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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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verloren, dass ihr das Herz wehtat vor Mitgefühl mit ihm.
    Sie war keine Läuferin, doch sie begann zu rennen, mühelos und leicht, sprang über umgestürzte Bäume, als wäre sie als Athletin auf die Welt gekommen, und irgendetwas in ihr drängte sie, sich zu beeilen. Beim Laufen entspannte sich ihr Geist, wurde ruhig und sicher und taxierte alles um sie herum mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit.
    Auch ihre Sicht war irgendwie anders, als wären all ihre anderen Sinne so geschärft, dass sie ihr ihre normale Sicht genommen hatten. Die lebhaften Grün- und Rottöne von Blättern und Blumen vermischten sich und wurden stumpfer, bis die Farben kaum noch zu unterscheiden waren. Doch selbst in dem trüben Grau entgingen ihr nicht die Bewegungen der Insekten und Eidechsen, der Laubfrösche und Affen über ihr. Ihre Nachtsicht war immer hervorragend gewesen, doch jetzt schien sie sich sogar noch verbessert zu haben; ohne die blendend grellen Farben konnte sie im Vorbeilaufen ein weitaus größeres Spektrum von Dingen unterscheiden.
    Es war ein berauschendes Gefühl, all ihre Sinne so geschärft zu haben. Ihr Gehör hatte sich auf jeden Fall sehr stark verbessert. Sie konnte sogar die Luft aus Juliettes Lungen entweichen hören. Das Rauschen des Blutes in ihren Adern. Etwas Wildes entfesselte sich in ihrem Inneren und begann, sich auszubreiten.
    MaryAnn schnappte entsetzt nach Luft. Sie stolperte und stürzte fast, als sie so abrupt den Schritt verhielt, dass Riordan und Juliette sie beinahe überrannten. Sie wich vor ihnen zurück, eine Hand auf der kleinen Wunde an ihrer Brust, die jetzt wieder pochte und brannte.
    »Was hat er mit mir gemacht?«, flüsterte sie. »Ich verwandele mich in etwas anderes.«
    Juliette griff nach Riordans Handgelenk und drückte es warnend, damit er nicht das Falsche sagte. Er bemerkte vielleicht nicht, wie zerbrechlich und verloren MaryAnn aussah, aber ihr entging es nicht. Eine andere, sehr reale Furcht lag jetzt in ihren Augen, ein Misstrauen wie das eines in die Enge getriebenen Tieres. Sie wussten nicht, wie MaryAnn reagieren würde, doch noch schlimmer war, dass sie es nicht wusste, und das war Juliette unheimlich.
    »Wir wissen nicht genau, was Manolito mir dir gemacht hat. Vermutlich hat ein Mal ein Blutaustausch zwischen euch stattgefunden.« Juliette holte tief Luft und versuchte, völlig aufrichtig zu sein. »Oder zwei Mal. Du bist keine Karpatianerin, er hat dich also nicht verwandelt.«
    »Aber Nicolae hat Blut von mir genommen, um Destiny besser zu schützen.«
    Und vor ihm empfand sie keine Furcht. Das spürte Riordan, als er an ihren Geist rührte. Nicht so wie jetzt. Warum hatte es ihr keine Angst gemacht, als Nicolae ihr Blut genommen hatte, obwohl das doch nur ganz normal gewesen wäre?
    MaryAnn strich sich mit einer Hand über den Kopf, als verscheuchte sie ein lästiges Insekt, und trat noch einen weiteren Schritt von Juliette und Riordan zurück. Mit jedem Atemzug wuchs ihre Furcht. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht; sie wusste es, konnte es tief in ihrem Inneren spüren. Sie schloss ihre Hand zur Faust und bohrte ihre Nägel in den Ballen, um sich selbst zu testen. Allmählich wusste sie nicht mehr, was real war und was nur Illusion sein konnte.
    Sie weiß, dass wir über sie sprechen, warnte Riordan, und das regt sie auf.
    Und hast du dich schon einmal gefragt, wie sie das wissen kann? Das dürfte sie nämlich eigentlich nicht. Sie glaubt ja nicht einmal, dass sie übersinnliche Fähigkeiten besitzt.
    Sie hat mehr als das, Juliette. Sie verfügt über magische Kräfte und bedient sich ihrer völlig mühelos.
    Oder ohne es zu wissen. »Das ist verrückt, MaryAnn«, fügte Juliette laut hinzu. »Weder Riordan noch mir ist klar, was wir davon halten sollen.«
    »Ich will nach Hause.« Doch während sie es noch sagte, wusste sie schon, dass sie das nicht konnte, nicht, bevor sie Manolito De La Cruz gefunden und sich vergewissert hatte, dass er lebte und wohlauf war und nicht in irgendwelchen grauenhaften Schwierigkeiten steckte. Ihre verfluchte Natur, die anderen immer helfen und sich ihrer annehmen musste! Sie hob ihre zitternde Hand. Ihr Nagel war schon wieder nachgewachsen, noch viel, viel schneller, als es bei ihr normalerweise der Fall war. »Was glaubt ihr denn, was er mit mir gemacht hat? Ihr müsst doch eine Ahnung haben. Und ist es rückgängig zu machen? Weil ich nämlich menschlich bin und meine Familie menschlich ist und ich gern menschlich bin. Das

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