Gefangen in Deutschland
Mahmud mich wirklich geliebt, sicher sogar mehr, als es jemals ein anderer Mensch tun wird. Aus seinem Partnerschaftsverständnis, seiner Weltanschauung und seiner Tradition heraus hat er das Richtige getan: Er hat versucht mich so zu formen, wie eine anständige Frau in seinen Augen zu sein hat. Dass ich daran fast zugrunde gegangen bin, hat er billigend in Kauf genommen.
Beim Schreiben dieses Buches war ich mehrmals dem psychischen Zusammenbruch nahe: Es war, als hätte ich alles noch einmal durchlebt. Ich habe jeden Prügelschlag noch einmal gespürt und jede Träne noch einmal geweint. Am meisten hat mir die Schilderung von Aylas Hochzeitsfeier zugesetzt. Der Gesichtsausdruck der Kinderbraut, ihre Verzweiflung und Panik haben mich lange Zeit in meinen Träumen verfolgt. Das Gefühl von absoluter Machtlosigkeit, das ich bei ihrem Anblick empfand, werde ich wohl nicht mehr vergessen. Es hat übrigens noch einige weitere Hochzeiten in Mahmuds Familie während meiner Zeit mit ihm gegeben, aber nie wieder war ich bei einer solchen Feier zugegen. Ein zweites Mal hätte ich es nicht über mich gebracht, bei der Vergewaltigung eines kleinen Mädchens Publikum zu spielen. Ich habe damals sogar einen anonymen Hinweis an das zuständige Jugendamt gegeben, aber passiert ist nie etwas.
Heute, nach einer gescheiterten Ehe, lebe ich glücklich und zufrieden mit meinem neuen Partner und unseren insgesamt vier Kindern und vier Hunden in einer kleinen Stadt in Hessen. Unsere Beziehung ist von Gleichberechtigung, Vertrauen und einem friedlichen Miteinander geprägt. Mein Lebensgefährte war übrigens derjenige, der mich ermutigt hat, meine Geschichte aufzuschreiben, um damit vielleicht einen Beitrag zur Bewusstmachung der ganzen Problematik zu leisten. Und er hat mich auch gehalten, als Mahmud vor zwei Jahren nach ewigen Zeiten plötzlich wieder bei mir anrief, um mir zu prophezeien, dass wir eines Tages erneut ein Paar sein würden.
Ich möchte mein Buch trotz allem nicht als Abrechnung mit Mahmud verstanden wissen. Sein Verhalten, das ich in ähnlicher Form bei vielen Männern seiner Herkunft feststellen konnte, ist vermutlich Ausdruck einer tiefen inneren Spaltung, einer Zerrissenheit zwischen den Welten. Auch Mahmud ist ein Opfer jener unmenschlichen moslemischen Traditionen – was ihn und Seinesgleichen jedoch keinesfalls davon entbindet, Verantwortung zu übernehmen und zu helfen, die verkrusteten Verhältnisse aufzubrechen. In diesem Sinne hoffe ich, mit meinem Buch Denkanstöße geben zu können.
Vor allem aber soll es den Frauen Mut machen, die unter den gleichen Umständen leben, wie ich es einst tat – in einer binationalen Beziehung, die an den unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturauffassungen der beiden Partner zu zerbrechen droht oder schon zerbrochen ist. Diese Frauen haben in unserem Land keine Lobby, sie werden oft einfach vergessen. Durch die Schilderung meiner Geschichte, in der sich die eine oder andere vielleicht wiedererkennt, möchte ich die Betroffenen auffordern, sich nicht ihrem Schicksal zu ergeben. Auch wenn die Situation noch so ausweglos erscheint – es gibt immer ein Morgen. Und für dieses Morgen lohnt es sich zu kämpfen!
D ANKSAGUNG
An erster Stelle möchte ich mich bei meinem Lebensgefährten bedanken. Er war es, der mich immer wieder ermutigt hat weiterzuschreiben und der mich getröstet hat, wenn mich die schrecklichen Erinnerungen mit aller Macht zu überrollen drohten und mich bis in den Schlaf verfolgten. Er ist es auch, der mir stets den Rücken stärkt und mir zeigt, dass ich Vertrauen in mein Leben haben kann.
Danken möchte ich ebenfalls meiner Mutter und meinem verstorbenen Stiefvater, die in den Zeiten, in denen ich nicht selbst für meine Tochter sorgen konnte, diese Aufgabe voller Liebe übernommen haben.
Ein großer Dank gebührt ihnen auch dafür, dass sie so bedingungslos hinter mir standen, nachdem sie die ganze Wahrheit erfahren hatten, und mir dadurch einen Neuanfang erst ermöglicht haben.
Danke auch an meine Kinder, die Verständnis dafür aufbrachten, dass ich mit meiner Geschichte an die Öffentlichkeit gehen möchte.
Es ist schön, dass es euch gibt!
Ein weiterer Dank geht an Birgit Sander vom mvg Verlag. Sie hat sich meiner Geschichte vom ersten Moment an sehr feinfühlig angenommen, war jederzeit für mich da und hat mir selbst in schwierigen Phasen immer ein gutes Gefühl vermittelt.
Danke auch an meine Lektorin Susanne Van Volxem. Es hat großen
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