Gefangene deiner Dunkelheit
schneller würde sie ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden.
Er winkte ihr mit gekrümmtem Finger. »Komm her.«
Sie bekam schon wieder einen trockenen Mund. »Danke, aber ich stehe hier sehr gut.« Mit ihren Lieblingsstiefeln halb im Schlamm versunken. Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie sich nicht bewegen können. Ihr Herz begann zu hämmern, und Furcht beschlich sie, nicht vor ihm, sondern vor sich selbst. Um sich selbst.
Sein Blick glitt über sie, und es lag etwas sehr Besitzergreifendes in seinen dunklen Tiefen. Keine Liebe oder auch nur Zuneigung, sondern Inbesitznahme. Und unverhohlene Sinnlichkeit. Ihr Körper reagierte, doch ihr Verstand schrie eine Warnung. Sie hatte es hier nicht mit einem menschlichen Mann zu tun, der nach den Regeln ihrer Gesellschaft lebte. Sie war allein mit einem Karpatianer, der ein Anrecht auf sie zu haben glaubte. Der wusste, dass er ihren Geist beherrschen und sie dazu bringen konnte, ihm zu Willen zu sein. Dieser Mann würde totale Unterwerfung und Gefügigkeit von seiner Partnerin verlangen. Und sie war die Art von Frau, für die so etwas nie infrage käme. Wie zum Teufel hatte sie sich bloß in diese vertrackte Situation gebracht?
»Ich sagte, komm her.« Sein Tonfall wurde weder lauter noch härter, sondern höchstens noch um einiges leiser, sodass seine Stimme sich wie die samtene Berührung einer Zunge auf ihrer Haut anfühlte. Und seine schwarzen Augen forderten Gehorsam.
Bevor sie es verhindern konnte, trat sie näher, und starke Arme umfingen sie und pressten ihren Körper an den seinen. Sie fügten sich aneinander wie die zwei Hälften eines Ganzen. Er war hart und muskulös, sie ganz weich und anschmiegsam und sich jeder einzelnen ihrer sanften Rundungen bewusst. Er flüsterte etwas in seiner eigenen Sprache, etwas Liebevolles und betörend Sinnliches. Te avio päläfertiilam. Er wiederholte die Worte, während sein Mund über dem wild pochenden Puls an ihrem Hals verharrte, bevor er mit der Zunge sanft darüberstrich. »Du bist meine Gefährtin des Lebens.«
Das konnte nicht wahr sein, weil sie wusste, dass man dazu übersinnliche Fähigkeiten haben musste, aber in diesem Moment wollte sie, dass es so war. Sie wollte das Gefühl der Zugehörigkeit zu diesem Mann. Noch nie in ihrem Leben hatte sie körperlich so stark auf einen anderen Menschen reagiert. Entolam kuulua, avio päläfertiilam. Wie ein warmer Hauch glitten seine Lippen über ihren Puls, seine Zähne zupften sanft an ihrer Haut, und seine Zunge war eine einzige Liebkosung, bis sie schier in Flammen aufzugehen glaubte. »Ich beanspruche dich als meine Gefährtin.«
Sie hob den Kopf, öffnete den Mund, um Einspruch zu erheben, aber sein Mund presste sich auf ihren, raubte ihr den Atem und gab ihr dafür seinen. Ihre Knie versagten ihr den Dienst, und um Halt zu finden, schlang sie ein Bein um seine Schenkel, während ihre Zunge sich mit seiner zu einem langen, langsamen und überaus erotischen Spiel vereinte. Das Gefühl schien jede Nervenfaser in ihr zu entfesseln, brachte ihr Blut zum Rasen und ließ ihr Herz in ihren Ohren dröhnen. Fast hätte sie die leisen Worte überhört, die in ihr Bewusstsein drangen und sich dort verankerten.
Ted kuuluak, kacad, kojed. Elidamet andam. Pesamet andam. Uskolfertiilamet andam. Sivamet andam. Sielamet andam. Ainamet andam. Sivamet kuuluak kaik etta a ted. »Ich gehöre zu dir. Ich gebe mein Leben für dich. Ich gebe dir meinen Schutz und meine Treue, mein Herz, meine Seele und meinen Körper. Alles, was dir kostbar ist, nehme ich in meine Obhut.«
Der Kuss vertiefte sich. Glühend vor Verlangen, verlor sie sich darin und schmiegte sich noch fester an ihn, als könnte sie so ganz und gar mit ihm verschmelzen. Sie spürte, wie ihr Herz und ihre Seele nach ihm griffen. Wie sie sich mit ihm vereinten. Ihre Brüste wurden schwer und schmerzten vor Verlangen. Sie spürte die heiße Feuchte zwischen ihren Schenkeln, und ihre Gedanken verschwammen sogar noch mehr mit der unbändigen Leidenschaft, die sie erfasste.
Irgendein kleiner, vernünftiger Teil von ihr versuchte, sie zu retten, irgendein kleiner, unberührter Teil ihres Verstandes schwenkte eine rote Flagge, aber Manolitos Mund war anders als alles, was sie je zuvor gekostet hatte, und sie wollte mehr, war geradezu süchtig nach seinem Geschmack. Seine Hand glitt unter ihre Jacke, schob ihr Shirt hoch und legte sich so sanft und warm um ihre Brust, dass sie scharf die Luft einsog und seinen Kopf
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