Gefangene der Flammen
wagen, jemanden wie sie anzusprechen. Natürlich mussten Mütter solche Dinge sagen – und vielleicht glaubten sie sie ja sogar. Doch Riley hatte die Erklärungen ihrer Mutter nie ernst genommen.
Dax’ Finger, der mit exquisiter Sanftheit ihre Unterlippe streichelte, machte sie verrückt und weckte das unglaubliche und völlig uncharakteristische Bedürfnis in ihr, diesen Finger in den Mund zu nehmen. Er war die personifizierte Versuchung – die Schlange im Garten Eden -, und Riley erlag ihr schneller, als Eva bestimmt auch nur daran gedacht hatte.
Irgendwie brachte Riley es zustande, einen Laut von sich zu geben, doch das war auch schon alles. Dax’ glutvolle Augen, die von den längsten Wimpern umrahmt wurden, die sie je bei einem Mann gesehen hatte, lenkten sie einfach viel zu sehr ab.
»Möchtest du dein Geschenk?«, raunte er.
Ihr Blick glitt zu seinem perfekt geschnittenen Mund. Wenn sie sich nur ein bisschen vorbeugte …
»Bist du wach, sívamet?«, fragte er mit einem Lachen in der Stimme. Es musste sie schwer erwischt haben, denn dieses Lachen hallte in ihrem ganzen Körper nach und setzte jeden Nerv in Flammen. Wie hypnotisiert von ihm schaffte sie es gerade noch zu nicken. Sie hatte aus dem Alltag ausbrechen und Abenteuer erleben wollen, doch sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie einem Mann wie ihm begegnen könnte.
»Dies ist eine sehr, sehr alte Tradition«, erklärte er, als er ihr eine einzelne Blume überreichte.
Die Blüte war groß und einer Lilie ähnlich, aber wie ein Stern geformt. Die zarten Blütenblätter waren geöffnet und gaben das Innere der Blüte frei, deren Fruchtknoten rubinrot mit zwei gestreiften Staubfäden war. Die Form und Größe der Narbe trieben Riley die Röte ins Gesicht, weil dieser Teil der Blüte wie eine sehr beachtliche Erektion aussah. Sie kannte sich mit Blumen aus; ihre Mutter hatte alle möglichen gezüchtet, aber diese hier, die von außerordentlicher Schönheit war, könnte definitiv zur Erläuterung von Geschlechtsmerkmalen dienen.
»Probier sie!«
Riley blinzelte und schluckte. Ihr war nicht ganz klar, warum das sexy klang, doch alles, was er sagte und tat, erschien ihr heute sexy.
»Streich mit deiner Zunge um den …«
»Ja, ja, ich verstehe schon.« Aber eine seltsame Scheu hielt sie zurück.
Gefesselt von der Intensität seines Blickes, war sie nicht mehr in der Lage, woandershin zu schauen -sie war eine Gefangene dieser faszinierenden Augen und außerstande, sich zu wehren. Zaghaft berührte sie mit der Zungenspitze den knollenförmigen Kopf des Staubblatts. Sofort verspürte sie einen lebhaften, würzigen Geschmack im Mund, der anders war als alles, was sie je zuvor gekostet hatte. Um mehr von dieser Köstlichkeit zu bekommen, fuhr sie mit der Zunge an der Unterseite und um den ganzen Kopf herum.
Dax beugte sich zu ihr vor, bis sie seinen warmen Atem an ihrem Nacken spüren konnte. »Magst du den Geschmack?«
»Er ist erstaunlich«, gab sie zu. »Ich habe so etwas noch nie gekostet.«
»Die Blume nimmt den Geschmack des Gebers an.«
Sein Blick hielt ihren fest und drängte sie, auch das letzte Tröpfchen aufzunehmen, und die brennende Intensität seiner faszinierenden Augen ließ Riley erschauern vor Verlangen. Aber was sollte sie so erregend an seiner Erklärung finden? Und warum konnte sie nicht aufhören, die zarte Blume zu kosten, als wäre sie geradezu süchtig nach diesem würzigen Geschmack? Die Blütenblätter, die weich wie Samt waren, enthielten seinen Duft. Bei jeder Berührung ihrer Zunge fühlte sie sich mehr und mehr mit ihm verbunden und nahm die Tröpfchen in sich auf wie Nektar.
»Gib sie mir!«, sagte er, ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden.
Widerstrebend strich sie ein letztes Mal mit der Zunge über die Blüte und reichte sie ihm zurück. Während er ihr nach wie vor fest in die Augen blickte, senkte er den Mund auf die Blüte und nahm mit der Zungenspitze den Nektar auf, der sich an dem Fruchtknoten und den Staubfäden sammelte. Noch nie hatte Riley etwas so Erotisches gesehen. Ihr ganzer Körper begann zu glühen.
»Dein Geschmack macht süchtig, sívamet.« Hemmungsloses sexuelles Verlangen klang in seiner Stimme mit.
Eine Flut flüssiger Hitze schien sich plötzlich in ihr auszubreiten, die ihr noch mehr zu schaffen machte. Die Anspannung in ihr wurde fast unerträglich, als es intensiv, beinahe schmerzhaft tief in ihrem Inneren zu pochen begann. Aber sie presste die Lippen zusammen und zwang
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