Gefangene deiner Dunkelheit
noch nie erklären müssen, was bei ihnen eine ganz natürliche Begabung zu sein schien.
»Stell ihn dir im Geiste vor. In allen Einzelheiten, bis auf die kleinste Kleinigkeit, die dir von ihm in Erinnerung geblieben ist, einschließlich seines Duftes und deiner eigenen Gefühle«, riet ihr Riordan.
Na toll. Sie erinnerte sich, das Gefühl gehabt zu haben, dass er der sinnlichste Mann war, den sie je in ihrem Leben in ihren Träumen heraufbeschworen hatte. Hitze durchströmte sie. War sein Mund wirklich von ihrem Hals zum Ansatz ihrer Brust hinabgewandert? Hatten sich seine Zähne in ihre Haut gebohrt, um ihr Blut zu trinken? Der Gedanke hätte ihr zuwider sein müssen. Jede auch nur halbwegs vernünftige Frau hätte das ekelhaft gefunden. MaryAnn schloss die Augen und versuchte, sich Manolito vorzustellen.
Seine Schultern waren breit, seine Arme kräftig, seine Taille und Hüften schlank, seine Brust sehr muskulös. Das Spiel der Muskeln unter seiner Haut war wie das einer großen Raubkatze, wenn er sich bewegte. Und er bewegte sich mit absoluter Lautlosigkeit. Sein Gesicht... MaryAnn atmete tief ein. Seine Gesichtszüge waren außergewöhnlich. Er war der bestaussehende Mann, der ihr je begegnet war. Dunkle, geheimnisvolle Augen, glänzendes schwarzes Haar, das seine markanten Züge unterstrich, eine gerade Nase und hohe Wangenknochen, um die jedes Model ihn beneidet hätte, ein starkes Kinn mit einem Hauch von Bartstoppeln darauf. Aber es war sein Mund, den sie unaufhörlich hatte anstarren müssen. Sinnlich, mit einem Anflug von Gefahr – gerade genug, um eine Frau verrückt zu machen.
Sie streckte in Gedanken ihre Hände nach ihm aus, und zu ihrem Erstaunen fühlte sie, wie ihr Bewusstsein sich erweiterte, als hätte es nur darauf gewartet, als wäre der Weg zu Manolito schon etwas Vertrautes. Sie spürte ihn, für einen Moment nur fühlte sie, wie er sie berührte, nach ihr griff, aber dann ... Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, und unwillkürlich streckte sie verteidigend die Hände aus. Eine riesige Dschungelkatze sprang mit mörderischer Absicht zwischen sie. Das Ziel ihrer gefletschten Zähne war Manolitos Kehle. MaryAnn schrie auf und warf sich vor ihn, sodass sie den heißen Atem der Raubkatze auf ihrem Gesicht zu spüren meinte. Es war ein Jaguar.
3. Kapitel
M anolito fuhr herum, noch immer auf den Knien, und hob instinktiv die Hände, um die große, schwere Katze abzuwehren, die sich auf ihn stürzte. Aber der Schwung und die Kraft des Jaguars waren so enorm, dass sie ihn umwarfen und Manolito auf dem Rücken landete. War das real, oder war auch das nur eine Illusion, wie die schattenhaften Vampire es gewesen sein mussten?
Seine Finger gruben sich in dichtes Fell. Messerscharfe Krallen fuhren über seinen Bauch und rissen seine Haut und Muskeln auf. Heißer, übel riechender Atem schlug Manolito ins Gesicht, und scharfe Fänge zerfetzten ihm den Arm, als er mit aller Kraft versuchte, das Raubtier von seinem Kopf und seiner Kehle fernzuhalten. Für einen Moment, als er unter ihm lag und dessen mächtigen Kopf von seinem fernhielt, konnte er irgendjemanden – nein, sie, seine Gefährtin – in seinem Bewusstsein spüren.
Ihr entsetzter Aufschrei hallte in seinem Kopf wider und ersetzte Hunger und Verwirrung durch eine Anspannung und Konzentration, die er sonst vielleicht nicht mehr aufgebracht hätte. Er sah, wie sie ihre Hände nach der Raubkatze ausstreckte und versuchte, ihm zu helfen. Um nicht ihr Leben zu riskieren, unterbrach er schnell die telepathische Verbindung zwischen ihnen und löste sich auf. Sein Körper verflüchtigte sich zu einem Dunst, der die Raubkatze umwaberte und sich vor ihr erhob, um selbst die Gestalt eines Jaguars anzunehmen, eines männlichen Tieres mit einem schweren, breiten Kopf und einem größeren, stämmigeren und sehr viel dunkleren Körper. Blutstropfen fielen wie Schneeflocken und besprühten Blätter und Wurzeln, als Manolito die Gestalt eines seltenen schwarzen Panthers annahm. Als die Verwandlung vollendet war, fletschte er herausfordernd die Zähne und sprang die andere Raubkatze an. Die beiden großen Katzen prallten zusammen, rollten über Baumwurzeln und Äste und zerrissen die Stille der Nacht mit ihren Kampfgeräuschen.
Viele Raubkatzen strangulierten ihre Opfer, doch der Jaguar mit seinem außergewöhnlich starken Kiefer durchbiss direkt den Schädel zwischen den Schläfenbeinen, womit er seine Beute augenblicklich tötete. Da der Amazonas
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