Gefangene der Flammen
umliegenden Büschen hervorquollen, ja selbst von den Ästen über ihnen herunterfielen. Dax hob Riley schnell auf und sprang mit ihr über ein Stückchen Gras und Erde. Der Bereich dahinter war frei von Ameisen, und als Riley sich umschaute, bemerkte sie, dass der Fleck, von dem sie abgesprungen waren, schon wieder vollkommen normal aussah.
»Eine von Mitros Fallen. Lass uns weitergehen!«, sagte Dax nur ungerührt.
Er fand noch zwei andere Fallen, sprang über sie hinweg und reinigte sie schnell und effektiv. Doch dann, kurz bevor sie das Dorf komplett umrundet hatten, war es Riley, die abrupt den Schritt verhielt. Sie wusste nicht einmal, warum. »Dax?« Verwirrt blickte sie zu ihm auf. »Ich bin mir nicht sicher, warum ich stehen bleibe. Aber hier ist etwas. Kannst du es fühlen?«
»Ja.«
Sie schaute ihm prüfend in die Augen. »Du hättest es also auch ohne mich gefunden. Was soll das sein? Eine Art Test?«
»Ich wollte dich nicht im Lager bei den anderen zurücklassen. Es war mir zu gefährlich. Falls jemand aus diesem Dorf entkommen ist oder nicht rechtzeitig zu dem Kampf im Camp war, wärst du jetzt sein Ziel. Hier konnte ich dich beschützen und gleichzeitig herausfinden, wozu du imstande bist und wozu nicht.« Seine Stimme verriet keinerlei Gewissensbisse, und Riley merkte, dass er auch nicht vorhatte, sich dafür zu entschuldigen, sie unter einem Vorwand mitgenommen zu haben.
Sie straffte die Schultern. »Dann lass es mich versuchen!«
Wie schon zuvor, als sie in die Nähe des Dorfes gekommen waren, blockierte Dax alle anderen Informationen und Eindrücke, damit Rileys Sinne sich voll und ganz auf diesen einen seltsam leeren Flecken konzentrieren konnten. Und schon nach kurzer Betrachtung wurde Mitros Spur ersichtlich. Das Fleckchen war nicht leer. Das Böse war so konzentriert, dass Rileys Sinne erstarrten, als würden ihre Nerven mit Eis betäubt.
Riley veränderte ein wenig die Richtung und folgte der eisigen Spur, überzeugt, dass dies der Weg war, den Mitro eingeschlagen hatte. Ihre Instinkte leiteten ihre Gedanken, ihre übersinnlichen Fähigkeiten eilten ihr voraus wie Fühler. Ohne ein Ritual zu vollziehen, um sie zu bündeln und zu verschärfen, waren sie nicht ganz so stark, doch da Dax die Geräusche des Regenwaldes »abschaltete«, war es relativ leicht für Riley, Mitros Spur zu folgen. Ihr Geist folgte den eisigen Überresten seiner üblen Präsenz, die mal in diese, mal in jene Richtung führten, bis Riley schon sehr weit von ihrem Ausgangspunkt entfernt war.
»Das reicht, sívamet. Wir haben genügend Anhaltspunkte«, riss Dax’ tiefe Stimme sie aus ihrer Konzentration.
Das war nicht das, was sie hören wollte. Sie kam Mitro immer näher. Die Spur fühlte sich anders an, als würde sie stärker, und Riley war ebenso interessiert daran wie Dax, ihre eigenen Fähigkeiten zu erproben.
»Du hast uns einen Anfang verschafft, sívamet, doch jetzt wird es zu gefährlich.« Diesmal ließ sein Ton keinen Widerspruch zu.
Seufzend kam Riley zurück. Ihr ganzer Körper schmerzte, ihre Muskeln fühlten sich wie verknotet und ihre Beine wie aus Gummi an. Dax war das Einzige, was sie noch aufrecht hielt. »Warum hast du mich zurückgerufen? Ich war so nahe dran.«
»Du wurdest müde. Und Mitro wartet vielleicht schon irgendwo auf dich. Er hat ein Gespür für die Schwächen seiner Opfer. Er hätte dich in deinem erschöpften Zustand angreifen können.«
»Ich hasse diesen Kerl.« Riley atmete wieder normal, und ihre Glieder fühlten sich nicht mehr bleiern an.
»Ich kannte ihn, bevor er zum Vampir wurde, und mochte ihn schon damals nicht.« Dax stützte sie immer noch.
Riley erschauderte unter den negativen Schwingungen, die von dem Dorf ausgingen, doch sie ließ sich nicht davon beirren. Während sie die Informationen verarbeitete, wurde ihr klar, dass da noch mehr war, dass der Rhythmus und Puls der gesamten Umgebung völlig andere Schwingungen als normalerweise aussandte. Sie konnte regelrecht spüren, wie die Erde kämpfte, um den Schaden zu beheben.
Hand in Hand gingen Riley und Dax auf das Dorf im Urwald zu. Auf dem Weg gerieten sie in drei weitere Fallen, die Dax jedoch schnell beseitigte, und dann traten sie aus dem Wald heraus auf den gerodeten Bereich des Dorfes, und Riley fand sich inmitten der grauenvollsten Szenerie wieder, die sie je gesehen hatte. Ihr fehlten die Worte. Die Anzahl der Toten, die den Boden bedeckten, war schier unglaublich.
»Mitro muss in der ersten
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