Gefangene der Leidenschaft
Gefahr bewusst, in der sich die Königin befand. Aber er hatte den Leuten im Dorf das Fest nicht verwehren wollen. Wann bekämen sie je wieder eine Chance, ihre Königin zu sehen?
Trotzdem würde er erst wieder ruhig sein, wenn der Trubel vorbei und die Königin wieder sicher in seinem Haus wäre.
Der Dorfälteste führte Elizabeth an die Tafel, die für die Gäste reserviert war. Sie wusste aus Erfahrung, dass sie endlose Reden über sich ergehen lassen musste, bevor sie das Mahl genießen konnte.
Während Lord Quigley begann, die Speisen zu kosten, setzten die Dorfleute sich nach und nach an die rohen Holztische, und dann endlich erhob sich der Bürgermeister und hielt mit bebender Stimme seine Rede.
Elizabeth unterdrückte ein Gähnen, doch die Tortur war noch lange nicht vorbei. Nach dem Bürgermeister sprach der Geistliche, nach ihm der Dorfrichter und schließlich der redegewandte Chronist des Fleckens. Er überreichte der Königin ein Geschenk der Dorfbewohner.
Sie bedankte sich lächelnd und reichte es an Morgan weiter. „Ich bin tief bewegt und danke Euch. Aber das einzige Geschenk, das ich mir je von meinen Untertanen gewünscht habe, ist ihre Liebe und treue Ergebenheit!“
Als der letzte Bissen des ländlichen Festschmauses verzehrt war, wurde für die Gäste ein Historienspiel aufgeführt. Die Schauspieler traten in antiken Gewändern auf, und vor einer klassischen Kulisse wurde Elizabeth den griechischen Göttern gleichgesetzt.
Dann führten die jungen Mädchen zur Musik der Dorfmusikanten traditionelle Tänze vor, und zum Abschluss und Höhepunkt rezitierte ein blondlockiger Bauernbursche ein selbst verfasstes Gedicht auf die Schönheit und Gerechtigkeit der Königin.
Als die Dunkelheit hereinbrach, gab die Königin das Zeichen zum Aufbruch. Alle Dorfbewohner stimmten beim Schein ihrer Fackeln eine Hymne an, und unter dem Geläut der Kirchenglocken wurde Elizabeth zu ihrer Kutsche geleitet.
„Was meint Ihr, Morgan?“ fragte sie, während die Kutsche über die Straße nach Greystone Abbey rollte.
„Ich denke, dass Generationen von diesem Ereignis sprechen werden. Mütter werden es ihren Töchtern erzählen, und die werden es an ihre Kinder weitergeben. Bis Euer Besuch zur Legende geworden ist!“
„Ja“, sagte Brenna seufzend. „So etwas ist Stoff für Legenden, Majestät. Noch nie habe ich so begeisterte Liebesbekundungen erlebt.“
Die Königin lehnte sich zurück und schloss die Augen. Wozu brauchte sie einen Gemahl? Dies war die Liebe, nach der ihre Seele verlangte. Ihr Volk liebte und verehrte sie. Wie also hatte sie auch nur einen Moment glauben können, dass ihr Leben in Gefahr war?
Brenna erwachte aus tiefem Schlaf und horchte auf das Klopfen an der Tür. Ein eiskalter Schauer überlief sie, denn unwillkürlich dachte sie an den Eindringling, der sie bedroht hatte.
Das leise Klopfen hielt an. Brenna beschloss, nicht weiter darauf zu achten. Wenn es ein Diener war, müsste er morgen früh wiederkommen. Nichts konnte so dringend sein, dass Morgan mitten in der Nacht geweckt werden müsste.
Er lag an ihren Rücken geschmiegt und hielt sie locker umschlungen. Sie hatten sich lange und leidenschaftlich geliebt. Brennas Körper brannte noch jetzt von Morgans Liebkosungen.
Wieder pochte es an der Tür. Brenna öffnete die Augen. Der tiefen Dunkelheit nach musste es noch Stunden bis zur Dämmerung sein. Wer konnte es sein, der so hartnäckig versuchte, sich Gehör zu verschaffen? Bestimmt niemand, der Brenna oder Morgan übel wollte.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Vielleicht Madeline? Oder ein Diener der Königin? Es konnte sein, dass jemand erkrankt war.
Brenna schlüpfte lautlos aus dem Bett und nahm ihren Dolch, der griffbereit auf einem Tisch lag. Dann warf sie sich ein Tuch über die Schultern und tappte barfuß in den Wohnraum.
Als sie die Tür zum Flur öffnete, blickte sie in Claudes Gesicht. Vor Überraschung brachte sie keinen Ton heraus.
„Mylady“, flüsterte er, „ich muss mit Euch sprechen!“
Noch immer starrte sie ihn sprachlos an. Was dachte er sich dabei, sie um diese Zeit in ihren Gemächern aufzusuchen? „Morgen früh“, flüsterte sie und wollte die Tür wieder schließen.
Claude stemmte die Hand dagegen. „Nein. Morgen ist es zu spät!“
„Ist etwas mit Madeline oder Adrienne?“ fragte Brenna erschrocken.
„Nein. Ich habe ein Problem. Könntet Ihr mit mir hinunterkommen, damit wir ungestört reden können?“
Brenna zögerte. Aber
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