Gefangen in der Wildnis
Befriedigung, wenig mehr. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass er einmal eine tiefe Beziehung zu jemandem gehabt hatte, aber da hatte sie sich wohl gründlich geirrt. Denn diese Trennung hatte offensichtlich tiefe Narben hinterlassen.
„Wer war sie?"
„Vergiss es."
„Kanntest du sie, bevor du nach Vietnam gingst?"
„Lass es sein, Rusty."
„Hat sie jemand anders geheiratet, während du im Gefangenenlager saßest?"
„Ich sagte, vergiss es."
„Hast du sie geliebt?"
„Hör zu, sie war gut im Bett, aber nicht so gut wie du, okay? Ist es das, was du unbedingt wissen willst? Nun, wie kann man euch beide vergleichen? Zum einen war sie nicht rothaarig, ihr fehlte also dein Feuer. Sie hatte einen großartigen Körper, aber er war lange nicht wie deiner."
„Hör auf!"
„Ihre Brüste waren größer, aber nicht so empfindsam. Die Brustwarzen? Größer, dunkler. Schenkel? Genauso weich wie deine, aber lange nicht so stark." Er starrte anzüglich auf ihren Schoß. „Deine können einem Mann das Leben herauspressen."
Rusty schlug die Hand über den Mund, um das wütende, verletzte Schluchzen zurückzuhalten. Ihr Atem ging genauso hart und heftig wie seiner. Sie starrten einander mit einer Feindseligkeit an, die ebenso groß war wie die Leidenschaft, die sie miteinander geteilt hatten.
In diese geladene Atmosphäre platzte ausgerechnet Bill Carlson. „Rusty?"
Sie zuckte erschreckt zusammen, als sie die Stimme ihres Vaters vernahm. „Vater! Guten ... guten Morgen. Dies ist ..." Ihr Mund war trocken, und die Hand, mit der sie auf Cooper deutete, zitterte. „Das ist Cooper Landry."
„Ah, Mr. Landry." Carlson streckte die Hand aus, und Cooper schüttelte sie. Sein Griff war fest, wenn auch mit einem auffallenden Mangel an Begeisterung und sogar einem großen Anteil an Abneigung. „Mehrere meiner Leute haben versucht, Sie ausfindig zu machen." Da Cooper keine Anstalten machte, Erklärungen über seinen Aufenthaltsort abzugeben, dröhnte Carlson weiter: „Ich wollte Ihnen meinen Dank aussprechen, dass Sie meine Tochter gerettet haben."
„Dafür ist kein Dank nötig."
„Aber natürlich. Sie ist meine Welt, mein Ein und Alles. So, wie sie erzählt, sind Sie allein dafür verantwortlich, dass sie noch lebt. Um genau zu sein, sie hat mich gestern gebeten, Sie zu finden."
Cooper sah zu Rusty, dann wieder zu Carlson, der jetzt in die Brusttasche seines Mantels griff und einen weißen Umschlag herausholte. „Rusty wollte sich noch einmal bei Ihnen bedanken."
Cooper nahm den Umschlag an und öffnete ihn. Lange sah er auf den Inhalt, dann glitt sein Blick zu Rusty. Seine Augen strahlten kalte Verachtung aus. Einen Mundwinkel abfällig hochgezogen, zerriss er den Verrechnungsscheck in zwei Hälften und warf sie auf Rustys Schenkel.
„Danke, Miss Carlson, aber in unserer letzten gemeinsamen Nacht in der Wildnis bin ich ausreichend für meine Dienste entschädigt worden."
12. KAPITEL
C arlson drehte sich wieder zu seiner Tochter um, nachdem Cooper aus dem Raum gestürmt war. „Was für ein unangenehmer Zeitgenosse."
„Vater, wie konntest du nur! Ihm Geld anzubieten!" rief Rusty entsetzt.
„Ich dachte, das wäre es, was du von mir wolltest."
„Wie kommst du nur auf den Gedanken? Cooper ... Mr. Landry ist ein stolzer Mann. Glaubst du wirklich, er hätte mir das Leben gerettet, um daraus Profit zu schlagen?"
„Würde mich nicht überraschen. Er ist nicht gerade ein freundlicher Charakter, nach allem, was ich über ihn erfahren habe."
„Du hast Nachforschungen angestellt?"
„Aber natürlich. Sobald er als der Mann identifiziert wurde, der zusammen mit dir gerettet wurde. Mit ihm da in der Wildnis zu hausen kann nicht einfach für dich gewesen sein."
„Es gab gewisse Meinungsverschiedenheiten", gab Rusty mit einem bedrückten Lächeln zu. „Aber er hätte mich genauso gut zurücklassen und sich selbst jederzeit retten können."
„Nicht, wenn am Ende eine Belohnung auf ihn wartete.
„Das wusste er doch nicht."
„Der Mann ist clever. Er hat sich denken können, dass ich keine Kosten scheuen würde, um dich zu finden. Vielleicht war es die Summe, die ihn verstimmt hat." Carlson nahm die Papierschnipsel zur Hand. „Ich hielt die Belohnung eigentlich für recht großzügig, aber vielleicht ist er ja gieriger, als ich dachte."
Rusty schloss resigniert die Augen und ließ den Kopf auf die Kissen sinken. „Vater, er will dein Geld nicht. Er ist überglücklich, mich endlich los zu
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