Gefangene deiner Dunkelheit
ihr riskieren zu wollen. Doch merkwürdigerweise war sie tatsächlich zu jedem Risiko bereit, denn was sie heute hier gelernt hatte, war das: Manolito De La Cruz war erheblich mehr als ein gut aussehender, arroganter Mann, und sie war schon weitaus mehr als nur verliebt in ihn.
Geschickt flocht sie ihr Haar zu einem dicken Zopf, eine vertraute Aufgabe, die sie beruhigte, während sie daran dachte, was Manolito heute alles durchgemacht hatte und ihr erneut die Tränen kamen. Seine Brüder hielten ihn für verrückt. Doch er hatte den Jaguarmann mit großer Sorgfalt und Respekt behandelt und einen hohen Preis dafür gezahlt. Er hatte gewusst, dass sie in seinem Geist war, Luiz half und ihn beruhigte, so gut sie konnte, und hätte alles getan, um ihr das Erlebnis zu ersparen, aber nun fühlte sie sich ihm nur noch näher.
Sie zog ein mitternachtsblaues Spitzenhöschen an, mit schmalen Goldkettchen an den Hüften, in dem sie sich auch unter den ärgsten Umständen sexy und wagemutig fühlte. Ihr königsblauer Rock war wadenlang und fiel in breiten Rüschen auf die kniehohen blauen Lederstiefel mit Aufschlägen, die sie dazu angezogen hatte.
Das butterweiche Leder war wie eine zweite Haut an ihren Füßen und wisperte verführerisch beim Gehen. Der Rock brachte ihren hübsch gerundeten Po sehr vorteilhaft zur Geltung, und sie würde jeden Vorteil brauchen können bei Manolito, wenn sie mit ihm über die Bedingungen ihrer Beziehung sprach. Denn heute hatte sie den Entschluss gefasst, dass sie es miteinander versuchen sollten.
Ihr zu dem Höschen passender Push-up-BH gab ihren Kurven etwas sehr Verführerisches und unterstrich den Sitz ihrer kurzen, ebenfalls königsblauen, ärmellosen Bluse mit den kleinen Perlenknöpfen vorne. Accessoires waren alles, und sie besaß jede Menge. Als sie Armreifen über ihre Handgelenke streifte, beschwor sie Manolitos Bild herauf.
Sein Lächeln. Sein dichtes, rabenschwarzes Haar, das sogar noch glänzender und üppiger war, als sie es am Abend zuvor wahrgenommen hatte. Seine Augen. Oh Gott, er hatte solch glutvolle, gebieterische Augen und einen so sündhaft schönen Mund ... und warum zum Teufel zog sie sich dann so an, als wollte sie ihn verführen? Sie versuchte, ihre Emotionen in den Griff zu bekommen, und ihre Aufmachung war auf jeden Fall dazu angetan, seine Aufmerksamkeit – oder mehr als das – zu wecken. Sie spielte mit dem Feuer, und sie kannte das Leben gut genug, um zu wissen, dass sie später nicht weinen durfte, wenn sie sich daran verbrannte.
Von der Anspannung in dem Haus war nichts mehr zu spüren, und auch MaryAnn atmete tief aus und setzte sich auf ihr Bett, um auf Manolito De La Cruz zu warten. Sie konnte die Uhr ticken hören. Ihr endloses, lautes Ticken. Er würde kommen. Bald. Sofort. Sie wartete, doch als die Minuten verstrichen, verblasste auch das Lächeln auf ihrem Gesicht. Ein paar weitere Minuten später knirschte sie vor Wut schon mit den Zähnen. Er würde sie doch wohl nicht wie ein unartiges Kind in ihrem Zimmer eingesperrt lassen? Manolito täte besser daran zu kommen. Auf der Stelle. Bevor sie ihr liebevolles, nachsichtiges Wesen ein für alle Mal verlor.
Sie ging zur Tür und hieb mit ihrer Faust dagegen. »Nun komm schon, Dschungelmann. Jetzt reicht es aber langsam. Lass mich hier raus!«
Nichts rührte sich auf ihre Forderungen. Sie würde ihn mit ihren bloßen Händen umbringen! Ihre pazifistischen Überzeugungen waren verlorene Liebesmüh im Regenwald und völlig überholt bei ihrem Dschungelmann. »Ich nehme alles zurück, was ich jemals Positives über dich gesagt habe«, brüllte sie die Tür an und schlug zur Unterstreichung noch einmal mit der flachen Hand darauf. Genau an der Stelle, wo sein Gesicht sein müsste. »Du brauchst jemanden, der dir mal ordentlich was auf deinen sturen Kopf gibt!«
Und nicht einmal ein richtig harter Schlag würde genügen. Vielleicht würde sie sich andere, brutalere Bestrafungen ausdenken müssen, doch dazu fehlte ihr die Fantasie. Peitschen und Ketten. Aber die beschworen Bilder von schwarzen Lederstiefeln mit Stilettoabsätzen herauf, von Netzstrümpfen und einem ledernen Bustier. Und das kam natürlich absolut nicht infrage, weil Manolito nicht verdiente, dass sie sich die Mühe machte. Was er brauchte, war eine Abreibung, die er nie vergessen würde. Keine sexy Lederklamotten und Stiefel mit Stilettoabsätzen, sondern eine dieser schauderhaften Fernsehshows, bei denen Männer in Käfigen kämpften
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