Gefangene der Liebe
Zwinger deutete darauf hin, dass Hunde das Grundstück bewachten, vermutlich nachts.
Das Tor schwang erst auf, nachdem Matthew seine Personalien an der Fernsprechanlage durchgegeben hatte. Vor dem Haus begrüÃte ihn der Oberst und führte ihn durch die eleganten Räume.
âMia hat das Haus geliebtâ, erklärte er.
Das mochte ja sein, obwohl die Wohnverhältnisse auf Matthewetwas merkwürdig wirkten.
In seinen Augen war die Beziehung zwischen Hamilton und seiner Verlobten nicht normal. Wenn eine Frau, die so aussah wie Mia Palmieri, Teil seines Lebens wäre, würde sie die Nacht in seinen Armen verbringen und nicht â wie im Haus des Colonels â in einem Bett, das in einem Zimmer am anderen Ende des Hauses stand.
âSie schlafen nicht zusammen?â
Darauf reagierte Hamilton ungehalten. âDas geht Sie gar nichts an.â
âO doch, und daran gewöhnen Sie sich besser gleich, Colonel.â Matthew lieà nicht locker.
âNatürlich haben wir miteinander geschlafenâ, behauptete Hamilton. âAber Mia bestand auf einem eigenen Zimmer.â
âWarum? Und jetzt sagen Sie bitte nicht, sie wollte ihre Privatsphäre schützen.â
Warum er das gesagt hatte, wusste Matthew selbst nicht genau, aber jedenfalls erzielte er einen Volltreffer. Denn Hamilton wirkte ziemlich verlegen. âMia benutzt Sex, um zu erreichen, was sie willâ, gab er zögerlich zu.
âUnd was wollte sie von Ihnen, Colonel?â
Natürlich war die Frage rüde. Doch Matthew wollte mit ihr Hamiltons Reaktion testen.
âNichts Bestimmtes. Sie â¦â Jetzt bekam Matthew fast Mitleid mit dem Mann. âSie bildete sich ein, damit die Oberhand zu behalten.â
âDas hat ja auch funktioniert. Sie hat direkt vor Ihrer Nase Kokain geschmuggelt.â
âAber ich habe das Paket abgefangen, das habe ich Ihnen doch gesagt.â
âAber Sie haben ihr nicht mit Konsequenzen gedroht.â
Zuerst befürchtete Matthew, der Oberst würde ihn hinauswerfen. Doch stattdessen lieà der Mann resigniert die Schultern fallen.
âIch bin bestimmt nicht stolz auf meine Schwäche für Miaâ, sagte er leise. âAber ich liebe sie, und ich will sie zurückhaben.âDie Köchin bestätigte, dass Mia einfach verschwunden war. Ohne die geringsten Anzeichen eines Kampfes, wie umgeworfene Stühle â nichts, rein gar nichts.
âIst Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?â
âSiâ, sagte sie nach kurzem Ãberlegen. âDie señorita hat ihr Mittagessen nicht angerührt. Vom Tablett hat nur eine Wasserflasche gefehlt.â
Das fand Matthew interessant. Wäre eine Frau, die ohne Anzeichen eines Kampfes entführt wurde, imstande, eine Wasserflasche mitzunehmen?
âHat an dem Tag noch jemand hier gearbeitet?â
âNein, señor.â Die Köchin schüttelte den Kopf. Dann fiel ihr noch etwas ein. âNur der Junge, der den Pool reinigt, war kurz da. Aber er war längst beim Nachbarhaus, als die señorita verschwand.â
Als Nächstes befragte Matthew den Jungen. Es dauerte fünf Minuten, bis er sich daran erinnerte, dass an dem Tag ein Taxi vorbeigefahren war. Vielleicht auf dem Weg zu Hamiltons Haus.
AnschlieÃend, auf dem Rückweg zur Stadt, hielt Matthew bei einem Hotel und bat um eine Liste der örtlichen Taxiunternehmen. Bereits beim dritten Anruf hatte er Glück.
Für zehn Dollar fiel dem Mann in der Taxizentrale ein, dass er am Tag von Mias Verschwinden einen Wagen zu Hamiltons Haus geschickt hatte. Es kostete weitere fünfzig Dollar, um den Fahrer ausfindig zu machen. Der betrachtete lange das Foto, bevor er sagte, er könnte sich an die Dame erinnern.
Er hatte sie zu einem Mietwagenverleih gefahren.
Auch deren Angestellter erinnerte sich an Mia. Sie hatte um eine Wegbeschreibung nach Bogotá gebeten. Eine ganze Weile hatte er versucht, ihr die Fahrt auszureden, weil sie fünfzehn, sechzehn Stunden dauerte und gefährlich war, besonders für eine Gringa. Doch Mia hielt an ihrem Vorhaben fest, und der Angestellte zeichnete ihr die Route auf einer Karte ein. Wenigstens hatte sie sich für die kürzeste Strecke entschieden.
Eine halbe Stunde später verlieà Matthew die Stadt, allerdingsnicht auf Mias Strecke.
Jetzt glaubte er sicher, dass Mia weggelaufen war. Aber warum?
Eigentlich gab es nur zwei logische Erklärungen: Entweder floh
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