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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Nacht die abgelegeneren Gebiete aufgesucht und noch mehr Eingeborene hierhergebracht haben«, meinte Dax. »Ich habe ihn noch nie so schnell arbeiten sehen.«
    In der Mitte des Dorfes befand sich eine Art grausiger Altar. Auf einem hölzernen Podest stand ein grober, aus Holz und menschlichen Knochen gefertigter Thron, zu dessen beiden Seiten sich große schwarze Flügel erhoben, die mit dichten Lagen schwarzer Federn bedeckt waren. Die Flügel waren verklebt von Blut, das in der feuchten Luft des Dschungels noch nicht getrocknet war. Wie ein makabrer Wasserfall tropfte es noch immer von dem ganz und gar damit durchtränkten Podium auf den mit einem schwarzen Sekret bedeckten Boden darunter. Riley und Dax gingen vorsichtig um das Podium herum. An der Rückseite der blutigen Schwingen hing Martys gequälter Körper, der völlig nackt war bis auf die Insekten, die in seinen offenen Wunden fraßen oder ihre Eier darin ablegten.
    Galle stieg in Rileys Kehle auf. Die meisten von Martys Organen quollen aus der zerfetzten Haut, sein Rücken war irgendwie mit dem Podium verschmolzen worden, und es war sein Blut, das vorn von dem Podest hinuntertropfte. Als sie sich ihm näherten, fiel das blutige, entstellte Gesicht zur Seite, und ein blubberndes Gestöhn entrang sich seinen Lippen.
    »Oh, mein Gott! Dax! Tu etwas! Er lebt noch. Er ist noch nicht tot, Dax!«
    Mit einer Handbewegung vertrieb Dax sämtliche Insekten von ihrem Festbankett, stieg auf das Podium und legte knapp oberhalb des Schlüsselbeins des jungen Mannes eine Hand auf seine Haut. Martys blutige Augenlider flatterten, gequälte Augen verdrehten sich, um Dax ansehen zu können. Wie Marty noch leben konnte und zudem noch bei Bewusstsein war, war Riley ein Rätsel. Aber ihr brach das Herz, als sie ihn ansah, und Tränen liefen ungehindert über ihr Gesicht.
    Dax hielt den Kontakt ein paar Minuten und suchte offenbar in Martys Geist nach Informationen, die er nutzen konnte. Als er die Hand zurückzog, wandte er zwar den Kopf in Rileys Richtung, vermied jedoch jeden Blickkontakt mit ihr. »Schau weg, Riley!« Es war eher eine Bitte als ein Befehl, doch fast hätte sie gehorcht. Aber dann drückte sie nur fest die Hand, die sie noch immer hielt, weil sie wusste, was Dax vorhatte, und ihm dabei eine Stütze sein wollte.
    Alle Schmerzen und grauenvollen Erinnerungen waren aus Martys Bewusstsein ausgelöscht, sodass er sich nur noch an die glücklichen Momente seines Lebens erinnerte. Dax schwenkte eine Hand, und der junge Mann stieß einen letzten Seufzer aus, bevor er seinen furchtbaren Verletzungen erlag. Riley und Dax hatten nichts mehr für ihn tun können. Der Junge war dem Tode schon zu nahe gewesen. Aber Riley konnte nicht aufhören zu weinen, als Dax sie von dem Podium wegführte.
    Dunkle, unheilvolle Wolken bildeten sich unnatürlich schnell am Himmel über ihnen. Blitze zuckten hin und her, und die Luft knisterte von Elektrizität, doch Dax’ Verschlossenheit verunsicherte Riley am meisten. Zum ersten Mal spürte sie, wie er sich innerlich von ihr entfernte, und ließ ihn gehen. Das Bedürfnis, sich zu distanzieren, war schließlich nur verständlich, wenn man mit solchen Gräueln konfrontiert wurde.
    »Marty war hier, um mit seinem Professor und Todd, seinem Freund, Ruinen zu untersuchen«, sagte Dax, der die sich zusammenballenden Sturmwolken beobachtete. »Er liebte Geschichte und besonders das Studium der Mythen und alten Götter. Mitro verbrachte viel Zeit in diesem Teil von Martys Gehirn. Ich glaube, dass der Vampir möglicherweise vorhat, seinen eigenen Kult zu erschaffen, und dazu den Vulkan, die Drachen und die einheimischen Legenden benutzen wird.« Dax’ Stimme war neutral, doch selbst ohne die geistige Verbindung zu ihm glaubte Riley, eine gewisse Beschämung darin wahrzunehmen.
    »Das ist nicht deine Schuld, Dax.«
    Er fuhr fort, als hörte er sie nicht. »Mitro hat Marty benutzt, um so viel wie möglich über die moderne Welt zu erfahren. Er ließ sich Zeit dazu, während er die Dorfbewohner dazu brachte, sich gegenseitig umzubringen – oder vielmehr in seinem Namen zu opfern. Pedro war einer der Ersten, die gestorben sind.«
    »Dax …«
    Er ließ sie nicht ausreden. »Oh, doch, Riley, all das ist meine Schuld. Jedes Kind, jede Frau, jeder Mann, die sterben mussten … all diese Tode sind ganz allein nur meine Schuld.« Dax hob die Hand, und Blitze sprangen aus seinen Fingerspitzen und vereinten sich zu einem Ball aus Licht und

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