Gefangen in der Wildnis
getrennt, das würde sich nie ändern.
„Mach dir keine Sorgen, Vater. Ich weiß genau, was ich für Mr. Landry fühle." Das war die Wahrheit. Sollte ihr Vater doch seine eigenen Schlüsse ziehen.
„Braves Mädchen." Carlson klopfte ihr wohlwollend auf die Schulter. „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann. Du bist stärker und cleverer als vorher. Du hast einen klaren Kopf bekommen, wie dein Bruder."
Seit einer Woche war sie zu Hause, nachdem sie eine Woche im Krankenhaus gelegen hatte, um sich von der Operation zu erholen. Die Narbe sah nicht viel besser aus als vorher, aber der Arzt hatte ihr versichert, dass nach den nächsten Operationen nichts mehr davon zurückbleiben würde.
Bis auf das leise Ziehen in ihrem Bein ging es ihr prächtig. Der Verband war abgenommen, aber der Chirurg hatte ihr empfohlen, vorerst keine Hosen zu tragen, um das Gewebe nicht zu reizen, und weiterhin Krücken zu benutzen.
Die wenigen Pfunde, die sie seit dem Absturz verloren hatte, hatte sie wieder zugenommen. Jeden Tag legte sie sich eine halbe Stunde am Swimmingpool in die Sonne, um ihre Bräune aufzufrischen. Ihre Freundinnen hatten ihr Versprechen eingelöst, und da es nicht möglich gewesen war, Rusty in den Schönheitssalon zu bewegen, hatten die beiden den Schönheitssalon eben zu ihr gebracht. Ein Friseur hatte ihr die Haare geschnitten und ihrem Haar mit Packungen und Conditioner wieder zu früherem Glanz verholfen, eine Maniküre hatte sich ihrer Nägel angenommen, sie wieder in Form gebracht und mindestens ein Pfund Creme in Rustys immer noch raue Hände einmassiert.
Während Rusty der Maniküre zusah, dachte sie an die Wäsche, die sie mit der Hand gewaschen, ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt hatte. Es war immer ein Wettlauf mit der Zeit gewesen, ein Roulettspiel, ob die Wäsche noch vor dem Einsetzen des Nachtfrosts trocken werde würde. So schlimm war es doch gar nicht gewesen, oder? Nicht wirklich. Oder verherrlichte man die Dinge in der Erinnerung?
Was auf alles zutreffen könnte. Waren Coopers Küsse wirklich so weltbewegend gewesen? Waren seine geflüsterten Worte und seine Arme um sie wirklich so tröstend gewesen? Aber wenn nicht, warum wachte sie dann ständig in der Nacht auf und sehnte sich nach seiner Nähe, seiner Wärme?
Sie war noch nie so einsam gewesen.
Nicht, dass sie je allein wäre, zumindest nie lange. Freunde kamen mit kleinen nutzlosen Geschenken vorbei, um sie aufzumuntern. Denn jeder konnte sehen, dass sie immer missmutiger wurde. Körperlich ging es ihr mit jedem Tag besser, aber ihre Stimmung strebte unaufhaltsam dem Nullpunkt entgegen.
Freunde und Geschäftspartner sorgten sich um sie. Seit dem Absturz hatte sie sich verändert. Die gewohnte, freundliche Rusty war verschwunden. Man drängte ihr Schokolade und Tacos und ihre Lieblingsgerichte aus den besten Restaurants auf, um sie aufzuheitern.
Sie hatte plötzlich viel Zeit, aber sie war nicht untätig. Die Prophezeiung ihres Vaters war wahr geworden - sie war plötzlich ein Star unter den Immobilienmaklern. Jeder in der Stadt, der kaufen oder verkaufen wollte, suchte plötzlich ihren Rat hinsichtlich der Markttrends. Jeden Tag bekam sie Anrufe von potenziellen Kunden, zuzüglich einer beeindruckenden Zahl von Anfragen von Film-und Fernsehleuten. Sie hatte schon Ohrenschmerzen vom stundenlangen Telefonieren. Normalerweise wäre sie angesichts einer Liste von Kunden dieses Kalibers vor Freude in die Luft gesprungen. Stattdessen war sie von einer untypischen Leere erfüllt, die sie weder erklären noch füllen konnte.
Ihr Vater hatte kein Wort mehr von einer Erschließung in Rogers Gap erwähnt, sie hoffte, dass dieses Thema damit endgültig vom Tisch war. Er besuchte sie jeden Tag, angeblich, um sich nach ihren Fortschritten zu erkundigen, Rusty allerdings vermutete - vielleicht ungerechtfertigt -, dass ihrem Vater mehr daran lag, die Gunst der Stunde und ihrer potenziellen neuen Klienten zu nutzen.
Die Linien um seinen Mund wurden tiefer vor Ungeduld, und seine scherzhaften Ermunterungen, endlich wieder an die Arbeit zurückzukehren, wirkten mit jedem Mal gezwungener. Auch wenn sie nur die Anweisung des Arztes befolgte, sie wusste, dass ihre Genesungszeit besonders lange dauerte. Aber sie war fest entschlossen, erst wieder in ihr Büro zurückzukehren, wenn sie wirklich dafür bereit war.
An diesem Nachmittag stöhnte sie fürchterlich, als die Türglocke durch das Haus schallte. Ihr Vater hatte
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