Gefangen in der Wildnis
werden?"
„Nicht auf diese Art."
„Warum hast du dann nicht reagiert, als ich am Flughafen nach dir rief? Du hast mich doch gehört, oder?"
Bedrückt nickte er. „Ich konnte bei diesem Zirkus einfach nicht mitmachen, Rusty. Ich konnte nicht schnell genug davon wegkommen. Als ich aus Vietnam zurückkam, wurde ich wie ein Held empfangen." Er nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen seine Finger und spielte gedankenverloren damit. „Ich fühlte mich aber nicht als Held. Ich war gerade durch die Hölle gegangen. Es gab Dinge, die ich tun musste ... nun, sie waren nicht sehr heldenhaft. Sie hatten es nicht verdient, herausgestellt und honoriert zu werden. Ich hatte es nicht verdient. Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und es vergessen."
Er zog ihren Kopf ein wenig zurück und sah sie mit stahlgrauen Augen an. „Auch jetzt verdiene ich dieses Rampenlicht nicht, noch will ich es. Ich tat, was nötig war, um unser Leben zu retten. Jeder hätte das getan."
Sie strich zärtlich über seine Lippen. „Nicht jeder, Cooper."
Er tat das Kompliment mit einem Schulterzucken ab. „Ich habe einfach nur mehr Erfahrung im Überleben als andere."
„Du willst die Anerkennung, die dir zusteht, einfach nicht annehmen, was?"
„Ist es das, was du willst, Rusty? Anerkennung fürs Überleben?"
Sie dachte an ihren Vater. Ja, sie hätte gern ein paar Worte des Lobes für ihre Tapferkeit von ihm gehört. Stattdessen hatte er über Jeffs Eskapaden im Pfadfinderlager geredet.
Es war sicherlich nicht mit böser Absicht geschehen, Bill Carlson hatte nicht betonen wollen, dass sie Jeff nicht das Wasser reichen konnte. Aber das war dabei unterm Strich herausgekommen. Was würde nötig sein, so fragte sie sich, um die Anerkennung und den Respekt ihres Vaters zu erlangen?
Doch jetzt schien es ihr gar nicht mehr so wichtig, wie es ihr einmal gewesen war. Nein, eigentlich war es ihr überhaupt nicht mehr wichtig. Ihr lag viel mehr daran, was Cooper über sie dachte.
„Ich will keine Anerkennung, Cooper, ich will ..." Sie hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück, bevor sie „dich" sagen konnte. Stattdessen legte sie die Wange an seine Brust. „Warum bist du mir nicht nachgekommen? Willst du mich nicht mehr?"
Er umfasste ihre Brust und streichelte zärtlich die sanfte Rundung. „O doch, ich will dich." Die Sehnsucht, die
seine Stimme rau machte, entstammte nicht nur einem rein körperlichen Bedürfnis.
Rusty spürte es, weil sie genauso fühlte. In ihr nagte eine unerträgliche Leere, wenn er nicht bei ihr war. Deshalb klang ihre Stimme auch so flehend, als sie fragte: „Warum dann?"
„Ich bin gestern nicht mit dir gekommen, weil ich das Unvermeidliche nicht noch länger hinausschieben wollte.
„Das Unvermeidliche?"
„Rusty", flüsterte er, „diese körperliche Abhängigkeit voneinander ist der klassische Fall aus dem Lehrbuch. Es ist typisch für Leute, die zusammen eine Katastrophe durchlebt haben. Selbst Geiseln entwickeln manchmal eine anomale Zuneigung für ihre Entführer."
„Das weiß ich alles. Das Stockholmsyndrom. Aber das hier ist anders."
„Ist es das?" Er runzelte skeptisch die Stirn. „Ein Kind liebt den Menschen, der es versorgt. Selbst ein wildes Tier wird zutraulich, wenn man es regelmäßig füttert. Ich habe dich versorgt, mich um dich gekümmert, da ist es nur normal, dass du dem Ganzen mehr Bedeutung zumisst, als ..."
Plötzlich unglaublich wütend, schob sie ihn von sich. Ihr Haar schimmerte wie eine Aureole der Empörung um ihr Gesicht, ihre Augen sprühten Funken. „Wage es nicht, das, was zwischen uns passiert ist, mit diesem psychologischen Geschwätz abzuwerten. Das ist absoluter Blödsinn. Was ich für dich fühle, ist real."
„Ich habe nie behauptet, es wäre nicht real." Ihr Ärger erregte ihn. Sie gefiel ihm am besten, wenn sie sich kämpferisch gab. Er riss sie an sich. „Das hier hat von Anfang an zwischen uns bestanden." Er fasste ihre Brust und strich hart mit dem Daumen über die Knospe.
Sie schmolz dahin, murmelte ein schwaches: „Nicht", was er ignorierte und sie stattdessen weiter liebkoste. Ihre Lider schlössen sich.
„Nicht wahr, es funktioniert jedes Mal, wir sind beide augenblicklich erregt. Das ist in dem Moment passiert, als wir uns zum ersten Mal in dem Flugzeug gesehen haben. Habe ich nicht Recht?"
„Ja", stimmte sie zu.
„Ich wollte dich schon, noch bevor die Maschine vom Boden abgehoben hatte."
„Aber du hast nicht einmal gelächelt oder mich
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