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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sechs Meilen entfernt, und erkannte Manolitos sinnliche Stimme. Sie überschwemmte ihr Bewusstsein und sandte eine Gänsehaut über ihre Glieder, während sich ihr Magen vor Erwartung, ihn zu sehen, verkrampfte.
    MaryAnn begann zu laufen, getrieben von einem unerbittlichen Drängen tief in ihr. Manolito war in Schwierigkeiten, das wusste sie. Sie spürte ihn jetzt, ganz nahe sogar, wo sie ihn vorher nicht hatte erreichen können. MaryAnn versuchte nicht, geistig mit ihm in Kontakt zu treten; sie verfügte nicht über diese Fähigkeit, aber das machte nichts, denn sie hörte seinen geflüsterten Befehl in der Luft ringsum. Komm zu mir, sagte er, und sie wusste, dass er verwundet war. Verwirrt. Er brauchte sie. Gerüche drangen in ihr Bewusstsein, wie die drei Tage alte Spur eines Tapirs auf Nahrungssuche. Den Geruch einer tief im Unterholz verborgenen Tigerkatze etwa eine Meile links von ihr. So viele Tiere roch sie, sogar... einen Jaguar. Schon fast völlig außer Atem, zog sie die Knie noch höher, schwenkte ihre Arme und lief sogar noch schneller.
    Sie rannte über das Gefälle neben einem angeschwollenen Fluss, ohne sich darum zu kümmern, dass das Gesträuch an ihren Haaren zerrte. Wasser lief aus allen nur erdenklichen Öffnungen in den Hängen und erzeugte unglaublich viele Wasserfälle. In der Stille des Waldes war ihr Tosen unerträglich laut. Mit dem fahlen Mondschein und dichten Blätterdach der Bäume war es sehr dunkel und unheimlich im Inneren des Waldes.
    Tief liegende Nebelschwaden schlängelten sich wie ein gespenstischer grauer Pfad zwischen den Bäumen hindurch und bedeckten das Geflecht aus Wurzeln, sodass die dicken Knoten und schlangenähnlichen Glieder ihr beim Näherkommen wie dunkle Festungen mit verborgenen Geheimnissen erschienen. Die mächtigen Stämme ragten aus dem Nebel auf, als wären sie völlig losgelöst von den Wurzeln, die sie auf der Erde festhielten.
    Juliettes Fingernägel bohrten sich in Riordans Arm, als sie hinter MaryAnn hereilten. Siehst du, wie geschmeidig ihre Bewegungen sind? Sie ist kein Jaguar, aber ich weiß nicht, was sie ist. So etwas wie sie habe ich noch nie gesehen. Du?
    Riordan durchforstete sein Gedächtnis und versuchte, sich zu erinnern, ob er je eine solche Verwandlung miterlebt hatte. Es war schwierig, mehr in MaryAnn zu sehen als die hübsche Modepuppe, die sie in seinen Augen war. Sie war intelligent und couragiert für einen Menschen, das hatte er schon immer gewusst, aber ihre Courage war nicht die Art von Mut, die man brauchte, um die Gefährtin eines karpatianischen Jägers wie Manolito zu sein. Riordans Bruder war dominant und hart, ohne weichere Seiten, die ihn für eine Frau wie MaryAnn akzeptabler machen könnten. Doch sie hatte einen stählernen Charakter, und es steckte sehr viel mehr in ihr, als auf den ersten Blick erkennbar war. Sie strahlte Kraft und Energie aus, ohne sich dessen bewusst zu sein, aber sobald sie darüber nachdachte, wurde sie ungeschickt und ängstlich.
    Die größte Frage ist, ob sie für Manolito eine Gefahr ist oder nicht.
    Ich glaube, sie ist sehr verwirrt über all das, Riordan. Sie tut mir leid. Ihre geistige Verbindung zu Manolito ist stark. Wenn es nur diesen einen Blutaustausch gegeben hat, wieso ist die Verbindung zwischen ihnen dann in ihr so stark, dass sie mehr über Manolitos Aufenthaltsort weiß als du? Denn vertu dich nicht – sie weiß ganz genau, wo er ist und läuft geradewegs zu ihm. Er ist gute sechs Meilen entfernt, aber sie kommt schnell voran, obwohl sie noch nie in ihrem leben in einem Dschungel war.
    MaryAnn spürte ein Summen in ihrem Kopf, als flatterten Insekten darin herum. Die Karpatianer sprachen schon wieder miteinander. Sie hasste das. Benutzten sie sie, um an Manolito heranzukommen? Wenn Riordan seinen Bruder wirklich finden wollte, warum sprach er ihn dann nicht direkt an, warum rief er ihn nicht und lockte ihn aus seinem Versteck hervor? Warum hatten sie Manolito nicht auf ihrer Ranch begraben, wo er zwischen Familienmitgliedern wieder aufgewacht wäre, die ihm beigestanden hätten? Weshalb hatten sie nicht erwähnt, dass sie ein zweites Heim besaßen? Und warum fürchteten Juliettes Schwester und Cousine sich so davor, zu dem Haus der De La Cruz' zu kommen? Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Das alles hätte ihr Angst einjagen müssen – und hätte es sicher auch getan –, aber plötzlich drang Manolitos Stimme wieder in ihr Bewusstsein.
    Wo bist du? Er klang so schrecklich einsam und

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