreichen, in denen Bauunternehmer als Banausen beschimpft werden, die angeblich das Land verschandeln, nur weil eine neue Siedlung hochgezogen wird, oder?"
„Natürlich nicht, Vater." Sein neckender Ton enthielt eindeutig Kritik und Vorwurf. Rusty wollte ihn nicht enttäuschen, aber sie beeilte sich, ihm den Gedanken an ein
Geschäft mit Cooper auszutreiben. „Ich hoffe, du denkst nicht an ein Bauvorhaben in Mr. Landrys Teil des Staates. Ich kann dir versichern, er würde es nicht begrüßen. Im Gegenteil, er würde dich bekämpfen."
„Bist du sicher? Was hältst du von einer möglichen Partnerschaft?"
Sie starrte ihn ungläubig an. „Zwischen Cooper und mir? “
Carlson nickte. „Er ist
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