Gefangene deiner Dunkelheit
sich seitlich an einen Baum, um sich zu stützen. Dann zeigte sie mit dem Kopfbewegung auf das Herz, das auf den Körper des Vampirs zurollte.
»Ja, natürlich.« Riordan erhob die Arme zum Himmel, um seinen Schock zu überspielen. Sofort brauten sich Sturmwolken zusammen, und Donner grollte. Blitze durchzuckten die dunkleren Wolken, und dann schlug einer in das Herz ein und ließ es in Flammen aufgehen. Als Nächstes lenkte Riordan die tödliche Energie auf den Körper des Vampirs.
Zu MaryAnns Erstaunen legte die Wölfin sich in den knisternden Energiestrom. Doch statt darin zu verbrennen, löste die Energie das mit Säure versetzte Blut an ihrem Kopf und Körper auf. Schwankend trat die Wölfin zurück und lehnte sich mit zitternden Flanken und um Atem ringend wieder an einen dicken Baumstamm. Ihr ganzer Körper schmerzte, aber sie hatte Manolito am Leben erhalten. Sie konnte keine Sekunde länger warten, um nach ihm zu sehen. Ihn zu berühren. Sie brauchte ihn so sehr.
Sie sprang auf einen der niedrigeren Äste und kletterte zu der Plattform in den Baumkronen hinauf. Manolito saß noch an derselben Stelle, sein Körper war ein bisschen zu einer Seite gesackt, aber er sah aus, als schliefe er. Sie atmete erleichtert auf und ließ sich neben ihm auf den Boden sinken.
MaryAnn konzentrierte sich darauf, ihren eigenen Körper wiederzuerlangen, und dankte ihrer Beschützerin für ihre Hilfe. Sie selbst mit ihrem viel schwächeren menschlichen Körper hätte den Vampir niemals besiegen können. Sie war auch erfüllt von Dankbarkeit den anderen Spezies gegenüber, die die Welt mit ihr teilten, war froh und dankbar, dass sie aufmerksam genug waren, um dafür zu sorgen, dass alle so sicher wie nur möglich waren. Die Wölfin in ihr verlieh ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Die Wölfin bist du selbst, versicherte ihr die weibliche Stimme in ihr.
MaryAnn schloss die Augen und zog die Beschützerin tiefer in ihre Seele. Diesmal ging der Umwandlungsprozess viel schneller vonstatten, da die Wölfin sich sogleich in ihre Höhle zurückzog und MaryAnn wieder ihre eigene Gestalt annahm, viel müheloser, als es umgekehrt der Fall gewesen war. Ihr Körper transformierte sich mit einem Minimum an Schmerz, doch kaum besaß sie wieder ihre menschliche Gestalt, steigerte sich der Schmerz ihrer Verletzungen, bis ihr die Tränen kamen und sie sich auf die Lippe beißen musste, um nicht aufzustöhnen.
»Ich habe den Jaguar vernichtet und den Magier ebenfalls, und ich habe auch die Erde, Bäume und Blätter von dem Blut des Vampirs gereinigt, also komme ich jetzt zu dir herauf.«
MaryAnn verstand den warnenden Unterton in Riordans Stimme im ersten Moment nicht, bis sie an sich herabblickte und merkte, dass sie etwas zum Anziehen brauchte. Sie hatte keine Kleider mehr. Panik erfasste sie. Ihre Kleider waren ihr Schutzschild. Ohne sie fühlte sie sich hilflos. Sie konnte Riordan nicht nackt gegenübertreten. Ihre Panik war so groß, dass sie sogar zu hyperventilieren begann.
»Nein! Du kannst nicht heraufkommen. Ich bin nicht angezogen.«
Er murmelte irgendetwas in seinem ungeduldigen Ton, und plötzlich war MaryAnn mit einem verblichenen karierten Hemd, viel zu weiten Jeans und abgetragenen Turnschuhen bekleidet. Dann stand er vor ihr und blickte stirnrunzelnd auf sie herab.
»Ich werde deine Wunden heilen müssen. Aber dazu muss ich sie mir ansehen. Vampire hinterlassen neuerdings winzige Parasiten, wenn sie beißen.«
Sie hörte ihn kaum, weil sie zu beschäftigt damit war, in unverhohlener Bestürzung ihre Kleider zu betrachten. »Du ... du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass ich diese ... dieses Zeugs hier tragen werde«, sagte sie und hielt mit den Fingerspitzen den Saum des Hemdes hoch, als sie entsetzt zu Riordan aufblickte.
Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Dieses Zeugs sind Kleider.«
»Oh nein, das sind allerhöchstem Lumpen.« Sie berührte ihren Zopf, um sich zu vergewissern, dass er noch in Ordnung war. Sie mochte gegen Vampire und Jaguare kämpfen, aber sie wollte zumindest gut dabei aussehen. »Das sind keine Kleider.« Ihren Arm zu bewegen, obwohl ihre Schulter schon wie Feuer brannte, hatte sie sichtlich zusammenzucken lassen, und natürlich hatte Riordan es bemerkt und war weit mehr an dem Vampirbiss interessiert als an ihren Kleidersorgen.
Er kniete sich hin, um seinen Bruder zu untersuchen. »Juliette sorgt sich nie um ihre Kleidung. Sie trägt so ziemlich alles.«
»Ich habe schon bemerkt, dass diese
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