Gefangene deiner Dunkelheit
neu entdeckten Gefühle machten sie anfälliger denn je für ihn.
»Ich finde meine Gefährtin überaus faszinierend und würde sie sehr gern besser kennenlernen«, fügte er hinzu. Er versuchte nicht, MaryAnn zu beeinflussen; es war weder ein Befehl noch eine Forderung, sondern nur eine simple Feststellung. Aber sie klang so aufrichtig, dass sie MaryAnns Barrieren sprengte.
»Bist du sicher, dass ich vorher nicht nach Jasmine und Solange sehen sollte? Schließlich bin ich hergekommen, um ihnen zu helfen, auch wenn ich leider nicht viel Gutes bewirkt habe.«
»Du hast geholfen, ihnen das Leben zu retten«, sagte er und legte den Arm um sie. »Solange schläft, und Juliette ist bei ihrer Schwester.« Manolito atmete tief ein und sog hungrig MaryAnns Duft in seine Lungen. »Ich brauche dich.« Seine Stimme war rau vor Sehnsucht, seine schwarzen Augen funkelten vor sinnlicher Begierde.
MaryAnn nickte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Puls hämmerte, und die zarten Spitzen ihrer Brüste richteten sich auf. Ihr Mund wurde trocken, und sie befeuchtete ihre Lippen und sah, wie aufmerksam Manolitos Blick ihrer Bewegung folgte.
»Ich weiß nicht, ob das nicht gefährlich ist.«
»Dir wird nichts geschehen«, versprach er und strich mit dem Daumen die Konturen ihrer Lippen nach. »Nicht, solange ich bei dir bin.«
»Du!« Sie konnte kaum atmen, vom Reden ganz zu schweigen. »Du bist bei mir nicht sicher. Ich reagiere immer so verrückt auf dich.« Das Beste war, ganz aufrichtig zu sein und es ihm gleich zu sagen. »Die Sache ist die, dass ich vor langer Zeit gewisse Regeln für mich aufgestellt habe.«
»Regeln?« Er zog fragend eine Augenbraue hoch, aber sein Blick verweilte nach wie vor auf ihrem Mund.
»Ja. Für mich. Für Männer. Ich schlafe nicht mit jedem.« Oh nein ! Das hörte sich ganz anders an, als es gemeint war, weil sie einfach nicht klar denken konnte, wenn er sie so ansah.
»Ich bin froh über deine Regeln.«
Seine Mundwinkel zuckten vor Belustigung, was ihn jedoch höchstens noch verführerischer machte. Wie konnte sie ihm das Gefühl erklären, dass ihre Selbstachtung und jahrelang geübte Selbstbeherrschung jeden Augenblick den Bach hinuntergehen würden? Wenn sie mit ihm allein war, würde sie alles tun, um ihn zu verführen, oder ihn schlicht und einfach auffordern, sie gegen die nächste Wand zu drücken und es mit ihr zu treiben ...
Eine bequeme Beziehung mit einem Mann hatte sie nie gewollt. Entweder hemmungslose Leidenschaft oder gar nichts, hatte sie gedacht, und entschieden hatte sie sich dann für gar nichts. Aber sie hatte sich immerhin die wildesten Fantasien über eine Beziehung zu einem Mann erlaubt. Und jetzt war alles da, wovon sie je geträumt hatte.
MaryAnn war sich ziemlich sicher, dass Manolito De La Cruz der aufregendste Mann auf Erden war. Mit seinen Blicken, der Haltung seiner breiten Schultern, den schmalen Hüften und der nicht zu übersehenden Wölbung unter seinen Jeans strahlte er eine unwiderstehliche Sinnlichkeit aus. Seine Augen waren halb geschlossen und dunkel vor Verlangen nach ihr. Aber obwohl dieses unverhohlene Begehren in seinen Augen ihr Herz außer Kontrolle brachte und ihren Körper schier zerfließen ließ, war das Problem Folgendes: Der Mann in ihren Fantasien war nicht nur ganz wild nach ihr, sondern auch sehr verliebt in sie gewesen. Und das eine ohne das andere war für sie nicht akzeptabel.
»Wenn ich jetzt wieder mit dir gehe, Manolito, weiß ich nicht, ob ich danach noch mit mir leben kann.«
»Ich werde nichts tun, womit du nicht leben kannst.«
Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen hoffte er, Dinge zu tun, ohne die sie nicht leben konnte, und das war genau das, was sie befürchtete. Weil sie diese Dinge wollte. Weil sie wollte, dass er sie all das lehrte, von dem sie geträumt hatte, dass er sie liebte und ihr zeigte, dass ihre Fantasien real sein konnten.
»Du schließt mich aus deinem Bewusstsein aus.«
War das Gekränktheit in seiner Stimme? Das Letzte, was sie wollte, war, ihn zu verletzen. »Ich weiß nicht, wie ich dich in mein Bewusstsein lassen oder dich daraus ausschließen kann. Es ist mir wirklich völlig schleierhaft, wieso ihr alle glaubt, ich hätte übersinnliche Kräfte. Jasmine dachte, ich hätte sie vor dem Magier gerettet. Und dabei war nur der Wind so stark, dass ein Ast abbrach und auf ihn stürzte. Das war nicht mein Werk. Wie hätte ich das bewerkstelligen sollen?«
In gewisser Weise war sie froh, dass
Weitere Kostenlose Bücher