Gefangene der Leidenschaft
durch das Land zog - um sich von ihren Untertanen huldigen zu lassen. Obwohl sie sich im privaten Kreis oft über die langatmigen Lobreden lustig machte, trat sie in der Öffentlichkeit als die gütige Monarchin auf. Sie wollte geliebt werden und brauchte die Ehrfurchtsbekundungen der Bevölkerung.
„Habt Ihr schon geantwortet?“ Elizabeth blickte von der Schriftrolle auf.
„Nein, Madam, das überlasse ich Euch. Ein Bote überbrachte dies gerade eben von den Dorfältesten. Sie warten auf Eure Entscheidung!“
„Was gibt es da zu überlegen?“ Die Königin setzte ihren Namenszug auf das Pergament und reichte es Morgan. „Wenn wir schon nicht jagen können, wollen wir wenigstens den Feierlichkeiten im Dorf beiwohnen! “
Windham saß tief in Gedanken versunken da. Aus der Jagd wurde also nichts. Aber er würde einen Weg finden, der Königin aufzulauern, wenn sie allein und schutzlos war. Schließlich konnte Morgan Grey nicht jede Minute bei ihr sein und sie beschützen. Notfalls musste er beseitigt werden. Und Windham wusste nach kurzem Überlegen auch, wie. Dank seines brillanten Plans.
„Gefällt Euch die Idee nicht, ein Dorffest zu feiern, Windham?“ Seine Geistesabwesenheit hatte Elizabeths Aufmerksamkeit erregt.
Er setzte ein gezwungenes Lächeln auf und wählte seine Worte sorgfältig. „Ich kam nur aus einem Grund nach Greystone Abbey: Um mich im Schein Eures Glanzes zu sonnen, Majestät. Natürlich hatte ich auch gehofft, Euch auf die Jagd zu begleiten!“
„Ja. Das hatte ich Euch versprochen!“ Elizabeth schenkte ihm ein herzliches Lächeln. „Aber wie schon Charles so treffend bemerkte, habe ich über das englische Wetter keine Macht. Warum nicht diese kleine Abwechslung, Windham? Die Leute im Dorf wollen mir ihre Liebe bekunden!“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wie kann ich ihnen das Vergnügen nehmen?“
Wie stets schmeichelte Windham sich mit honigsüßen Worten bei ihr ein. „Ich kann ihre Verehrung verstehen, Majestät. Unter all Euren Untertanen bin ich der Erste, der unserer schönen Königin mit Liebe und Ehrfurcht huldigt.“
Morgan hörte der Unterhaltung mit Abscheu zu. Nur mit Mühe konnte er eine Bemerkung unterdrücken. Durchschaute denn die Königin Windhams hohle Schmeicheleien nicht? Er musste daran denken, was sie am Hof gesagt hatte. Jede Frau, sogar die mächtige englische Königin, sehnte sich von Zeit zu Zeit nach den Komplimenten eines Mannes. Selbst wenn sie nichts als maskierte Lügen waren.
17. KAPITEL
Der Dorfplatz war mit Flaggen, bunten Wimpeln und den königlichen Bannern geschmückt. Unter einem Zeltdach waren lange Tische für den Festschmaus aufgestellt, den die Frauen des Dorfes für ihre Monarchin und die hohen Gäste zubereitet hatten.
Als die Kutschen von Greystone Abbey im Dorf eintrafen, standen die Bewohner dicht gedrängt an der Straße. Viele hielten ihre Kinder hoch, damit auch sie einen Blick auf die Königin werfen konnten.
Freudenrufe ertönten, als Elizabeth, prächtig gewandet, aus ihrer Kutsche stieg. Die Kirchenglocken begannen zu läuten, und die feierliche Stimmung trieb vielen die Tränen in die Augen. Dann, als die Königin in majestätischer Pose vor der Menge stand, verstummten die Leute in Ehrfurcht. Die Männer verneigten sich, und die Frauen versanken in tiefen Knicksen.
Elizabeth genoss das Schauspiel. Sie sog die bewundernden Blicke der Männer und Frauen ein, die ihre besten Kleider trugen. Die drallen rotbackigen Kinder starrten sie mit offenen Mündern an. Ja, genauso hatten sie sich die Königin vorgestellt. Im juwelengeschmückten Gewand, umgeben von ihrem Hofstaat.
„Euer Majestät!“ Der Älteste des Dorfes trat vor, blass und vor Aufregung zitternd. „Worte können die Liebe nicht ausdrücken, die Euer Volk für Euch empfindet. Wir verdienen die Ehre nicht, und umso dankbarer sind wir, dass Ihr so huldvoll wart, unser bescheidenes Dorf zu besuchen!“
Die Königin sah, wie seine Hand zitterte, und schenkte ihm ihr liebenswürdigstes Lächeln. „Ich bin es, die dankbar ist.“ Ihre Stimme erhob sich über dem Schreien der Babys und dem Seufzen des Windes. „Dankbar für die Liebe und Treue so braver Leute, wie Ihr es seid.“
Als sie begann, unter den Dorfbewohnern umherzugehen, wich Morgan nicht von ihrer Seite. Seine Männer mischten sich unter die Menge und achteten genau darauf, ob nicht jemand eine Waffe unter seinem Wams versteckt hatte.
Morgan hatte sie zur Wachsamkeit angehalten. Er war sich der
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