Gefangene deiner Dunkelheit
»Wir können sie doch nicht einfach hierlassen?«
»Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, wenn wir ihm keinen Anlass geben wollen zu kämpfen. Er wird sich um sie kümmern«, beruhigte Riordan seine Gefährtin. »Wir können hier nichts mehr tun.«
5. Kapitel
M aryAnn schlang fest die Arme um Manolitos Nacken und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Der Wind peitschte ihren Kopf und Nacken, zerrte an ihrem Haar und schaffte es, unter ihre Lederjacke zu gelangen, um sich wie eisige Finger um ihre Haut zu legen. Wenn sie gedacht hatte, der Regenwald sei schlimm, dann war das Fliegen hoch über den Baumkronen noch tausend Mal verheerender. Ihr war schwindlig und so übel, dass sich ihr der Magen umdrehte. Lieber ertrüge sie die Millionen Ameisen und die Laubfrösche, als das hier noch einmal zu erleben.
Als Kind hast du dir doch bestimmt gewünscht zu fliegen.
Sie war sich sicher, dass er ihre Gedanken las, und konnte seine überlegene männliche Belustigung spüren, die sie daran erinnerte, warum sie Männer nicht besonders mochte. Und da sie weder übersinnliche Kräfte noch telepathische Fähigkeiten besaß, antwortete sie laut, mit ihren Lippen dicht an seinem Hals: »Ne. Nicht ein einziges Mal. Ich habe lieber festen Boden unter meinen Füßen.« Aber seine Haut roch gut. So gut, dass es schwer war, nicht an ihm zu schnuppern und ihre Lungen mit seinem Duft zu füllen.
Manolito landete schließlich an einer verhältnismäßig geschützten Stelle, wofür sie dankbar war, weil es fast sofort zu regnen anfing. Und es war kein sanfter Nieselregen oder auch nur ein stetiger, ruhiger Regenschleier, sondern ein harter, laut trommelnder Platzregen, als hätte der Himmel seine Schleusen weit geöffnet und einen ganzen Ozean auf sie herabgeschickt.
MaryAnn trat sofort von Manolito zurück, als sie endlich wieder auf ihren eigenen Beinen stand. In ihrem Magen rumorte es noch immer, und sie hätte schwören können, dass ihre Nase zuckte, weil sie unbedingt noch einmal an ihm schnuppern wollte, aber sie riss sich zusammen und warf ihm nur einen langen, unfreundlichen Blick zu. Das Problem war, dass er sie ansah. Sie nicht nur ansah, sondern anstarrte. Ihr Herz schlug schneller, und das flaue Gefühl in ihrem Magen verwandelte sich in ein aufgeregtes Flattern. Ein Prickeln erwachte zwischen ihren Beinen, und ihre Brustspitzen ...
Sie zog ihre Jacke vorn zusammen und schaffte es, dem bösen Blick ein Stirnrunzeln hinzuzufügen. Wer sah so aus wie dieser Mann? Also wirklich! Welcher Mann konnte im Regenwald - mitten im Regen! – stehen und so unglaublich attraktiv und sexy ausschauen wie dieser Manolito De La Cruz? Nicht nur sexy. Ultrasexy. Er war der aufregendste Mann, den sie je zu Gesicht bekommen hatte, und er schaute sie an, als könnte er sie mit einem einzigen heißen Blick verschlingen. Seine Augen brannten von einer dunklen Sinnlichkeit, die sie alles über Blutegel und Ameisen vergessen ließ. Unter seinem Blick wurde sie sich voll und ganz ihrer Weiblichkeit bewusst. Sie hatte sich schon so lange nicht mehr so gefühlt – falls überhaupt je –, dass sie ganz verstört war.
»So«, sagte Manolito, dessen schwarze Augen so voller Feuer und sinnlicher Verheißung waren, dass sie unter seinem Blick schier zu zerfließen glaubte. »Du bist also endlich doch gekommen.«
Oh Gott. Ihr Herz und ihr Magen machten einen Satz, und in ihrem Mund hatte sie plötzlich den Geschmack von ... Sex. Dieser Mann triefte geradezu davon. »Ich bin gekommen, um dich zu retten«, entfuhr es ihr, bevor sie sich ihre Antwort überlegen konnte. Aber sie konnte ohnehin nicht denken, so wie er sie anstarrte, und so dumm die Bemerkung auch gewesen sein mochte, war sie unter den gegebenen Umständen doch vielleicht gar nicht mal die schlechteste.
Er lächelte. Es war ein träges, sinnliches Lächeln, das betörte und bezauberte und sie mit einem wohligen Prickeln durchflutete. Vielleicht war es die karpatianische Geheimwaffe gegen Frauen, denn bei ihr funktionierte sie auf jeden Fall. Der Mann war eine einzige Bedrohung. Ehrlich. Sie musste sich wieder in den Griff bekommen. MaryAnn schnippte mit den Fingern. »Betrachte dich als gerettet und lass uns von hier verschwinden.« Denn über ihn herfallen zu wollen war wohl eher der Effekt des tropisch schwülen Regenwaldes. Oder vielleicht hatte sie in ihrer Kindheit zu viele Tarzanbücher gelesen und war einfach programmiert auf Sex im Dschungel. Je eher sie hier herauskam, desto
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