Gefangene der Magie
denke?«, fragte sie atemlos, während sie die Stufen im Treppenhaus hinunterstürmte. Sie flog mehr, als dass sie rannte.
Der Vogel zirpte bestätigend. »Ich spüre ihre Magie.«
Kira schauderte. Sie hörte Nick nach ihr rufen, hielt aber nicht an. Sie konnte nicht glauben, dass ihr das noch mal passierte. Dass Sina ihren Drachen mitten ins Reservat schickte, um sie zu erledigen.
Hatte sie nicht schon genug gelitten?
Die Koboldfamilie, die ein Stockwerk tiefer lebte, schielte vorsichtig durch den Türspalt nach draußen. Angezogen durch das Brüllen des Drachen, trat der Jüngste vorsichtig ins Treppenhaus hinaus, aber als eine aufgescheuchte Sidhe, ein Vampir und eine Nymphe an ihm vorbeizischten, zogen ihn die besorgten Eltern rasch wieder ins Innere.
Vor dem Eingang des Apartmentkomplexes kam Kira schlitternd zum Stehen. Als sie in den Nachthimmel blickte, weiteten sich ihre Augen.
Es war derselbe Drache, schwarz beschuppt und mit den ausgebreiteten Schwingen nun noch monströser. Bedrohlich bäumte er sich hoch über ihren Köpfen auf.
Er war auf dem Dach des Reservats gelandet, dank seiner panzerartigen Haut anscheinend immun gegen das Eisen, und spie Säulen aus Feuer aus dem Maul.
Kira spürte die Hitze seines Atems und konnte sehen, wie das Eisen im Feuer schmolz und zu einer schimmernden Pfütze hinabtropfte. Ein silbernes Cabrio fuhr durch die eben entstandene Lücke und trotzte der Schwerkraft, indem es langsam hinabschwebte, ehe es auf seinen vier Rädern aufkam und mit einem jaulenden Geräusch über die Straße sauste. Ein ungutes Gefühl sagte Kira, dass sie ihretwegen gekommen waren.
»Ist das ein …?«, fragte Nick, als er hinter Kira aus dem Hauseingang geprescht kam.
»… Drache?«, beendete Elly seinen Satz.
Ehe Kira es sich versah, war der Vampir an ihrer Seite und hielt ihren Oberarm grob umfasst. »Vergiss, was ich vorhin gesagt habe.« Nicks Augen glühten. »Du musst reden. Was macht der Drache hier? Wieso ist er hinter dir her?«
»Wie kommst du darauf, dass er hinter mir her ist?«, fragte Kira und zerrte an ihrem Arm.
Pooka zwitscherte erbost.
»Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Es ist derselbe Drache, der mit dir zusammen überall in den Nachrichten gezeigt wurde. Und jetzt ist er hier, kurz nachdem du wieder zu uns gebracht wurdest.«
»Nick, lass sie los!« Elly funkelte Nick mit ihren blauen Augen wütend an und verpasste ihm einen Stoß, wie nur eine Nymphe es wagen würde. »Du tust ihr noch weh!«
Nick strafte Elly mit einem finsteren Seitenblick, löste aber seine eisigen Finger von Kiras Oberarm.
Kira atmete erleichtert auf. »Der Drache«, begann sie zu erklären, während sie ihren schmerzenden Arm rieb. »Er hört auf eine sehr mächtige Sidhe, die mich nicht besonders mag.«
Nicks linke Augenbraue wanderte spöttisch nach oben. »Nicht mag? Was muss man jemandem antun, damit er einem seinen ausgewachsenen Drachen auf den Hals hetzt?«
Kiras Wangen wurden heiß. »Ich habe ihr nichts getan«, erwiderte sie mit schriller Stimme. »Sie mag mich einfach nicht, okay?«
Sie richtete ihren Blick wieder zum dunklen Nachthimmel und dem roten Schimmer, der von den Wolken reflektiert wurde. Noch saß der Drache auf dem Gitter. Noch war der Wagen das Einzige, was durch die Öffnung gekommen war, um sie zu holen. Aber wie lange würde es dauern, bis der Drache hinabflog, um alles in Schutt und Asche zu legen? Ein Flammenmeer auslöste, das sie alle versengte, nichts und niemanden verschont ließ?
Kira erzitterte. »Ich hätte nie gedacht, dass Sina so weit gehen würde, den Drachen hierherzuschicken. Es tut mir leid. Ich wollte nie jemanden in Gefahr bringen.«
Nick kam wieder an ihre Seite. Diesmal beschützend, statt anklagend. »Jemand ist in einem Wagen durch das Loch geflogen. Deine Sidhe?«
Kira schüttelte den Kopf. »Sie würde sich nie so nah an das Territorium der Magier heranwagen. Ich tippe auf ihre Lakaien. Vampire oder Werwölfe – die würde das Eisen nicht so stark behindern.«
»Vielleicht können wir durch das Loch entkommen«, sagte Elly voller Sehnsucht.
Kira seufzte. »Es ist zu weit oben und dann müssten wir immer noch an dem Feuer speienden Drachen …« Das Heulen eines Motors ließ sie verstummen.
Kira spannte ihre Beine zur Flucht an. »Ich muss weg von hier. Es tut mir leid, aber ihr solltet in eine andere Richtung. Euch werden sie in Ruhe lassen, wenn man euch nicht in meiner Nähe findet.«
Nick und Elly
Weitere Kostenlose Bücher