Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
verhielt sich still, als sich ein weiterer dicker Eissplitter in seine Schulter bohrte. Es war ein stechender, Übelkeit erregender Schmerz, der aber sofort wieder verschwand, als er sich weigerte, ihn zur Kenntnis zu nehmen. »Damals war ich jung und dumm, Maxim. Und ich war im Irrtum. Wie wir alle.«
    »Nein, wir hatten recht.«
    »Die Jaguarmenschen haben Fehler gemacht, die sie teuer zu stehen kamen, doch sie sind keine Karpatianer, und ihre Bedürfnisse sind anders als die unseren. Du hast dich dafür entschieden, nicht auf deine Gefährtin zu warten, Maxim. Dadurch hast du jede Chance aufgegeben, eine Frau und Kinder zu haben und mitzuhelfen, eine dauerhafte Gesellschaft zu begründen. Du hast die Macht der Blutlinie des Prinzen gesehen. Er ist die Lebensader für unser gesamtes Volk.«
    »Seine Macht ist nicht echt, sie ist nur vorgetäuscht. Sieh dir die Narbe an deiner Kehle an, Manolito. Wie viele Male bist du bereit, für ihn zu sterben? Zweimal hast du dich schon an seiner Stelle niederstechen lassen und einmal auch für die Gefährtin seines Bruders. Du bist hier in der Welt der Schatten, um für deine ›Schand-taten‹ gerichtet zu werden. Was für Schandtaten? Du hast ehrenhaft gelebt und deinem Volk gedient, und trotzdem bist du hier.« Die Stimme wurde jetzt überaus verführerisch, scheinbar ganz und gar erfüllt von Lauterkeit und Eifer. »All die uralten Rassen sind heute nur noch von der Welt vergessene Mythen. Die einst so mächtigen Jaguarmenschen findet man bloß noch in Büchern. Sie bedecken sich mit Scham. Sie misshandeln ihre Frauen. Möchtest du, dass das mit unserer Spezies auch geschieht?«
    »Wenn du wirklich glauben würdest, was du sagst, Maxim, dann hättest du einen anderen Weg gewählt. Warum Vampir werden? Warum der Macht wegen morden? Warum versammelst du nicht deine Armee und marschierst in aller Offenheit gegen Mikhail?«
    »Das war nicht der Plan.«
    »Zu Untoten zu werden, war auch nie Teil des Plans. Unsere Familien lebten ehrenhaft, Maxim. Wir begrüßten den Vampir nicht, sondern jagten ihn.«
    Maxim ignorierte ihn. »Meine Brüder und ich haben gründlich überlegt, wie die Übernahme vonstatten gehen kann. Wenn wir den Prinz direkt angreifen, würden wir geschlagen werden. Du weißt, dass die Mehrheit der Karpatianer an die alten Sitten glaubt. Sie sind Vieh, mehr nicht.«
    Manolito kräuselte die Lippen. »Menschen und Jaguare sind Vieh für dich. Und nun auch noch die Karpatianer. Du bist in deiner eigenen Achtung wirklich hoch gestiegen, Maxim. Du hast dir mehrfach selbst widersprochen.«
    Maxim verschränkte seine Arme. »Du willst mich verärgern, Manolito, aber das schaffst du nicht. Du warst einst ein großer Karpatianer, aus einer mächtigen Familie, doch du hast der falschen Person deine Loyalität geschenkt. Du hättest dich uns anschließen sollen. Das kannst du immer noch. Für die nächste Welt bist du ohnehin bereits verloren.«
    Zum ersten Mal beschleunigte sich Manolitos Puls und reagierte damit auf die verdrehte Logik des Vampirs. Vampire waren Meister der Täuschung, mit der sie aber oft auch ein paar Wahrheiten verflochten. Was hatte er seiner Gefährtin angetan? Warum konnte er sich nicht an seine »Tat« erinnern? MaryAnn schien nicht böse auf ihn zu sein. Tatsächlich hatte sie ihn sogar beschützt – oder es wenigstens versucht.
    Der Gedanke an seine Gefährtin wärmte ihn und vertrieb die Eissplitter, die in seinen Körper eingedrungen waren und sein Blut hatten erstarren lassen. Er blinzelte erstaunt und blickte auf seine Hände. Sie waren fast durchsichtig gewesen, doch nun nahmen sie eine dunklere Farbe an, als rematerialisierte sich sein Körper wieder.
    »Ich sehe, dass hier doch Gefahr besteht«, sagte er. »Du warst immer schlau, Maxim, aber du hast nie an die Bedeutung der Gefährtinnen für unser aller Leben geglaubt. Du warst damals schon im Irrtum und bist es heute sogar noch mehr. Ich bin nicht verloren, solange ich meine Gefährtin habe.«
    »Und was glaubst du, was deine Gefährtin gerade tut, während du im Reich der Schatten weilst? Denkst du, sie könnte ohne die Berührung eines Mannes leben? Sie begehrt den Jaguarmann, und sie wird sich zu ihm legen.«
    Manolito spürte, wie sein Magen sich verkrampfte. Er hatte nicht gewusst, was für eine dunkle, hässliche Empfindung Eifersucht war, bis er seine Gefährtin gefunden hatte. »Sie wird mich nicht hintergehen. Sie hat die andere Hälfte meiner Seele. Du kannst mich nicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher