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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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aufzutauchen und sich aufmerksam die Schatten ringsumher anzusehen. Waren das Gesichter in den Schatten, die durch die Blätter spähten und aus dem Boden hervorkamen? Lauerten hier Vampire? Auf alles gefasst, verlagerte er sein Gewicht auf seine Fußballen. Der Jaguar brüllte und lenkte seine Aufmerksamkeit damit wieder auf die Gefahr, die ihm am nächsten war.
    Manolito zwang sich zu einem unverkrampften Lächeln. »Du hast den Geschmack meines Blutes in deinem Mund. Und ich den Geschmack des deinen. Du hast Informationen, die ich brauche.
    Du hast versucht, mich zu töten, und ich bin dir keine Schonung schuldig.«
    Die Raubkatze stand völlig reglos da, ohne einen Muskel zu bewegen, und hielt unverwandt den Blick auf ihn gerichtet.
    Die Jaguarmenschen waren genauso scheu und einzelgängerisch wie die großen Raubkatzen, und wie ihr tierisches Pendant bevorzugten sie den dichten Regenwald in der Nähe von Wasserläufen und Flussufern. Sie ließen sich nur selten sehen, und wahrscheinlich waren sie schlau genug und zu vertraut mit dem Dschungel, um überhaupt je gesehen zu werden, außer wenn sie selbst es wollten. Die Männer waren stämmig und ungewöhnlich stark, hatten eine hervorragende Nachtsicht und ein ausgezeichnetes Gehör. Sie waren gute Kletterer und exzellente Schwimmer. Über ihre Gesellschaft war kaum etwas bekannt, aber Manolito wusste, dass sie ein unbeherrschtes Naturell besaßen und äußerst leicht erregbar waren.
    Bevor er tiefer in das Gehirn des Jaguars eindrang, warf der Jäger in ihm einen weiteren prüfenden Blick um sich und suchte aufmerksam die nähere Umgebung ab. Die Stimmen waren noch nicht ganz verstummt, wisperten ihm immer noch ins Ohr und bedrängten ihn, die Raubkatze zu töten. Die Schatten, die sein Blick nicht ganz durchdringen konnte, schienen tausend Geheimnisse zu enthalten. Irgendetwas schlängelte sich durch den Boden, direkt unter der Oberfläche, und warf mit seinen Bewegungen die Erde auf. Manolito bekam einen trockenen Mund.
    Der Jaguar veränderte seine Haltung und kauerte sich mit angespannten Muskeln noch ein bisschen tiefer hin, was Manolitos Blick sofort wieder auf ihn lenkte. Nach Jahrhunderten des Jagens in gefährlichen Situationen blieb sein Gesicht jedoch völlig ausdruckslos, seine Augen flach und kalt, sein Mund ein bisschen grausam. »Wage es nicht, mich anzugreifen, Katzenmann, denn sonst werde ich kein Erbarmen mehr mit dir haben!« Und das würde er auch nicht. Nicht mit den immer näher rückenden Vampiren. Er würde keine Zeit für Gnade haben, wenn er das hier überleben wollte.
    Das Blut, das Manolito dem Jaguarmann entnommen hatte, befähigte ihn, in dessen Bewusstsein einzudringen, an den letzten Schutzschilden vorbei, um an die gewünschten Informationen heranzukommen. Was er sah, war Hass, tiefer, gnadenloser Hass auf Karpatianer. Das Bedürfnis, sie zu finden und sie zu vernichten. Ein Gefühl des Verratenwordenseins und gerechtfertigter Zorn. Verwirrt drang Manolito noch tiefer in den Geist des Jaguarmannes ein. Die beiden Spezies waren nie große Freunde gewesen, aber sie waren auch keine Feinde. Sie hatten unterschiedliche Wertvorstellungen, doch es war ihnen bisher immer gelungen, ihre jeweiligen Gesellschaften zu respektieren.
    Da war ein Fleck in den Erinnerungen ... ein dunkler Fleck, der äußerst ungewöhnlich war. Manolito untersuchte ihn sorgfältig. Der Fleck war sehr dunkel in der Mitte, doch um ihn herum bildeten sich hellere Kreise, die sich immer mehr ausdehnten, um schließlich das gesamte Gehirn des Jaguarmannes zu erfassen. Je näher Manolito der sich ausbreitenden Verfärbung kam, desto aufgeregter und verstörter wurde der Jaguar.
    Als Manolito mit seinem Geist verschmolz, so sanft und behutsam, wie er konnte, fühlte er, wie sich etwas Böses regte und sich seiner Anwesenheit bewusst wurde. Die Schatten um ihn herum vergrößerten sich und nahmen Gestalt an. Im Hirn des Jaguars zuckte der Fleck wie aufgeschreckt. Manolito zog sich zurück, weil er den Zorn der großen Katze nicht noch schüren wollte. Das Tier zitterte, sein Fell wurde feucht und dunkel, und das Atmen fiel ihm sichtlich schwer. Der Mann begann, den Kampf um die Kontrolle über das Tier zu verlieren.
    »Du bist von dem Vampir berührt worden«, sagte Manolito mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Ich kann versuchen, dir zu helfen, dich von seinem vergiftenden Einfluss zu befreien, doch er wird alles tun, um an dir festzuhalten.« Und dem Jaguarmann

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