Gefangene deiner Dunkelheit
und sich gegenseitig mit den Fäusten bearbeiteten, wäre genau das Richtige für ihn.
Die Tür wurde geöffnet, und Manolitos breitschultrige Gestalt erschien im Rahmen. Mit einem ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck stand er da, blickte auf sie herab und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich glaube, es ist besser, wenn du nur Gutes von mir denkst.«
Sie öffnete schon den Mund, um ihn mit Worten zu attackieren, aber dann schloss sie ihn schnell wieder. Er sah erschöpft aus. Total erschöpft von seinem Kampf, zwei Leben zu retten, sie selbst zu heilen und die zwei Welten, in denen er lebte, auseinanderzuhalten. MaryAnn spürte die Erschöpfung wie eine große Last auf seinen Schultern – und auf ihren. Sie wusste, was er durchgemacht hatte, und warum er versucht hatte, ihr das alles zu ersparen.
MaryAnn stützte die Hände in die Hüften und taxierte ihn von Kopf bis Fuß. »Wie ich sehe, hast du es geschafft, dich vollkommen zu überanstrengen. Hat dein Bruder dir noch etwas Blut gegeben?« Sie kam sich sehr mutig vor, als sie die Frage stellte und sich zwang, sich mit seinem Wesen auseinanderzusetzen, ohne vor seinen makabren Bedürfnissen zurückzuschrecken.
Ein schwaches Lächeln ließ die harte Linie seines Mundes etwas weicher erscheinen und vertrieb die Düsternis aus seinen Augen. »Du hast recht, ich habe mich überanstrengt. Du siehst übrigens bezaubernd aus, MaryAnn. Ein Blick auf dich, und alles andere ist vergessen.« Er streckte seine Hand aus. »Komm mit.«
Sie wollte so unbedingt mit ihm allein sein, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. »Wohin?«
»Ich habe eine Überraschung für dich.« Er hielt die Hand noch immer ausgestreckt, und sein Blick wich nicht von ihrem.
Tief ausatmend legte sie ihre Hand in seine. Sogleich schlossen sich seine Finger um ihre und zogen sie an seinen warmen Körper. Sie konnte seine Hitze und die unwiderstehliche Anziehungskraft ihrer geistigen Verbindung spüren.
»Luiz?«
»Er ist gut bewacht unter der Erde. Diesmal haben wir Schutzzauber benutzt, die mit Sicherheit kein Magier wieder entfernen kann. Es ist lange her, seit wir mit dieser Spezies zu tun hatten, und im Laufe der Jahrhunderte sind wir unvorsichtig geworden. Dieser jüngste Kampf mit ihnen dürfte uns gelehrt haben, stets an sie zu denken, wenn wir unsere Häuser und Schlafzimmer mit Schutzzaubern versiegeln. So ein Fehler wird nicht noch einmal passieren.«
»Danke für alles, was du für ihn getan hast.«
Er beugte sich vor und strich mit den Lippen über ihre, ganz zärtlich und behutsam, als kostete er sie nur. »Gern geschehen. Wir werden sehen, wie Luiz über all das denkt, wenn er die Erde wieder verlassen kann.«
Manolito würde Luiz' natürliche Instinkte hinsichtlich der Nahrungsaufnahme unter Kontrolle halten müssen. Luiz hatte schon jahrelang Jaguarinstinkte, und er würde beim Erwachen völlig aus gehungert sein. Wenn er dem Bedürfnis nachgab, seine Beute zu töten, würde Manolito ihn schnell und effektiv beseitigen müssen, doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken, sondern seine Gedanken ausschließlich auf MaryAnn, seine Gefährtin, konzentrieren. Er wollte weder an die Schattenwelt, die reale Welt oder die Schwierigkeiten denken, in die er sich gebracht hatte, nur um einen Ausdruck der Dankbarkeit auf dem Gesicht einer Frau zu sehen.
»Er kann jetzt keinen Schmerz empfinden, oder doch?«
Manolito zog ihre Hand unter sein Kinn und glitt streichelnd mit dem Daumen über ihre Haut. »Nein. Es geht ihm gut. Er wird ein oder zwei Nächte unter der Erde bleiben, ehe er sich wieder erhebt, und dann werde ich bei ihm sein, um ihm so gut wie möglich zu helfen.«
»Und Solange?«
»Juliette und Riordan sind bei ihr.« Manolito zog MaryAnns Fingerknöchel an seine Lippen. »Das Haus ist gesäubert und gesichert. Alles ist still. Ich will dich von hier wegbringen, um dich ein bisschen für mich allein zu haben.«
Ihr Herz machte einen seltsamen kleinen Sprung. Mehr als alles andere wünschte sie, mit ihm allein zu sein. Sie hatte sich sorgfältig angezogen und dafür gesorgt, dass sie gut aussah, um den Mut zu haben, sich mit ihm und dem, was auch immer zwischen ihnen war, auseinanderzusetzen. Aber jetzt, da er vor ihr stand und besser aussah, als ein Mann aussehen durfte, war sie nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, mit ihm allein zu sein. Er war viel zu sexy und verführerisch. Sie wollte nicht nur eine sexuelle Beziehung zwischen ihnen, und ihre
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